Hussain, Student und kurzzeitig Nachtportier in einem dubiosen, von zwei frommen Brüdern geführten Hotel, irrt durch die Strassen von Kirtha, einer imaginären Stadt in Algerien mit dem Namen der alten numidischen Hauptstadt und deutlichen Zügen von Algier, Constantine und Annaba.Auf seiner Odyssee nimmt die Stadt, Quelle des Imaginären, der Erinnerung und der Emotionen, den desillusionierten jungen Mann, wie die meisten seiner Generation ohne Perspektive, ohne Arbeit und Geld, mit ihren Mythen und ihrer wechselvollen Geschichte gefangen, konfrontiert ihn mit der alltäglichen Gewalt. Nicht genug: Sie lässt ihn auch in seinen erotischen Phantasien und in den Lebensgeschichten von Freunden und Kollegen umherirren, beispielsweise derjenigen seines Kommilitonen Saif, der dem Angebot des Geheimdiensts, das Studium zu unterbrechen und Terroristenjäger zu werden, nicht widerstehen konnte.Salim Bachis Erstling ist ein in jeder Beziehung aussergewöhnliches Werk. Dem Autor gelingt das Kunststück, die Seele eines Landes und eines Volkes einzufangen. Meisterlich bewegt er sich zwischen Mythos, Geschichte und repressiver Gegenwart. Er beherrscht die polyphone Erzählweise, besticht durch stilistische Vielfalt und das Abtauchen in phantastische Abgründe.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Die Wut hat "diesen Roman gezeugt", glaubt Stefan Weidner und empfiehlt das Buch jedem, der "über das richtige literarische Rüstzeug verfügt". Allen anderen Lesern rät er jedoch von der Lektüre des "eruptiven Werks" eher ab, da sie sich in seinem "Labyrinth verlaufen" könnten. Die Odyssee zweier Studenten durch das im Chaos versinkende Algerien der neunziger Jahre wird durch ein literarisches Gerüst zusammengehalten, das an James Joyce' "Ulysses" erinnert, wie der Rezensent findet. Wie dort mischen sich "Literatur, Geschichte, Mythos und Religion", schwärmt er, und die "Metaphern oszillieren zwischen Poesie und Wahn". So dicht ist diese Sprache, urteilt Weidner, dass das Buch wohl lange nicht übersetzt worden wäre, hätte Bachi auf Arabisch geschrieben. Die Übersetzung aus dem Französischen gefällt ihm jedoch ganz ausgezeichnet. Mit seinem ersten Roman hat Salim Bachi zumindest bei Weidner große Hoffnungen geweckt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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'Was den Hund des Odysseus gegenüber vielen sozialkritischen Texten aus dem Maghreb auszeichnet, ist seine erzählerische Vielschichtigkeit. Bachi beherrscht den Stil des realistischen Berichts wie den der psychologisch subtilen Detailzeichnung; surrealis