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"Meine masurische Großmutter konnte ich nicht kennen, weil sie im Januar 1945 erschossen wurde. Ich habe nie ein Foto gesehen, lange wusste ich nicht einmal ihen Vornamen. Es gibt keinen Kirchenbucheintrag, keinen Grabstein. Es ist, als hätte es sie nicht gegeben." Minna ist eine junge masurische Landarbeiterin, die den anderen hochmütig erscheint, weil sie davon träumt, der Enge des Dorflebens zu entkommen. Eines Tages, noch vor dem Krieg, lernt sie auf einem ihrer Streifzüge durch die Wälder den Vogelkundler Gwidon kennen. Er ist polnisch, katholisch und verheiratet. Trotzdem üben die beiden…mehr

Produktbeschreibung
"Meine masurische Großmutter konnte ich nicht kennen, weil sie im Januar 1945 erschossen wurde. Ich habe nie ein Foto gesehen, lange wusste ich nicht einmal ihen Vornamen. Es gibt keinen Kirchenbucheintrag, keinen Grabstein. Es ist, als hätte es sie nicht gegeben." Minna ist eine junge masurische Landarbeiterin, die den anderen hochmütig erscheint, weil sie davon träumt, der Enge des Dorflebens zu entkommen. Eines Tages, noch vor dem Krieg, lernt sie auf einem ihrer Streifzüge durch die Wälder den Vogelkundler Gwidon kennen. Er ist polnisch, katholisch und verheiratet. Trotzdem üben die beiden aufeinander eine immer stärker werdende Faszination aus. Um dauerhaft in seiner Nähe zu sein, zieht Minna schließlich nach Allenstein, wo Gwidon lebt, und nimmt eine Stelle als Kindermädchen an. Wieder beginnen die beiden, sich heimlich zu treffen: in verlassenen Gärten am wilden Ufer der Alle. Sie begeben sich dabei in große Gefahr, denn die Liebe zwischen einer Deutschen und einem Polen ist zu diesen Zeiten unmöglich... Anna Kaleri erzählt eine Liebesgeschichte, wie sie sich zugetragen haben könnte. Sie beleuchtet damit ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte und erschafft zugleich eine berührende Romanfigur.
Autorenporträt
Anna Kaleri, geb. 1974 im Ostharz, studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Heute ist sie freie Autorin, Journalistin und Übersetzerin und unterrichtet in der Prosawerkstatt. Sie lebt mit ihrer Familie in Leipzig.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.02.2013

Masurisches Schicksal

Was so lieblich-elegisch mit dem Titel "Der Himmel ist ein Fluss" und einem sanft schlummernden Liebespaar auf dem Buchumschlag daherkommt, ist tatsächlich eine zutiefst verstörende Geschichte, die zudem im Kern wahr ist. Die Leipziger Schriftstellerin Anna Kaleri ist vor einigen Jahren dem Leben ihrer Großmutter väterlicherseits nachgegangen, die 1945 in Masuren von russischen Soldaten erschossen worden ist. Viel mehr weiß man nicht von ihrem Leben, denn als sie starb, waren ihre beiden unehelichen Kinder noch klein. Also versuchte Anna Kaleri die spärliche Familienüberlieferung durch Gespräche in Masuren zu ergänzen, doch das Rätsel um Leben und Tod blieb bestehen. Was sie aber erfuhr, war, dass die damals noch nicht volljährige Frau sich mit polnischen Kriegsgefangenen eingelassen haben soll, und diese Auskunft war der Ausgangspunkt für jene Liebesgeschichte, mit der Anna Kaleri nun die Lücken in der Biographie fiktiv ergänzt und ihrer Großmutter auf diese Weise ein neues Leben schenkt - das Leben einer jungen Frau, die sich mit eigener Beharrlichkeit der Fremdbestimmung durch ihre Eltern, den deutschen Gutsherrn, aber auch den polnischen Liebhaber, der ihr erst die Sinne für ihre Umgebung geöffnet hat, entgegenstellt. Dennoch bleibt die Liebe von Minna zu Gwidon das Zentrum dieses Buchs, und wie Anna Kaleri dieses Idyll in Worte fasst, macht dessen Zerbrechen in einer Zeit, in der für Liebe abseits der Norm kein Platz war, umso erschütternder. Die Prosa tastet sich mit Minna in das plötzlich erschreckend weite Leben, neugierig und poetisch, wie eine erste Liebe eben ist. Und dann zieht sie sich mit dem Verschwinden des Liebsten aus dieser Welt wieder zurück ins Innerste der Protagonistin. Das ist keine kleine Leistung der Autorin. (Anna Kaleri: "Der Himmel ist ein Fluss". Roman. Graf Verlag, Berlin 2012. 223 S., geb., 16,99 [Euro].) apl

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"Und wie Anna Kaleri dieses in Idyll in Worte fasst, macht dessen Zerbrechen umso erschütternder...", Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.02.2013