Für Jo geht es in diesem Sommer um alles: Sie träumt davon, die beste Fußballerin aller Zeiten zu werden und wechselt zur Jungsmannschaft Blau-Weiß. Dort ist sie so gar nicht willkommen und das Training gibt ihr den Rest - selbst das Tor kommt ihr auf einmal winzig klein vor. Jo ahnt, dass sie selbst ihr größtes Hindernis ist. Ausgerechnet der geheimnisvolle Kubitschek von nebenan gibt ihr den entscheidenden Tipp: Manchmal braucht ein leidenschaftlich kämpfendes Mädchen das perfekte Team, um zu gewinnen. Spannende Geschichte über einen großen Traum und leidenschaftliches Brennen für eine Sache - sensibel und vielschichtig erzählt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.12.2021Ein Fest für Bücher
In diesem Jahr sind wunderbare Sportbücher erschienen. Hier sind neun von ihnen.
"Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie das Boot durch die Wellen mördert."
Titel: Boris Herrmann, Andreas Wolfers: Allein zwischen Himmel und Meer. Meine 80 Tage beim härtesten Segelrennen der Welt. Verlag C. Bertelsmann. München 2021. 320 Seiten. 24 Euro.
Kurzkritik: Es war ein Abenteuer, eines, bei dem der Segler Boris Herrmann nicht nur gegen Stürme und Wellen kämpfte, sondern auch gegen das Alleinsein. 80 Tage war er unterwegs gewesen, als er am 28. Januar als Fünftplatzierter mit seiner Rennyacht Seaexplorer das Ziel des härtesten Segelrennens der Welt, der Vendée Globe, in Les Sables-d'Olonne erreichte. Er verschickte regelmäßig Sprachnachrichten, um das Gefühl von Gemeinschaft zu erleben, er führte ein Tagebuch, fotografierte sich selbst und das, was an Bord passierte. Gemeinsam mit dem Journalisten Andreas Wolfers hat er seine Eindrücke und Erlebnisse zu einem faszinierenden Buch verarbeitet. Und zugleich zu einer Art Plädoyer, dass es sich lohnt, gegen den Klimawandel anzukämpfen: Denn Herrmann war auch im Dienste der Wissenschaft unterwegs. Er sammelte Daten, die beispielsweise beschreiben sollen, welche Folgen die Erwärmung der Ozeane hat. witt.
Für: Abenteurer.
"Alles in seinem Leben war exzessiv, auch die Lösungen, die er sich für seine Probleme suchte."
Titel: Guillem Balagué: Maradona. Fußball ist mein Glück. Die Biografie. Edel Verlagsgruppe GmbH. Hamburg 2021. 448 Seiten. 24,95 Euro.
Kurzkritik: Engel oder Teufel? Auch ein Jahr nach dem Tod von Diego Armando Maradona ist das eine Frage, an der sich die Geister scheiden. Der spanische Sportjournalist Guillem Balagué sucht in seiner Biographie über den Weltstar aus Argentinien nicht nach einer ultimativen Antwort, er nähert sich der Figur Maradona vielmehr in Form von konzentrischen Kreisen. Dazu passt der Titel des englischen Originals: "The Boy - the Rebel - the God". Balagué hat in Argentinien recherchiert, und er hat Wegbegleiter in Spanien, Italien und Dubai getroffen. Das lohnt sich für den Leser, der die größten Spiele Maradonas noch einmal erlebt, der erfährt, warum ihn César Luis Menotti nicht für die WM 1978 nominierte, und der eine Ahnung dafür bekommt, warum ein Mensch so hoch steigen und tief fallen konnte. witt.
Für: Fußball-Liebhaber.
"Dass die Deutschen so charmant sein können."
Titel: Jens Nordalm: Der schöne Deutsche. Das Leben des Gottfried von Cramm. Rowohlt Verlag. Hamburg 2021. 288 Seiten. 24 Euro.
