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"Man kann alles, wenn man will!", sagt der alte Mann zu seinem Enkel und schwingt sich in den Kopfstand. Die wahre Willenskraft seines Großvaters begreift Stefan Hertmans jedoch erst, als er dessen Notizbücher liest, und beschließt, den Roman dieses Lebens zu schreiben. Eindringlich beschwört er eine bitterarme Kindheit in Belgien, zeigt den 13-Jährigen, wie er bei der Arbeit in der Eisengießerei davon träumt, Maler zu werden, und stattdessen im Ersten Weltkrieg an die Front nach Westflandern gerät. Dass der Mann, der dieses Grauen überlebt, fast am Tod seiner großen Liebe zugrunde geht, ist…mehr

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Produktbeschreibung
"Man kann alles, wenn man will!", sagt der alte Mann zu seinem Enkel und schwingt sich in den Kopfstand. Die wahre Willenskraft seines Großvaters begreift Stefan Hertmans jedoch erst, als er dessen Notizbücher liest, und beschließt, den Roman dieses Lebens zu schreiben. Eindringlich beschwört er eine bitterarme Kindheit in Belgien, zeigt den 13-Jährigen, wie er bei der Arbeit in der Eisengießerei davon träumt, Maler zu werden, und stattdessen im Ersten Weltkrieg an die Front nach Westflandern gerät. Dass der Mann, der dieses Grauen überlebt, fast am Tod seiner großen Liebe zugrunde geht, ist eines der Geheimnisse, denen der Enkel auf die Spur kommt. Mit seiner Hommage an den Großvater ist Hertmans ein grandioser Roman gelungen.
Autorenporträt
Hertmans, Stefan
Stefan Hertmans, geboren 1951, gilt als einer der wichtigsten niederländischsprachigen Autoren der Gegenwart. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Preis der flämischen Gemeinschaft für Prosa. Für Der Himmel meines Großvaters erhielt er 2014 den AKO Literatuurprijs und De Gouden Uil.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Die Beschaulichkeit im Ton steht dem Buch gut, meint Stephan Wackwitz und meint das als Kompliment, denn im Vergleich mit deutschen, laut Rezensent stets sehr auf die Gegenwart zielenden Erinnerungsbüchern geht Stefan Hertmans' Dokumentarroman für Wackwitz museal und meditativ zu Werke und öffnet den Imaginationsraum weit und mit dem Licht niederländischer Stilleben, wie Wackwitz schreibt. Dem Rezensenten gefällts, wenn der Autor von seinem handwerkenden Großvater erzählt, dem Sohn eines Genter Kirchenmalers. Aber auch der gänzlich nichtheldische Kriegsbericht, in dem für den Rezensenten die Sinn- und Hoffnungslosigkeit des Schlachtens offenbar wird, obgleich mitunter schwer zu lesen, scheint ihm gutgetan zu haben.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.10.2014

