»Ein Glücksfall und Weltbuch für alle.« DIE ZEIT
Dies ist die Geschichte von Lotta, ihrem Bruder 'Prinz Neumann' und dem Hund in Opa Schultes dämmriger Scheune. Der Hund hat vom Alleinsein die Schnauze voll - deshalb erzählt er im Schuppen den Kindern die Geschichte von G. Ott, dem großen Erfinder und Lobkowitz, seinem besten Freund.
Ein Buch vom Finden und Erfinden über die Suche nach Geborgenheit und vor allem ein Buch über die Freundschaft.
Dies ist die Geschichte von Lotta, ihrem Bruder 'Prinz Neumann' und dem Hund in Opa Schultes dämmriger Scheune. Der Hund hat vom Alleinsein die Schnauze voll - deshalb erzählt er im Schuppen den Kindern die Geschichte von G. Ott, dem großen Erfinder und Lobkowitz, seinem besten Freund.
Ein Buch vom Finden und Erfinden über die Suche nach Geborgenheit und vor allem ein Buch über die Freundschaft.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.05.1998Beim Namen gerufen
Suche nach Glück und Gartentür
Jutta Richter erzählt in ihrem neuen Kinderbuch eine freundliche, sogar rührende Geschichte von der Freundschaft zwischen Kind und Hund - das Übliche also. Aber nein, im Gegenteil: etwas höchst Überraschendes, denn zugleich erzählt sie in so einfachen wie eindrucksvollen Bildern vom Irrsal und Wirrsal, dem Tohuwabohu vor allem Anfang, von G. Ott und Lobkowitz, die von Ewigkeit her in der Finsternis herumliefen, bis Lobkowitz auf die Idee ihres Gegenteils kam und G. Ott das Licht erfand.
Jutta Richter oder genauer ihr Held Hund erzählt von der Erschaffung der Welt, vom Schöpfer, Erfinder und Namensgeber aller Dinge und Lebewesen und von seinem Begleiter - bleibe dahingestellt, ob Lobkowitz das Wort verkörpert, das im Anfang bei Gott war, oder ein Untergott und Weltenbildner ist, den G. Ott später verstößt, weil die gemeinsam erfundenen Menschen nicht so werden, wie er sie sich wünschte.
All dies berichtet der streunende Hund zwei andächtig lauschenden Kindern, bei denen er Unterschlupf gefunden hat. Er tut dies zum Dank für ihre Gastlichkeit und besonders dem Jungen Prinz Neumann für seine Zärtlichkeit. Es sind Dinge, die er selbst erlebt hat, zugleich aber auch Geschichten, die sein alter Kumpan, der Penner Lobkowitz, im Rotweinrausch erfunden hat: Wunsch- und Sehnsuchtsgeschichten vom freundlichen, melancholischen und etwas skurrilen Gärtner und Erfinder, der in seinem großen Garten am Küchentisch sitzt und ebenfalls trinkt, bis er seinen Kummer vergißt über die Menschen, unter deren Händen alles schiefläuft.
Für Leser jeden Alters bietet dies Buch Verständnis- und Deutungsmöglichkeiten. In der theologischen Lesart gehen sie alle auf, aber sie drängt sich nicht vor, und die anderen sind nicht weniger reizvoll, zumal Spannung und Komik nicht zu kurz kommen. Nichts ist mit Bedeutung überfrachtet, und doch findet in diesen Geschichten die ganze Welt und noch mehr Raum, sogar das Wunder der Vogelfeder, für die G. Ott so lange brauchte, wie es das Biologiebuch im Kapitel über die Evolution darstellt. Mit leichter Hand hat Jutta Richter in das lockere Gewebe ihres Textes als weiteren Faden die nächtlichen Erlebnisse des Hundes mit erpresserischen Ratten und einer aparten, hilfsbereiten Katze eingezogen.
Neben manchem anderen ist dies auch ein Buch über die Freundschaft. Hund und Katze gehen einen paradiesischen Freundschaftspakt ein gegen ihre Feinde und zum gemeinsamen Glück. Prinz Neumann schließt mit Hund einen zärtlichen Freundschaftsbund; er besiegelt ihn mit einem gelben Herzen, in das er ein Namensschildchen schiebt - so ist der zugelaufene Hund nicht nur benannt, sondern auch bei seinem Namen gerufen als seinem Freund herzlich zugehörig. G. Ott und sein Freund Lobkowitz haben sich zwar zerstritten, aber die Kinder und Hund und Katze werden die verschlossene Tür zu G. Otts Garten schon finden, um die beiden unglücklichen Freunde wieder zu versöhnen.
