Die Jury von ZEIT und Radio Bremen stellt die Geschichte des unverwüstlichen hölzernen Mannes vor.
Eine Geschichte, in der sich Mann und Maus, Schlüssel und Schloss, Katz und Hund im Singsang der Wiederholung aufsagen lassen.
Vom Singsang der Wörter und Klang der Farben
Lustige Schlangenzeilen zum Auf- und Weitersagen für die Kleinsten: der unverwüstliche hölzerne Mann in sanften, hellen Farben
Wer kennt nicht den hölzernen Mann? Wer liebt nicht dieses hübsche Spiel aus dem Repertoire kindlicher Gebrauchspoesie? Eine Geschichte, in der sich Mann und Maus, Schlüssel und Schloss, Katz und Hund im Singsang der Wiederholung aufsagen lassen. Kleine Kinder lieben Sprachjonglierspiele und Abzählverse, Straßenpoesie und Wettbewerbe zum Schnellsprechen, Rezitieren und Memorieren.
Melanie Kemmler, eine begabte Debütantin, hat diese Endloszeilen in verträumten, hellen Landschaften mit dem Pinsel nachgedichtet. Menschen, Bäume, Tiere und Dinge setzt sie in weite, lichte Räume und schafft kleine Traumwelten, in die Kinder hineinspazieren können, wo sich Katz und Maus Guten Tag sagen.
Es sind Bilder zum Suchen und Finden. Kemmlers weiche Farbigkeit bildet einen reizvollen Kontrast zum strengen Sprechablauf. Ein Spaß für kleine wortverliebte Wolkenschieber.
Eine Geschichte, in der sich Mann und Maus, Schlüssel und Schloss, Katz und Hund im Singsang der Wiederholung aufsagen lassen.
Vom Singsang der Wörter und Klang der Farben
Lustige Schlangenzeilen zum Auf- und Weitersagen für die Kleinsten: der unverwüstliche hölzerne Mann in sanften, hellen Farben
Wer kennt nicht den hölzernen Mann? Wer liebt nicht dieses hübsche Spiel aus dem Repertoire kindlicher Gebrauchspoesie? Eine Geschichte, in der sich Mann und Maus, Schlüssel und Schloss, Katz und Hund im Singsang der Wiederholung aufsagen lassen. Kleine Kinder lieben Sprachjonglierspiele und Abzählverse, Straßenpoesie und Wettbewerbe zum Schnellsprechen, Rezitieren und Memorieren.
Melanie Kemmler, eine begabte Debütantin, hat diese Endloszeilen in verträumten, hellen Landschaften mit dem Pinsel nachgedichtet. Menschen, Bäume, Tiere und Dinge setzt sie in weite, lichte Räume und schafft kleine Traumwelten, in die Kinder hineinspazieren können, wo sich Katz und Maus Guten Tag sagen.
Es sind Bilder zum Suchen und Finden. Kemmlers weiche Farbigkeit bildet einen reizvollen Kontrast zum strengen Sprechablauf. Ein Spaß für kleine wortverliebte Wolkenschieber.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.06.2003Wo die kleinste Veränderung zählt: Vom Charme der stillen Spielsachen
Vor einem hohen Himmelsstreifen mit treibenden Wolken sehen wir eine Spielwelt aus Häusern, Bäumen und Figuren. Sie könnten aus einer erzgebirgischen Spielzeugschachtel stammen - ein heute ungewohnt stilles Spielzeug, dessen Reiz nicht zuletzt in der klaren geometrischen Gestaltung liegt. Eine Belebung der Figuren muß ihren spezifisch starren Ausdruck berücksichtigen. Das Bilderbuch, das im Sprung zwischen zwei Seiten das Setzen einer Spielfigur durch einen Spieler verbergen kann, ist dafür ein ideales Medium. Spieler oder Spielerin bleiben unsichtbar; ihre Spielzüge reihen sich zu einer einfachen Handlung. Die Bilderbuchkünstlerin Melanie Kemmler erzählt sie als Kettenreim, der von Seite zu Seite um eine Zeile ergänzt wird. Im gleichen Rhythmus mit der Umgruppierung der Figuren verändert sich der Bildausschnitt, so daß der Betrachter aus der Totale mehr und mehr in die Bildwelt hineingezogen wird. Ist die größte Nähe erreicht, weitet sich der Ausschnitt wieder schrittweise bis zum Panorama der vorletzten, der einzigen doppelseitigen Ansicht. Die letzte Seite wiederholt mit kleinen Variationen die erste.