Kurzkritik: Gottfried von Cramm - welch ein Name. Und was für ein Leben. So viel mehr als nur das eines Sportlers, eines der besten Tennisspieler der 1930er Jahre. Eine Art Roger Federer der Vorkriegszeit: elegant, höflich, erfolgreich. Von Cramm vereinte Widersprüche in sich - und schien alles zu verlieren: Er war bisexuell, war zweimal verheiratet und hatte Affären mit Männern, weshalb er 1938 von den Nazis für sieben Monate ins Gefängnis gesteckt worden ist; 1939 verpasste er Wimbledon, weil er vorbestraft war; 1940 wurde er von der Wehrmacht einberufen und an die Ostfront geschickt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wollte von Cramm sein Leben zurück. Orientierung gab ihm: Tennis. Jens Nordalm zeichnet das Bild eines fast vergessenen Sportlers und ein lesenswertes Porträt von dessen Zeit. witt.
Für: Geschichtsliebhaber.
"Hier sind keine Schlappschwänze an der Regierung" Titel: Bernd-M. Beyer: 71/72. Die Saison der Träumer. Verlag die Werkstatt. Bielefeld 2021. 352 Seiten. 22 Euro.
Kurzkritik: Wer zurückblickt, kann etwas lernen. Der erkennt Zusammenhänge, große und kleine Linien und staunt mitunter gehörig. "71/72. Die Saison der Träumer" ist deshalb weit mehr als ein Fußballbuch, es ist ein Porträt der Bundesrepublik in dieser Zeit. Der Autor Bernd-M. Beyer ist Mitbegründer des Verlages Die Werkstatt und ein Liebhaber von Details. Für dieses Buch hat er bewusst darauf verzichtet, Zeitzeugen zu befragen. Er wollte keinen persönlichen Blick, keine verklärte Perspektive. Beyer hat sich stattdessen durch Film- und Zeitungsarchive gekämpft, er hat alles zusammengetragen und daraus eine fulminante Abenteuergeschichte formuliert. Eine, die es genau so zu erleben gab. Kaum zu glauben. witt.
Für: Rebellen.
"Das Gehirn ist intelligent und stark, aber es ist auch überraschend naiv und leicht zu beeinflussen."
Titel: Friederike Fabritius und Hans Werner Hagemann: Neurohacks. Campus Verlag. Frankfurt am Main 2021. 296 Seiten. 19,95 Euro.
Kurzkritik: Training für das Gehirn? Die Neurowissenschaftlerin Friederike Fabritius und der Managementtrainer Hans Werner Hagemann kombinieren in ihrem Buch das Beste aus zwei Welten: Hirnforschung und Business-Expertise, und davon kann jeder profitieren, der seine Leistung steigern, seine Gedanken ordnen oder sein Gehirn verstehen möchte. Was man in diesem Buch auch erfährt: Sport ist einer Studie zufolge die zweithäufigste Aktivität, die der Mensch mit Glücksgefühlen verbindet. Was die häufigste war? Lesen Sie selbst. witt.
Für: Denksportler.
"Wir sind noch weit davon entfernt, nach Hause zurückzukehren."
Titel: Javi Rey, Bertrand Galic, Kris: Ein Match für Algerien. Aus dem Französischen von Daniel Zumbühl, Bahoe Books. Wien 2021. 136 Seiten. 24 Euro.
