Liebeserklärung an ein Forschungsschiff
In Tasmaniens Hauptstadt Hobart landet Isla samt ihrem Bruder, weil sich ihre Mutter von Islas herrischem Vater trennte und hierher zog. Wie sie das alles verkraften soll und kann, bleibt etwas unklar, doch ganz sicher zieht sie immense Lebensperspektive
aus den Erzählungen des von der Insel Bornholm stammenden Schiffskochs Bo, welcher zwei Jahre lang bei…mehrLiebeserklärung an ein Forschungsschiff
In Tasmaniens Hauptstadt Hobart landet Isla samt ihrem Bruder, weil sich ihre Mutter von Islas herrischem Vater trennte und hierher zog. Wie sie das alles verkraften soll und kann, bleibt etwas unklar, doch ganz sicher zieht sie immense Lebensperspektive aus den Erzählungen des von der Insel Bornholm stammenden Schiffskochs Bo, welcher zwei Jahre lang bei ihnen wohnt, vielleicht auch, weil er sich in die Mutter verguckte. Doch das bleibt verborgen und wird nicht weiter thematisiert. Bo jedenfalls weckt in Isla nicht nur das Gefühl von Geborgenheit und eine innere Nähe zu ihm, sondern auch das Interesse sowie eine schier ungestillte Wehmut nach der Ferne und eine nachhaltige Liebe für das Versorgungsschiff antarktischer Forschungsexpeditionen „Nella Dan“ mit dessen leuchten roten Bug.
Das im Wechsel aus der Ich-Perspektive des Mädchens Isla und des seit seinem sechzehnten Lebensjahr angeheuerten Schiffkochs Bo sehr „leise“ erzählte Buch kommt ohne aufregend beschriebene Ereignisse aus, wenngleich all die so ruhig erzählten Vorkommnisse an Bord, die Wettergebeutelten Fahrten des Schiffes, die Gemeinschaft auf der „Nella Dan“ doch Leben bestimmendes Gewicht haben. Jedes Ablegen vom heimischen Hafen erklingt für den Sohn seines früher ebenfalls auf dem Schiff tätigen Vaters wie Musik in seinem Kopf, mal von den Dire Straits, dann von Pink Floyd und anderen. Am Ende des Buches sind diese Stücke aufgelistet, so dass man die unterschiedlichen Stimmungen selbst nachklingen lassen kann.
Obwohl nichts reißerisch oder aufwühlend beschrieben wird, ergreifen einen die oftmals doch dramatischen Ereignisse. Da sind der schreckliche Unfalltod des Freundes von Islas Bruder, der Todessturz Sörens, einem Freund von Bo, die Stürmischen Nächte an Bord des Schiffes oder auch die unsäglich langen, aber auch in der Not gut genutzten Aufenthalte im Eis, als die „Nella Dan“ festsitzt und sich die Mannschaft mit Fußballspielen die Zeit vertreibt. Immer wieder jedoch wird das Hauptgefühl Bos augenfällig: die absolute und kaum erträgliche Einsamkeit in der Unendlichkeit des Meeres und der Antarktis. Glück lässt sich nur selten erleben, sowohl für Bo, als auch für Isla. Nur wenige solcher kaum merklichen Momente lassen sich als Leserin oder Leser wahrnehmen.
Die wirklich existierende Protagonistin des melancholischen Beziehungsromans der besonderen Art wurde am 3. Dezember 1987, nachdem sie auf ein Riff auflief und später befreit wurde vor der Insel Macquarie wegen Unrentabilität der Reparatur versenkt.
(c) 3/2015, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.