Bislang existierten zur Struktur des holsteinischen Adels vorwiegend punktuelle Einzelinformationen. In dieser Arbeit wird erstmalig die Gesellschaftsstruktur dieses Standes repräsentativ für den Zeitraum von 1200 bis 1400 analysiert. Die Untersuchung basiert auf einem für den Bereich der Mediävistik absolut innovativen Ansatz, bei dem mit einem Fragebogen mit Hunderten von Variablen die Individualdaten von 652 Personen aus 50 repräsentativ ausgewählten holsteinischen Adelsfamilien auf der Grundlage fast aller gedruckten Quellen erhoben worden sind. Auf dieser Datenbasis können erstmals verschiedene theoretische Ansätze zur Adelsforschung quantitativ überprüft werden, indem Fragen zur ökonomischen Struktur, zur Altersverteilung und demographischen Entwicklung, zum Konfliktverhalten, zur Rekrutierung der Geistlichen und zu Entscheidungen in wirtschaftlicher Hinsicht beantwortet werden. Weiterhin werden die wirtschaftlichen Aktivitäten des Adels mit denen des Adels in anderen deutschen Regionen verglichen und vor dem Hintergrund der konjunkturellen Entwicklung in Norddeutschland untersucht. Ein zentrales Element der Arbeit ist außerdem die Herausarbeitung des zweidimensionalen Konstrukts der Macht, die aus den ökonomischen Verhältnissen und dem gesellschaftlichen Status innerhalb des Adels gebildet wurde. Hierdurch können konkrete Fragen zur Machtposition der einzelnen Familien und deren Konfliktverhalten auf der Grundlage der ermittelten Daten beantwortet werden. Außerdem werden an Hand der erhobenen Daten die Auswirkungen der Pest auf die demographische Entwicklung der Familien sowie deren wirtschaftliche Aktivitäten überprüft. Als besondere Teilgruppen des Adels werden zudem noch die Frauen, die landesherrlichen Funktionsträger und die Solddienstleistenden untersucht, sodass hiermit erstmalig eine komplette Analyse des holsteinischen Adels auf der Grundlage repräsentativer quantitativer Daten vorliegt.