Krieg und Terpentin
Stefan Hertmans erzählt vom 20. Jahrhundert aus belgischer Perspektive
„Krieg und Terpentin“ (Oorlog en terpentijn) ist der Originaltitel dieses 2013 erschienenen Romans des belgisch-flämischen Autors Stefan Hertmans. Auf Deutsch lautet er nun „Der Himmel meines Großvaters“. Vielleicht soll das ein Anklang an „Das Jahrhundert meines Vaters“ sein, die Geschichte des 20. Jahrhunderts aus familiärer Sicht, die der holländische Journalist Geert Mak 1999 herausbrachte und die auch in Deutschland ein Bestseller wurde. Es gibt kaum flämische Autoren in deutscher Übersetzung, da mag man geglaubt haben, dass der Anklang an einen erfolgreichen Holländer hilft.
  Und es stimmt: Die Bücher von Mak und Hertmans zeigen eine entfernte Verwandtschaft, denn beide lassen die große Historie in privaten Bezügen erscheinen, als Generationengeschichte, sie spielen mit dokumentarischer, nicht-fiktionaler Form. Doch der erste große Unterschied liegt schon in den historischen Erfahrungen: Belgien geriet in den Ersten Weltkrieg, Holland nicht. Und um den Weltkrieg von 1914 geht es in Hertmans beeindruckender Geschichte seiner Familie zwar nicht ausschließlich, doch ist er ihre Achse. „Es gab die Zeit vor dem Großen Krieg, und es gab die Zeit danach“, sagt der Erzähler. Das gilt für Belgien insgesamt.
  Warum das so ist, kann und sollte der deutsche Leser aus diesem wichtigen und schönen Buch erfahren. Das Königreich Belgien war nicht am Nervenkrieg der „Schlafwandler“ im Juli 1914 beteiligt, denn es war ein von den Großmächten Europas seit 1839 neutralisiertes Land. Nur wegen des deutschen Schlieffen-Plans wurde es im August 1914 zum Kriegsschauplatz, und das blieb Belgien unter seinem mutigen König Albert I., der allen deutschen Bündnisangeboten widerstand, bis zum bitteren Ende 1918. Nur Verdun und die Gebiete um die Somme haben ebenso furchtbar gelitten wie Belgien zwischen Ypern und der Yser-Front. Keines der entsetzlichen Details, die Hertmans im mittleren Teil seines Romans beschreibt, ist erfunden.
  Hier lässt er seinen Großvater, einen Soldaten im niederen Offiziersrang, als Ich-Erzähler auftreten, naturalistisch nah am schmutzigen und blutigen Kriegsalltag. Das ist kühn, denn Hertmans muss mit der gut bekannten Kriegsliteratur der Zeitgenossen konkurrieren, mit Erich-Maria Remarque (offenkundig das Stil-Vorbild dieses Teils), Henri Barbusse oder Ernst Jünger. Doch es gelingt ihm, ein auch im Ton glaubwürdiges Zeugnis zu erschaffen, von dem er nahelegt, es folge originalen Aufzeichnungen des Großvaters, was in Belgien nach dem großen Erfolg des Romans zu kritischen Diskussionen führte.
  Doch war Hertmans klug genug, seinen naturalistischen Hauptteil mit zwei gleich starken Kapiteln einzurahmen, in denen er selbst als Autor und Enkel auftritt und als Ich-Erzähler seine eigene Geschichte mit dem Großvater und dessen Erinnerungen und Hinterlassenschaften berichtet. Sie zeigen eine private Spurensuche, die dann auch die Vor- und Nachgeschichte des Großen Kriegs entfaltet.
  Hertmans erzählt die Geschichte seiner Familie im 20. Jahrhundert um den Ersten Weltkrieg herum also in zwei denkbar unterschiedlichen literarischen Formen, einerseits mit dem Realismus nach Art Remarques und andererseits in einem Reflexionsmodus, der von Ferne an W.G. Sebald erinnert, den das Buch zitiert, ohne ihn stilistisch zu imitieren.
  Dieser erzählperspektivischen Zweiteilung folgend hat der kurze, komplexe Roman zwei Hauptthemen: den Krieg und die Kunst. Denn der Großvater, dessen traumatische Kriegserfahrung das düstere Zentralgestirn ist, war Sohn eines Kirchenmalers und selbst ein passionierter Hobby-Maler – darauf verweist das Terpentin im Originaltitel, den man vielleicht doch besser beibehalten hätte. Damit ist eine atmosphärische Polarität aufgebaut, die größer kaum vorstellbar ist. Sie spannt sich aus zwischen dem Horror von Materialschlacht und Stellungskrieg einerseits und der geduldigen, kontemplativen, kunstfrommen Handarbeit der Malerei andererseits. „Krieg und Terpentin“: Das ist die belgisch-zivilisierte Antwort auf Ernst Jüngers brutale Dialektik von Schönheit und Schrecken.
  In dieses Triptychon hat Hertmans die Geschichte seiner Urgroßeltern und seiner Großeltern vom späten 19. Jahrhundert bis in die letzten Jahre des 20. Jahrhunderts eingepasst. Es sind kleine Leute aus der Stadt Gent, überwiegend Handwerker, durch und durch katholisch, zunächst sehr arm, den Unbilden von Entbehrung, Überarbeitung und Krankheit so ausgesetzt, wie es in Europa die unteren Klassen der Gesellschaft vor dem Reichwerden der Sozialstaaten überall waren. Hertmans’ Familiengeschichte hat den Geschmack der Wahrheit, wie ihn in der deutschen Literatur zuletzt Per Leos Romanessay „Flut und Boden“ zeigte. Den Zusammenhang der Liebe, den der Roman herstellt, macht seine bewegendste Episode fühlbar.
  Der kleine belgische Soldat, Stefan Hertmans’ Großvater, darf zur Erholung von schweren Verwundungen an der Yser-Front nach England, der verbündeten Großmacht. Er wählt dafür die Stadt Liverpool, weil dort sein Vater, der Kirchenmaler, einige Jahre vor dem Krieg einen Auftrag auszuführen hatte. Und zufällig entdeckt er die Kapelle mit dem Fresko dieses mittlerweile verstorbenen Vaters. Und siehe: Hier, in der Fremde und ohne Aussicht, dass er dabei ertappt würde, hatte der Vater nicht nur sich selbst in einem Heiligenkopf porträtiert, sondern auch seinen Sohn, eben den Soldaten, der sich hier wiederfindet und auf dessen Spuren ein Jahrhundert danach Stefan Hertmans wandert. Zarter, rührender ist eine Wiedererkennung, eine Überbrückung der Zeiten selten in Szene gesetzt worden.
GUSTAV SEIBT
Stefan Hertmans: Der Himmel meines Großvaters. Roman. Aus dem Niederländischen von Ira Wilhelm. Hanser Berlin Verlag, Berlin 2014. 320 Seiten, 21,90 Euro. E-Book 16,99 Euro.
Hertmans’ private Spurensuche
zum Großen Krieg umfasst auch
dessen Vor- und Nachgeschichte
Britische Soldaten des East Yorkshire Regiment am Frenzenberg bei Ypern, Belgien im Jahr 1915.
Foto: Ernest Brooks/National Library of Scotland/dpa
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"Ein wichtiges und schönes Buch." Gustav Seibt, Süddeutsche Zeitung, 16.10.14

