Der Autor spürt dem Leben seines Urgroßvaters nach. Die Quellenlage ist natürlich schlecht und beschränkt sich auf einige wenige Daten, die der Autor in Kirchenbüchern und einigen amtlichen Dokumenten fand. Wie lebte der Urgroßvater Nesje, der Heumacher, der 40 Jahre lang als erster Mäher und Knecht
auf dem Hof seines Grundherrn Frondienst leistete? Und nach Ableistung dieses Dienstes sein…mehrDer Autor spürt dem Leben seines Urgroßvaters nach. Die Quellenlage ist natürlich schlecht und beschränkt sich auf einige wenige Daten, die der Autor in Kirchenbüchern und einigen amtlichen Dokumenten fand. Wie lebte der Urgroßvater Nesje, der Heumacher, der 40 Jahre lang als erster Mäher und Knecht auf dem Hof seines Grundherrn Frondienst leistete? Und nach Ableistung dieses Dienstes sein gepachtetes Land urbar machte und bebaute?
„Ich musste ihn herbeidichten, aus Luft und aus dem Nichts, aus dem Licht über Molde und Rekneslia, aus dem Wind, der meine Haare zaust, und aus dem Regen, der auf Felder und Menschen fiel - zu seiner wie zu meiner Zeit.“ Sehr poetische Worte, die den Urgroßvater aus der Vergangenheit und Vergessenheit ins Heute bringen.
Der Autor zeichnet das Bild eines rechtschaffenen Mannes, der seinen Pflichten verlässlich nachgeht und die Sache seines Grundherrn zu seiner eigenen Sache macht. Nesje kennt seinen Platz in der sozialen Hierarchie, und er ist nicht neidisch, „Er war zufrieden damit, der zu sein, der er war.“ Aber Nesje hat Träume: er möchte eines fernen Tages sein eigenes Land bewirtschaften, um seinen Kindern ein Auskommen zu sichern.
Der Autor nimmt auch die Verwandten, die Geschwister seiner Frau, in den Blick. Auch sie arbeiten hart und ringen dem kargen Boden das zum Überleben Notwendige ab. Das Überleben wird schwieriger: die Löhne gehen zurück, der Fjord ist leergefischt, und das Getreide wird wegen der kurzen Vegetationsperioden nicht jedes Jahr reif. Nesje erkennt, dass er trotz harter Arbeit niemals die guten Tage erreichen wird, von denen er träumt.
Immer mehr Menschen entziehen sich der Armut und der Unfreiheit in Norwegen und wandern aus nach Amerika, dem Land, in dem Milch und Honig fließen und in dem sie ihre Träume vom guten Leben hoffen verwirklichen können. Der Autor begleitet sie, und als Leser liest man von Träumen, die zerplatzen und der Realität – z. B. dem beginnenden Maschinenzeitalter - nicht standhalten können.
Diese Geschichten erzählt der Autor im kargen, wortarmen Ton einer Saga. Die Figuren hält er auf Distanz zum Leser und lädt nicht zur Identifikation ein. Das Handeln seiner Figuren stellt er fast chronikhaft vor, wobei er niemals wertet. Aber im Mittelpunkt steht der Urgroßvater Nesje, der seiner Heimat treu bleibt. Wenn der Autor viele Seiten lang die mühsame Kunst des richtigen Mähens schildert, merkt man seinen Respekt vor diesem Mann und seinem harten und mühseligen Leben.
Ein sehr packendes und bewegendes Lebensbild.
Ein wunderbares Buch!