Kurzkritik: Frühjahr 1958. Die Fußball-WM in Schweden steht bevor, als Rachid Mekhloufi seinen Traum aufgibt, Weltmeister mit Frankreich zu werden. Bei Nacht und Nebel setzt sich der Stürmer der AS Saint-Étienne ab, um von Italien aus nach Tunesien aufzubrechen, um fortan für einen anderen Traum zu spielen: ein freies, unabhängiges Algerien. Mekhloufi ist einer der Profis, die von Sommer 1958 an bis 1962 für eine Auswahl auflaufen, die von der Front de Libération Nationale zusammengestellt wurde, um in aller Welt für Algeriens Unabhängigkeit zu werben, während die FLN im Bürgerkrieg erbittert gegen das französische Kolonialregime kämpft. Die algerischen Fußballspieler sehen die Welt, die sozialistische und kommunistische vor allem, während mancher eben noch französische Nationalspieler unter ihnen nicht ohne Wehmut verfolgt, wie die Équipe Tricolore um Just Fontaine in Schweden Dritter wird. Die Geschichte der ersten, fußballerisch hoch veranlagten algerischen Nationalmannschaft mit Mekhloufi im Mittelpunkt haben Zeichner Javi Rey und die Autoren Bertrand Galic und Kris in eine packende Graphic Novel verwandelt, die zudem mit einem fundierten Appendix zeigt, dass der Fußball in jeder Generation ein zutiefst politisches Spiel ist. chwb.
Für: Ball-Künstler.
"Jede Rechtsnorm kann 'Sportrecht' sein . . ."
Titel: Rainer Cherkeh, Carsten Momsen, Jan F. Orth (Hrsg.): Handbuch Sportstrafrecht. Verlag C. H. Beck. München 2021. 413 Seiten. 119 Euro.
Kurzkritik: Es soll Juristen geben, die sich nicht mit Sportrecht auseinandersetzen (müssen), aber es werden weniger. Zugegeben, der Eindruck ist womöglich widerlegbar - aber unbestreitbar wurde es dringend Zeit für ein Standardwerk, das sich des Sportstrafrechts annimmt. Jetzt liegt es vor. Und auch wenn es sich zuallererst an die Praktiker wendet: Das Handbuch zeichnet zugleich den juristischen Umgang mit den zahlreichen Krisen des modernen Profisports nach, durch die sich Sportverbände, Vereine und deren Führungspersonal schleppten und schleppen. Es gibt Bücher, die in gewissen Situationen (und Verfahren) unverzichtbar sind. Dieses ist eines davon. chwb.
Für: Sünder, Richter und Reporter.
"I think the message here is 'don't let up'. I know I won't be."
Titel: Michael Holding: Why we kneel, how we rise. Simon & Schuster UK. London 2021. 320 Seiten. 20 Pfund.
Kurzkritik: Michael Holding spielte in einer der erfolgreichsten Mannschaften, die die Sportwelt je bereiste. Zwischen 1980 und 1995 verloren die Cricketspieler der Westindischen Inseln keine Testserie. Im Sommer 2020, die Auswahl aus der Karibik war mal wieder zu Gast in England, musste Sky Sports eine Regenpause überbrücken. Ko-Kommentator Holding nutzte die Zeit: Er sprach eine Viertelstunde lang über seine Erfahrungen mit Rassismus im Sport, über seinen Einsatz für "Black Lives Matter", über mangelndes Wissen und verzerrte Wahrnehmungen, die seit Jahrhunderten zum Bild von Schwarzen insbesondere in Europa und Amerika beitragen. Auf den mit viel Applaus bedachten Monolog folgt ein Buch, in dem Holding sich austauscht: mit Michael Johnson und Thierry Henry, mit der englischen Trainerin Hope Powell und der amerikanischen Fechterin Ibtihaj Muhammad, mit Usain Bolt und Naomi Osaka. Über die Erfahrung, schwarz zu sein in einer Welt, in der die Weißen die Geschichte schreiben. Und ihren Ansatz für eine gerechtere, weniger rassistische Welt. chwb.
Für: Weiße.
"Krass blöd? Krass schlecht? Krass hässlich? Krass gut."
Titel: Martina Wildner: Der Himmel über dem Platz.
Beltz & Gelberg. Weinheim 2021. 218 Seiten. 13.95 Euro, ab 11 Jahren.