Was geschieht? Der Förster, der anfangs rechts im Hintergrund stand, ist auf dem zweiten Bild näher an den freundlichen hölzernen Mann im Vordergrund herangerückt. Daß er jetzt halb verdeckt hinter einem Haus steht, gibt ihm etwas Lauerndes. Hat er etwas zu verbergen? Führt er etwas im Schilde? Später verlieren wir ihn aus den Augen, weil unser Blick auf die Tür gelenkt wird, die sich geöffnet hat, auf den Schlüssel und das Bändchen daran. Im nächsten Bild nagt eine Maus auf Rädern am Band, dann steht eine große Katze hinter der Maus und hat ihren Schwanz gepackt, ihren Schwanz wiederum schnappt ein Hund. Wie Kinder, die bei der Erschaffung kleiner Welten unbekümmert sind um Größenverhältnisse, setzt die Künstlerin Stofftiere ins Bild, die viel größer erscheinen als die Holzfiguren - bis der Förster kommt und den Hund unter dem Arm wegträgt. Auch hier irritiert diese Figur mit ein bißchen unheimlichen Zügen: Eine Wolke regnet nur auf sie allein. Das letzte Wort aber hat der vertrauenerweckende hölzerne Mann, der seinerseits den Förster unter den Arm klemmt und ihn und alle Tiere in ihre Schachteln packt. Es ist Nacht geworden, Zeit, das Spiel zu beenden.
Der wirbelnden Dynamik vieler Bilderbücher, die mit der Geschwindigkeit der filmischen Medien zu konkurrieren versuchen, setzt Melanie Kemmler eine stille Welt entgegen, in der jede kleinste Veränderung die Aufmerksamkeit weckt. Die Figuren werfen lange Schatten, deren Richtungswechsel den Wandel des Lichts im Tagesablauf anzeigen.
Das leere Spielfeld mit den wenigen Häuschen, die geometrischen Formen, die gedrechselten Figuren und ihre Schatten zitieren Elemente der frühen Bilder von Giorgio de Chirico. Selbst in dieser stark vereinfachten und farblich aufgehellten Übertragung ins Kleinkinderbuch bleibt ihnen die Magie seiner verlassenen Plätze. Sie wird nicht gebrochen, nur relativiert, wenn im nächtlichen Panorama die Steckdose überm Spielgrund ins Blickfeld rückt und auf das Kinderzimmer als kosmische Hülle der kleinen Welt verweist. Dies Bilderbuch für die Jüngsten überzeugt durch subtil inszenierte Einfachheit.
GUNDEL MATTENKLOTT.
Melanie Kemmler: "Der hölzerne Mann". Aufbau Verlag, Berlin 2003. 24 S., geb., 15,- [Euro]. Ab 3 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Vor einem hohen Himmelsstreifen mit treibenden Wolken sehen wir eine Spielwelt aus Häusern, Bäumen und Figuren. Sie könnten aus einer erzgebirgischen Spielzeugschachtel stammen - ein heute ungewohnt stilles Spielzeug, dessen Reiz nicht zuletzt in der klaren geometrischen Gestaltung liegt. Eine Belebung der Figuren muß ihren spezifisch starren Ausdruck berücksichtigen. Das Bilderbuch, das im Sprung zwischen zwei Seiten das Setzen einer Spielfigur durch einen Spieler verbergen kann, ist dafür ein ideales Medium. Spieler oder Spielerin bleiben unsichtbar; ihre Spielzüge reihen sich zu einer einfachen Handlung. Die Bilderbuchkünstlerin Melanie Kemmler erzählt sie als Kettenreim, der von Seite zu Seite um eine Zeile ergänzt wird. Im gleichen Rhythmus mit der Umgruppierung der Figuren verändert sich der Bildausschnitt, so daß der Betrachter aus der Totale mehr und mehr in die Bildwelt hineingezogen wird. Ist die größte Nähe erreicht, weitet sich der Ausschnitt wieder schrittweise bis zum Panorama der vorletzten, der einzigen doppelseitigen Ansicht. Die letzte Seite wiederholt mit kleinen Variationen die erste.
