Wir waren uns in Venedig begegnet und da wir beide jung, lebensfroh und zum erstenmal in Italien waren, hatten wir uns einander angeschlossen und zusammen die Reise fortgesetzt. Er war ein unbemittelter Künstler, ich ein verwöhntes Kind des Glücks, von zärtlichen Eltern mit freigebiger Liebe erzogen, eben nach glänzendem Examen von der Universität geschieden, ein mit Leidenschaft der schönen Kunst der Malerei ergebener Dilettant und ein schönheitstrunkener Idealist, dem der Pessimismus des Zeitalters noch nicht in die junge Seele eingedrungen war. Nun waren wir in Rom und genossen in vollen Zügen, was tausende vor uns genossen haben, was tausende nach uns genießen werden, so wie man den Frühling, der doch wiederkehrt, so lang die Welt steht, stets aufs neue mit seiner Blütenpracht genießt. Wir hatten bereits viele Wochen in den Wundern der Kunst und der Natur, welche die alte Zauberin Roma vereinigt, geschwelgt und waren noch nicht zu eigner Arbeit gekommen, denn auch ich, obgleich wie gesagt Dilettant, hatte die Absicht, zu kopieren, um ganz vertraut mit den großen Meistern zu werden und ihre Seele gleichsam zu belauschen, indem ich das Geheimnis ihres Schaffens und Verfahrens an der Quelle zu ergründen strebte. Endlich aber beschlossen wir doch, auch mit der Arbeit anzufangen und das Sehen nur noch als Hochgenuß und Lohn übrig zu lassen.
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