Kurzkritik: Mädchen und Fußball? Na klar! Jolanda, die alle nur Jo nennen, will es in die Landesmannschaft schaffen - aber dafür muss sie zusammen mit den Jungs spielen. Das klingt simpel, geht im wahren Leben aber nicht ohne eine gehörige Portion Mut. Martina Wildner hat darüber einen herrlichen Jugendroman geschrieben, der nicht nur zum Träumen einlädt, sondern auch einer ist, der nichts wissen will von der veralteten Rollenverteilung, die es nicht nur im Sport noch allzu oft gibt. Und lustig ist er obendrein. witt.
Für: Möglichmacherinnen und Möglichmacher
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
In diesem Jahr sind wunderbare Sportbücher erschienen. Hier sind neun von ihnen.
"Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie das Boot durch die Wellen mördert."
Titel: Boris Herrmann, Andreas Wolfers: Allein zwischen Himmel und Meer. Meine 80 Tage beim härtesten Segelrennen der Welt. Verlag C. Bertelsmann. München 2021. 320 Seiten. 24 Euro.
Kurzkritik: Es war ein Abenteuer, eines, bei dem der Segler Boris Herrmann nicht nur gegen Stürme und Wellen kämpfte, sondern auch gegen das Alleinsein. 80 Tage war er unterwegs gewesen, als er am 28. Januar als Fünftplatzierter mit seiner Rennyacht Seaexplorer das Ziel des härtesten Segelrennens der Welt, der Vendée Globe, in Les Sables-d'Olonne erreichte. Er verschickte regelmäßig Sprachnachrichten, um das Gefühl von Gemeinschaft zu erleben, er führte ein Tagebuch, fotografierte sich selbst und das, was an Bord passierte. Gemeinsam mit dem Journalisten Andreas Wolfers hat er seine Eindrücke und Erlebnisse zu einem faszinierenden Buch verarbeitet. Und zugleich zu einer Art Plädoyer, dass es sich lohnt, gegen den Klimawandel anzukämpfen: Denn Herrmann war auch im Dienste der Wissenschaft unterwegs. Er sammelte Daten, die beispielsweise beschreiben sollen, welche Folgen die Erwärmung der Ozeane hat. witt.
Für: Abenteurer.
"Alles in seinem Leben war exzessiv, auch die Lösungen, die er sich für seine Probleme suchte."
Titel: Guillem Balagué: Maradona. Fußball ist mein Glück. Die Biografie. Edel Verlagsgruppe GmbH. Hamburg 2021. 448 Seiten. 24,95 Euro.
Kurzkritik: Engel oder Teufel? Auch ein Jahr nach dem Tod von Diego Armando Maradona ist das eine Frage, an der sich die Geister scheiden. Der spanische Sportjournalist Guillem Balagué sucht in seiner Biographie über den Weltstar aus Argentinien nicht nach einer ultimativen Antwort, er nähert sich der Figur Maradona vielmehr in Form von konzentrischen Kreisen. Dazu passt der Titel des englischen Originals: "The Boy - the Rebel - the God". Balagué hat in Argentinien recherchiert, und er hat Wegbegleiter in Spanien, Italien und Dubai getroffen. Das lohnt sich für den Leser, der die größten Spiele Maradonas noch einmal erlebt, der erfährt, warum ihn César Luis Menotti nicht für die WM 1978 nominierte, und der eine Ahnung dafür bekommt, warum ein Mensch so hoch steigen und tief fallen konnte. witt.
Für: Fußball-Liebhaber.
"Dass die Deutschen so charmant sein können."
Titel: Jens Nordalm: Der schöne Deutsche. Das Leben des Gottfried von Cramm. Rowohlt Verlag. Hamburg 2021. 288 Seiten. 24 Euro.
