Zwischen Heidekraut, Familiengeschichte und Kulinarium - eine Lektüre für zwischendurch!
Kati hat Jahre nach dem Tod ihrer Zwillingsschwester noch immer mit Albträumen zu kämpfen, als sie in ihrer Wahlheimat Hamburg die Nachricht erhält, dass ihr geliebter Vater schwer krank in einem Soltauer
Krankenhaus liegt. Sie lässt Hamburg und ihre angeschlagene Beziehung zu Simon hinter sich, eilt sofort…mehrZwischen Heidekraut, Familiengeschichte und Kulinarium - eine Lektüre für zwischendurch!
Kati hat Jahre nach dem Tod ihrer Zwillingsschwester noch immer mit Albträumen zu kämpfen, als sie in ihrer Wahlheimat Hamburg die Nachricht erhält, dass ihr geliebter Vater schwer krank in einem Soltauer Krankenhaus liegt. Sie lässt Hamburg und ihre angeschlagene Beziehung zu Simon hinter sich, eilt sofort ans Krankenbett und muss feststellen, dass es, wenn überhaupt, vermutlich lange dauern wird, bis sich ihr Vater wieder um den Heidehof & seine Familie kümmern kann. Großmutter Elli und Stiefmutter Dorothee indessen versuchen, so gut es geht, die Geschäfte des 300 Jahre alten Gutes, das inmitten der blühenden Landschaft der Lüneburger Heide liegt, auf dem Laufenden zu halten. Als ob es nicht schon genug Probleme geben würde, wird Kati nun wieder von ihrer Vergangenheit eingeholt und muss sich mit ihr auseinandersetzen.
Wenn ich mir das Cover von Sofie Cramers Gegenwartsroman "Der Himmel über der Heide ansehe", so stelle ich nach dem Lesen kaum Bezug zur Geschichte fest. Es ist ein farbenfrohes Bild eines geöffneten Fensters, der Blick geht hinaus in eine herbstliche Heidelandschaft, doch über den Inhalt des Buches verrät dieses Bild nicht viel.
Kati, die Protagonistin der Handlung, eine 30jährige Graphikerin, angestellt in einer Hamburger Agentur, scheint mit sich und ihrem Leben nicht so recht zufrieden zu sein. Sie wirkt teilweise mehr wie ein zickiger Teenager denn ein erwachsener Mensch, der aufgrund seiner Vergangenheit gereift ist. Stellenweise war ich ein wenig genervt ob ihres Verhaltens, zumal im darauffolgenden Kapitel die plötzliche Einsicht Einzug hielt. Viele Verhaltensweisen zeichnen zwar überzeugend eine traumatisierte Persönlichkeit nach, stellenweise allerdings konnte mich die Autorin davon nicht mehr überzeugen.
Sofie Cramer stellt den Schauplatz des Buches in solch schillernd bunten Farben und in einem solch ausschweifenden Ausmaß dar, dass man sich teilweise an einen Landschaftsführer erinnert fühlt. Zugegeben, die Beschreibungen entfachen ein wahres Feuerwerk von Bildern einer idyllischen, duftenden Heidelandschaft im Kopf und gefielen mir sehr gut, doch sie verdrängen leider vor allem in den ersten 10 Kapiteln die Handlung auf den zweiten Platz. Die Story kommt viel zu langsam in Fahrt, viel zu oft wird sich mit langatmigen Beschreibungen aufgehalten, so dass erst ungefähr in der Mitte des 416 Seiten umfassenden Romans die Spannungskurve langsam ansteigt.
Der Erzählstil Sofie Cramers liest sich sehr gut, flüssig, lockere Schreibweise, einfacher Satzbau, blumig. Sie schaffte es, Emotionen in mir zu wecken, verhalf dazu, dass ich mich in die Gefühle der Hauptperson gut hineinversetzen konnte. Der eine oder andere Ausruf während des Lesens beschränkte sich allerdings mehr auf verärgerte Reaktionen, da Katis Charakter reifes Verhalten & Tiefe vermissen ließ. Auch die weiteren wichtigen Charaktere des Buches hätten etwas mehr Intensität ausstrahlen können, gefielen mir aber im Großen und Ganzen ganz gut. Gerade der warmherzige Charakter Großmutter Ellis als Teil der älteren Generation, als Teil der Vergangenheit der Familie Weidemann hätte mehr Potential gehabt.
Mein Fazit: Die Story berührte mich, die Charaktere konnten dies teilweise nicht erreichen, dennoch hat mir das Buch ganz gut gefallen. Einen Pluspunkt gibt es - trotz der Übergewichtung - für die wirklich wunderbare Beschreibung von Umgebung und Landschaft. Alles in allem empfehle ich dieses Buch als Lektüre für entspannende Abende für all diejenigen, die sich für Familiengeschichten im Allgemeinen und die Lüneburger Heide im Besonderen interessieren!