"Die Lektüre dieser anrührenden und tiefsinnigen Geschichte ist außerordentlich fesselnd. Herausragend ist Hermans' feinfühlige und zugleich kraftvolle, bildreiche Sprache." Susanne von Schenck, SWR2 Forum Buch, 26.02.15

"Stefan Hertmans macht sich auf die literarisch höchst gelungene Suche nach seinem Großvater. ... Zum Gedenkjahr an den Ausbruch des Ersten Weltkrieges fügt dieses Buch, das den Wahnsinn aus der Sicht eines sensiblen flämischen Soldaten zeigt, dem kollektiven Geschichtsbuch ein paar wichtige Seiten hinzu. ... In dieses Buch passt beinahe ein Jahrhundert." Katrin Schumacher, Deutschlandradio Kultur, 29.12.14

"Stefan Hertmans setzt in einem kunstvoll komponierten Roman ... seinem laienhaft malenden Großvater und dessen Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg ein literarisches Denkmal, in dem er auch das Geheimnis einer großen Liebe lüftet." Rolf Brockschmidt, Der Tagesspiegel, 08.12.2014

"Mit 'Der Himmel meines Großvaters' ist nicht nur ein schönes und lehrreiches Buch aus unserem Nachbarland zu entdecken, sondern auch etwas zu lernen u?ber unser eigenes Verhältnis zur Geschichte des vergangenen Jahrhunderts." Stephan Wackwitz, die tageszeitung, 26.11.14

"Eine schwierige und äußerst gelungene Übung in dem Versuch, zu verstehen, wie ein flämischer Jedermann den Ersten Weltkrieg erfuhr, und wie sich aus heutiger Sicht davon erzählen lässt." Volkmar Mühleis, Deutschlandfunk, 24.06.15…mehr