Kurzkritik: Gottfried von Cramm - welch ein Name. Und was für ein Leben. So viel mehr als nur das eines Sportlers, eines der besten Tennisspieler der 1930er Jahre. Eine Art Roger Federer der Vorkriegszeit: elegant, höflich, erfolgreich. Von Cramm vereinte Widersprüche in sich - und schien alles zu verlieren: Er war bisexuell, war zweimal verheiratet und hatte Affären mit Männern, weshalb er 1938 von den Nazis für sieben Monate ins Gefängnis gesteckt worden ist; 1939 verpasste er Wimbledon, weil er vorbestraft war; 1940 wurde er von der Wehrmacht einberufen und an die Ostfront geschickt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wollte von Cramm sein Leben zurück. Orientierung gab ihm: Tennis. Jens Nordalm zeichnet das Bild eines fast vergessenen Sportlers und ein lesenswertes Porträt von dessen Zeit. witt.
Für: Geschichtsliebhaber.
"Hier sind keine Schlappschwänze an der Regierung" Titel: Bernd-M. Beyer: 71/72. Die Saison der Träumer. Verlag die Werkstatt. Bielefeld 2021. 352 Seiten. 22 Euro.
Kurzkritik: Wer zurückblickt, kann etwas lernen. Der erkennt Zusammenhänge, große und kleine Linien und staunt mitunter gehörig. "71/72. Die Saison der Träumer" ist deshalb weit mehr als ein Fußballbuch, es ist ein Porträt der Bundesrepublik in dieser Zeit. Der Autor Bernd-M. Beyer ist Mitbegründer des Verlages Die Werkstatt und ein Liebhaber von Details. Für dieses Buch hat er bewusst darauf verzichtet, Zeitzeugen zu befragen. Er wollte keinen persönlichen Blick, keine verklärte Perspektive. Beyer hat sich stattdessen durch Film- und Zeitungsarchive gekämpft, er hat alles zusammengetragen und daraus eine fulminante Abenteuergeschichte formuliert. Eine, die es genau so zu erleben gab. Kaum zu glauben. witt.
Für: Rebellen.
"Das Gehirn ist intelligent und stark, aber es ist auch überraschend naiv und leicht zu beeinflussen."
Titel: Friederike Fabritius und Hans Werner Hagemann: Neurohacks. Campus Verlag. Frankfurt am Main 2021. 296 Seiten. 19,95 Euro.
Kurzkritik: Training für das Gehirn? Die Neurowissenschaftlerin Friederike Fabritius und der Managementtrainer Hans Werner Hagemann kombinieren in ihrem Buch das Beste aus zwei Welten: Hirnforschung und Business-Expertise, und davon kann jeder profitieren, der seine Leistung steigern, seine Gedanken ordnen oder sein Gehirn verstehen möchte. Was man in diesem Buch auch erfährt: Sport ist einer Studie zufolge die zweithäufigste Aktivität, die der Mensch mit Glücksgefühlen verbindet. Was die häufigste war? Lesen Sie selbst. witt.
Für: Denksportler.
"Wir sind noch weit davon entfernt, nach Hause zurückzukehren."
Titel: Javi Rey, Bertrand Galic, Kris: Ein Match für Algerien. Aus dem Französischen von Daniel Zumbühl, Bahoe Books. Wien 2021. 136 Seiten. 24 Euro.
Kurzkritik: Frühjahr 1958. Die Fußball-WM in Schweden steht bevor, als Rachid Mekhloufi seinen Traum aufgibt, Weltmeister mit Frankreich zu werden. Bei Nacht und Nebel setzt sich der Stürmer der AS Saint-Étienne ab, um von Italien aus nach Tunesien aufzubrechen, um fortan für einen anderen Traum zu spielen: ein freies, unabhängiges Algerien. Mekhloufi ist einer der Profis, die von Sommer 1958 an bis 1962 für eine Auswahl auflaufen, die von der Front de Libération Nationale zusammengestellt wurde, um in aller Welt für Algeriens Unabhängigkeit zu werben, während die FLN im Bürgerkrieg erbittert gegen das französische Kolonialregime kämpft. Die algerischen Fußballspieler sehen die Welt, die sozialistische und kommunistische vor allem, während mancher eben noch französische Nationalspieler unter ihnen nicht ohne Wehmut verfolgt, wie die Équipe Tricolore um Just Fontaine in Schweden Dritter wird. Die Geschichte der ersten, fußballerisch hoch veranlagten algerischen Nationalmannschaft mit Mekhloufi im Mittelpunkt haben Zeichner Javi Rey und die Autoren Bertrand Galic und Kris in eine packende Graphic Novel verwandelt, die zudem mit einem fundierten Appendix zeigt, dass der Fußball in jeder Generation ein zutiefst politisches Spiel ist. chwb.