Was geschieht? Der Förster, der anfangs rechts im Hintergrund stand, ist auf dem zweiten Bild näher an den freundlichen hölzernen Mann im Vordergrund herangerückt. Daß er jetzt halb verdeckt hinter einem Haus steht, gibt ihm etwas Lauerndes. Hat er etwas zu verbergen? Führt er etwas im Schilde? Später verlieren wir ihn aus den Augen, weil unser Blick auf die Tür gelenkt wird, die sich geöffnet hat, auf den Schlüssel und das Bändchen daran. Im nächsten Bild nagt eine Maus auf Rädern am Band, dann steht eine große Katze hinter der Maus und hat ihren Schwanz gepackt, ihren Schwanz wiederum schnappt ein Hund. Wie Kinder, die bei der Erschaffung kleiner Welten unbekümmert sind um Größenverhältnisse, setzt die Künstlerin Stofftiere ins Bild, die viel größer erscheinen als die Holzfiguren - bis der Förster kommt und den Hund unter dem Arm wegträgt. Auch hier irritiert diese Figur mit ein bißchen unheimlichen Zügen: Eine Wolke regnet nur auf sie allein. Das letzte Wort aber hat der vertrauenerweckende hölzerne Mann, der seinerseits den Förster unter den Arm klemmt und ihn und alle Tiere in ihre Schachteln packt. Es ist Nacht geworden, Zeit, das Spiel zu beenden.
Der wirbelnden Dynamik vieler Bilderbücher, die mit der Geschwindigkeit der filmischen Medien zu konkurrieren versuchen, setzt Melanie Kemmler eine stille Welt entgegen, in der jede kleinste Veränderung die Aufmerksamkeit weckt. Die Figuren werfen lange Schatten, deren Richtungswechsel den Wandel des Lichts im Tagesablauf anzeigen.
Das leere Spielfeld mit den wenigen Häuschen, die geometrischen Formen, die gedrechselten Figuren und ihre Schatten zitieren Elemente der frühen Bilder von Giorgio de Chirico. Selbst in dieser stark vereinfachten und farblich aufgehellten Übertragung ins Kleinkinderbuch bleibt ihnen die Magie seiner verlassenen Plätze. Sie wird nicht gebrochen, nur relativiert, wenn im nächtlichen Panorama die Steckdose überm Spielgrund ins Blickfeld rückt und auf das Kinderzimmer als kosmische Hülle der kleinen Welt verweist. Dies Bilderbuch für die Jüngsten überzeugt durch subtil inszenierte Einfachheit.
GUNDEL MATTENKLOTT.
Melanie Kemmler: "Der hölzerne Mann". Aufbau Verlag, Berlin 2003. 24 S., geb., 15,- [Euro]. Ab 3 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Normalerweise erzählen Bilderbücher Geschichten, schreibt Hannah Glaser, mehr oder weniger bunt, mehr oder weniger spannend. Bei Melanie Kemmler aber ist alles anders. Ihr hölzerner Mann "ist einfach nur da" und hält Wache in "wechselnden Arrangements" hölzerner Spielzeuge unter einem einsamen Himmel. Auch der Text hat bei der Rezensentin nichts zum Verständnis beigetragen, ein "lakonischer Singsang", eine "Matrjoschka aus Worten", die Glaser an die Poesie der Kindheit erinnert. Am Ende bleibt alles offen, resümiert die für diese Art von Buch vielleicht doch schon zu erwachsene Rezensentin, keine Botschaft, keine Handlung, "nichts als stumme Suchbilder, auf die sich jeder seinen Reim machen mag".
© Perlentaucher Medien GmbH
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