Marktplatzangebote
13 Angebote ab € 1,88 €
  • Buch

'Als sich im März 1945 die Amerikaner der Stadt näherten, man konnte bereits deutlich den Donner der Kanonen von der Front hören, flüchtete ich - trotz meines Fleckfiebers - aus dem Fritzlaer Ursulinenkloster.' Mit dieser Flucht gehen für Valentin Senger zwölf Jahre der Angst zu Ende, als Jude und Kommunist entdeckt und mit seiner Familie deportiert zu werden. Auf einmal ist die Vorstellung von einem demokratischen, menschenfreundlichen Deutschland keine Fieberphantasie mehr. Doch die Überraschungen beginnen schon auf dem Weg nach Hause. Senger findet Unterschlupf bei drei Frauen, für die…mehr

Produktbeschreibung
'Als sich im März 1945 die Amerikaner der Stadt näherten, man konnte bereits deutlich den Donner der Kanonen von der Front hören, flüchtete ich - trotz meines Fleckfiebers - aus dem Fritzlaer Ursulinenkloster.' Mit dieser Flucht gehen für Valentin Senger zwölf Jahre der Angst zu Ende, als Jude und Kommunist entdeckt und mit seiner Familie deportiert zu werden. Auf einmal ist die Vorstellung von einem demokratischen, menschenfreundlichen Deutschland keine Fieberphantasie mehr. Doch die Überraschungen beginnen schon auf dem Weg nach Hause. Senger findet Unterschlupf bei drei Frauen, für die Zigeuner und Juden 'das Letzte' sind. Und als der Heimkehrer dann in seiner Heimatstadt ankommt, erschrickt er über die Apathie in den Gesichtern: von Freude über das Kriegsende keine Spur.

Im alltäglichen Überlebenskampf geht es zunächst nur um eines: wo ist etwas Eßbares aufzutreiben? Senger hat Glück, daß ihn die Amerikaner als Bäderputzer einstellen. Dort kann er stehlen, was die Familie zum Leben braucht und was auf dem Schwarzmarkt abzusetzen ist. Die Jagd nach Eß- und Brennbarem verdeckt jedoch nicht, daß geistig schon wieder aufgerüstet wird. Aus dem amerikanischen Erzfeind ist über Nacht der beste Freund geworden, und vom Massenmord an den Juden will niemand etwas hören. Ohnedies hat sich herausgestellt, daß die meisten Deutschen Widerstandskämpfer waren. Senger erzählt aus der Perspektive von jemandem, der sich über die Niederlage der Nazis gefreut hat. Er muß jedoch schnell feststellen, daß sein Wille zum Neubeginn, seine Vorstellung von einem anderen Deutschland nur von wenigen geteilt werden, daß er bald wieder zu den an den Rand Gedrängten gehört, mit denen die neuen Demokraten nichts zu tun haben wollen. Sein ungewöhnlicher Bericht über die Nachkriegszeit wird damit auch zur Auseinandersetzung mit den verpaßten Chancen nach 1945. Senger schreibt darüber mit der anschaulichen Genauigkeit und Unmittelbarkeit des Zeitzeugen.
Autorenporträt
Valentin Senger: Geboren 1918 in Frankfurt am Main, Lehre als technischer Zeichner, Maschinenbauschule, Konstrukteur, Betriebsleiter. Nach dem Zweiten Weltkrieg Journalist, bis zu seiner Pensionierung Redakteur beim Hessischen Rundfunk/FS. Valentin Senger starb im September 1997.