Für: Ball-Künstler.
"Jede Rechtsnorm kann 'Sportrecht' sein . . ."
Titel: Rainer Cherkeh, Carsten Momsen, Jan F. Orth (Hrsg.): Handbuch Sportstrafrecht. Verlag C. H. Beck. München 2021. 413 Seiten. 119 Euro.
Kurzkritik: Es soll Juristen geben, die sich nicht mit Sportrecht auseinandersetzen (müssen), aber es werden weniger. Zugegeben, der Eindruck ist womöglich widerlegbar - aber unbestreitbar wurde es dringend Zeit für ein Standardwerk, das sich des Sportstrafrechts annimmt. Jetzt liegt es vor. Und auch wenn es sich zuallererst an die Praktiker wendet: Das Handbuch zeichnet zugleich den juristischen Umgang mit den zahlreichen Krisen des modernen Profisports nach, durch die sich Sportverbände, Vereine und deren Führungspersonal schleppten und schleppen. Es gibt Bücher, die in gewissen Situationen (und Verfahren) unverzichtbar sind. Dieses ist eines davon. chwb.
Für: Sünder, Richter und Reporter.
"I think the message here is 'don't let up'. I know I won't be."
Titel: Michael Holding: Why we kneel, how we rise. Simon & Schuster UK. London 2021. 320 Seiten. 20 Pfund.
Kurzkritik: Michael Holding spielte in einer der erfolgreichsten Mannschaften, die die Sportwelt je bereiste. Zwischen 1980 und 1995 verloren die Cricketspieler der Westindischen Inseln keine Testserie. Im Sommer 2020, die Auswahl aus der Karibik war mal wieder zu Gast in England, musste Sky Sports eine Regenpause überbrücken. Ko-Kommentator Holding nutzte die Zeit: Er sprach eine Viertelstunde lang über seine Erfahrungen mit Rassismus im Sport, über seinen Einsatz für "Black Lives Matter", über mangelndes Wissen und verzerrte Wahrnehmungen, die seit Jahrhunderten zum Bild von Schwarzen insbesondere in Europa und Amerika beitragen. Auf den mit viel Applaus bedachten Monolog folgt ein Buch, in dem Holding sich austauscht: mit Michael Johnson und Thierry Henry, mit der englischen Trainerin Hope Powell und der amerikanischen Fechterin Ibtihaj Muhammad, mit Usain Bolt und Naomi Osaka. Über die Erfahrung, schwarz zu sein in einer Welt, in der die Weißen die Geschichte schreiben. Und ihren Ansatz für eine gerechtere, weniger rassistische Welt. chwb.
Für: Weiße.
"Krass blöd? Krass schlecht? Krass hässlich? Krass gut."
Titel: Martina Wildner: Der Himmel über dem Platz.
Beltz & Gelberg. Weinheim 2021. 218 Seiten. 13.95 Euro, ab 11 Jahren.
Kurzkritik: Mädchen und Fußball? Na klar! Jolanda, die alle nur Jo nennen, will es in die Landesmannschaft schaffen - aber dafür muss sie zusammen mit den Jungs spielen. Das klingt simpel, geht im wahren Leben aber nicht ohne eine gehörige Portion Mut. Martina Wildner hat darüber einen herrlichen Jugendroman geschrieben, der nicht nur zum Träumen einlädt, sondern auch einer ist, der nichts wissen will von der veralteten Rollenverteilung, die es nicht nur im Sport noch allzu oft gibt. Und lustig ist er obendrein. witt.