Dies Buch ist einzigartig, vor allem in der deutschsprachigen Kinderliteratur, in der Religion, Philosophie und Mythologie mit den Tonnengewichten von Oberstufenleistungskursen daherkommen und die für ernste Scherze nicht viel übrig hat, weder für den an der Oberfläche verborgenen Tiefsinn noch für graziöse Gelehrsamkeit. Hier sind sie einmal realisiert.
GUNDEL MATTENKLOTT.
Jutta Richter: "Der Hund mit dem gelben Herzen oder Die Geschichte vom Gegenteil". Mit Vignetten von Susanne Janssen. Carl Hanser Verlag, München 1998. 112 S., geb., 24,80 DM. Ab 10 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Suche nach Glück und Gartentür
Jutta Richter erzählt in ihrem neuen Kinderbuch eine freundliche, sogar rührende Geschichte von der Freundschaft zwischen Kind und Hund - das Übliche also. Aber nein, im Gegenteil: etwas höchst Überraschendes, denn zugleich erzählt sie in so einfachen wie eindrucksvollen Bildern vom Irrsal und Wirrsal, dem Tohuwabohu vor allem Anfang, von G. Ott und Lobkowitz, die von Ewigkeit her in der Finsternis herumliefen, bis Lobkowitz auf die Idee ihres Gegenteils kam und G. Ott das Licht erfand.
Jutta Richter oder genauer ihr Held Hund erzählt von der Erschaffung der Welt, vom Schöpfer, Erfinder und Namensgeber aller Dinge und Lebewesen und von seinem Begleiter - bleibe dahingestellt, ob Lobkowitz das Wort verkörpert, das im Anfang bei Gott war, oder ein Untergott und Weltenbildner ist, den G. Ott später verstößt, weil die gemeinsam erfundenen Menschen nicht so werden, wie er sie sich wünschte.
All dies berichtet der streunende Hund zwei andächtig lauschenden Kindern, bei denen er Unterschlupf gefunden hat. Er tut dies zum Dank für ihre Gastlichkeit und besonders dem Jungen Prinz Neumann für seine Zärtlichkeit. Es sind Dinge, die er selbst erlebt hat, zugleich aber auch Geschichten, die sein alter Kumpan, der Penner Lobkowitz, im Rotweinrausch erfunden hat: Wunsch- und Sehnsuchtsgeschichten vom freundlichen, melancholischen und etwas skurrilen Gärtner und Erfinder, der in seinem großen Garten am Küchentisch sitzt und ebenfalls trinkt, bis er seinen Kummer vergißt über die Menschen, unter deren Händen alles schiefläuft.
Für Leser jeden Alters bietet dies Buch Verständnis- und Deutungsmöglichkeiten. In der theologischen Lesart gehen sie alle auf, aber sie drängt sich nicht vor, und die anderen sind nicht weniger reizvoll, zumal Spannung und Komik nicht zu kurz kommen. Nichts ist mit Bedeutung überfrachtet, und doch findet in diesen Geschichten die ganze Welt und noch mehr Raum, sogar das Wunder der Vogelfeder, für die G. Ott so lange brauchte, wie es das Biologiebuch im Kapitel über die Evolution darstellt. Mit leichter Hand hat Jutta Richter in das lockere Gewebe ihres Textes als weiteren Faden die nächtlichen Erlebnisse des Hundes mit erpresserischen Ratten und einer aparten, hilfsbereiten Katze eingezogen.
Neben manchem anderen ist dies auch ein Buch über die Freundschaft. Hund und Katze gehen einen paradiesischen Freundschaftspakt ein gegen ihre Feinde und zum gemeinsamen Glück. Prinz Neumann schließt mit Hund einen zärtlichen Freundschaftsbund; er besiegelt ihn mit einem gelben Herzen, in das er ein Namensschildchen schiebt - so ist der zugelaufene Hund nicht nur benannt, sondern auch bei seinem Namen gerufen als seinem Freund herzlich zugehörig. G. Ott und sein Freund Lobkowitz haben sich zwar zerstritten, aber die Kinder und Hund und Katze werden die verschlossene Tür zu G. Otts Garten schon finden, um die beiden unglücklichen Freunde wieder zu versöhnen.
Dies Buch ist einzigartig, vor allem in der deutschsprachigen Kinderliteratur, in der Religion, Philosophie und Mythologie mit den Tonnengewichten von Oberstufenleistungskursen daherkommen und die für ernste Scherze nicht viel übrig hat, weder für den an der Oberfläche verborgenen Tiefsinn noch für graziöse Gelehrsamkeit. Hier sind sie einmal realisiert.
GUNDEL MATTENKLOTT.
Jutta Richter: "Der Hund mit dem gelben Herzen oder Die Geschichte vom Gegenteil". Mit Vignetten von Susanne Janssen. Carl Hanser Verlag, München 1998. 112 S., geb., 24,80 DM. Ab 10 J.
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