Für: Möglichmacherinnen und Möglichmacher
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
»Es ist die charakteristische Kunst Wildners, von der Lebenswelt ihrer Protagonisten mit all ihren Stolperfallen zu erzählen: echt, stilsicher, unangestrengt, unaufgeregt und jammerfrei.« Elena Geus, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.3.2021 »Die Berliner Autorin umkreist in vielen temporeich geschilderten Szenen psychologisch genau die gängigen Geschlechterstereotypen und die damit einhergehenden Rollenzwänge, die kaum aufgebrochen werden. (...). Martina Wildner schildert realitätsnah die Atmosphäre auf Fußballplätzen und erspart den Leserinnen und Lesern nicht die rassistischen Attacken auf Minderheiten, sie lässt die ehrgeizigen Väter über alles hinwegsehen, wenn es um die Fußballkarriere ihrer Söhne geht, und sie gibt einem sympathischen Mädchen eine kraftvolle Stimme.« Karin Hahn, Deutschlandfunk, 20.2.2021 »Wildners ungewöhnliches Fußballbuch wirft einen Blick auf Geschlechterstereotypen und Rollenzuweisungen. Treffend beschreibt die mehrfach ausgezeichnete Autorin die Stimmung in Jugendmannschaften, sie geht auf die Faszination des Sports genauso ein wie auf aggressive Väter am Spielfeldrand und die Ausgrenzung von Minderheiten.« Birgit Müller-Bardorff, Augsburger Allgemeine Zeitung, 13.3.2021 »Dieser Jugendroman hat mich begeistert, auch wenn ich mit Fussball wenig anfangen kann, im Gegenteil, ich mag Fussball jetzt sogar! Es steckt viel Wertvolles über die Familie, Freundschaft, Glück, Zusammenhalt und Gerechtigkeit in diesem Buch und es ist spannend und witzig zu lesen.« Lesefieber.ch »...psychologisch fein beobachtet, vielschichtig und authentisch erzählt.« Andrea Duphorn, Buch und Maus, 1/2021 »Martina Wildner hat schon einige bemerkenswerte Kinderbücher geschrieben, auch hier findet sie den richtigen Ton.« Himbeer Familienmagazin, 4/5 2021 »Ein ehrlicher und packender Fußball-Roman!« Dein Planet, 7/2021 »Martina Wildner hat ein Buch geschrieben, das alle Fußballmädchen und Pferdejungs, alle Boxerinnen und Ballettänzer, alle Mädchen undJungs dieser Welt darin bestärkt, einfach sie selbst zu sein. Ein Jugendbuch, das man auch dann verschlingen möchte, wenn man rein gar nichts übrig hat für Kunstrasen, Ronaldo und Champions League.« Angela Sommersberg, Kölner Stadt-Anzeiger, 9.4.2021 »Dieses Buch erzählt ... glaubwürdig und unterhaltsam von einem Mädchen, dem niemand seine Spielfreude nehmen kann.« Agnes Sonntag, spiegel.de, 16.6.2024
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Rezensentin Karin Hahn fand diese Geschichte über die 13-jährige Jo, die Profifußballerin werden möchte und darum - wie vom DFB tatsächlich empfohlen - in eine Jungenmannschaft wechselt, authentisch und anrührend. Es geht genau so übel zu, wie sich das die Rezensentin erwartet: Fiese Jungen und hysterische Väter machen dem sympathischen Mädchen das Leben zur Hölle. In Hahns Augen ist die Geschichte um Ausgrenzung und doppelte Standards auf dem Fußballplatz realitätsnah, aber zugleich auch eine Parabel auf die gesamte Gesellschaft: "Fair Play gilt nicht für Jo." Beeindruckt hat die Kritikerin auch, wie unterhaltsam Martina Wildner Hintergrundwissen über Fußball einfließen lässt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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