Gebundener Preis 24,00 €**

Als Mängelexemplar:
7,99 €
inkl. MwSt.
**Frühere Preisbindung aufgehoben

Sofort lieferbar
payback
4 °P sammeln

minimale äußerliche Macken und Stempel, einwandfreies Innenleben. Schnell sein! Nur begrenzt verfügbar. Lieferung nur solange der Vorrat reicht!
  • Gebundenes Buch

"Ein überwältigender Roman, eine Anleitung für eine humane Gesellschaft." Björn Hayer, Spiegel Online
Orient und Okzident, Einwanderer, Auswanderer, Aussteiger, Islam, Christentum, Kapitalismus und die Suche nach dem Glück: Michael Kleeberg erzählt Geschichten und Schicksale in einer globalisierten Welt. In diesem großen Wurf gelingt es ihm, die wichtigen Fragen unserer Zeit in packende Literatur zu verwandeln.
Mühlheim bei Frankfurt. Ein Kreis von Freunden trifft sich und versucht, über Freundschaft und Gesellschaft nicht nur nachzudenken, sondern auch Utopien eines anderen
…mehr

Produktbeschreibung
"Ein überwältigender Roman, eine Anleitung für eine humane Gesellschaft." Björn Hayer, Spiegel Online

Orient und Okzident, Einwanderer, Auswanderer, Aussteiger, Islam, Christentum, Kapitalismus und die Suche nach dem Glück: Michael Kleeberg erzählt Geschichten und Schicksale in einer globalisierten Welt. In diesem großen Wurf gelingt es ihm, die wichtigen Fragen unserer Zeit in packende Literatur zu verwandeln.

Mühlheim bei Frankfurt. Ein Kreis von Freunden trifft sich und versucht, über Freundschaft und Gesellschaft nicht nur nachzudenken, sondern auch Utopien eines anderen Zusammenlebens zu verwirklichen. Dabei: Hermann, einst Doktorand der Philosophie, dann Aussteiger, jetzt Lehrer in Frankfurt. Maryam, eine iranische Sängerin, die auswandern musste, weil ihr das Singen verboten wurde. Dabei auch: Younes, ein libanesischer Pastor, Zygmunt, ein polnischer Handwerker, Bernhard, ein Ex-Sponti, der lange einen Verein für Jugendsozialarbeit leitete, Ulla, seine Frau, Kadmos, ein arabischer Lyriker.

In einem kaleidoskopischen Roman in zwölf Büchern (angelehnt an Goethes West-Östlichen Divan und Nezamis Leila und Madschnun) erzählt Michael Kleeberg ihre Geschichten und Geschichten um sie herum und begibt sich zu den Wurzeln ihrer Kulturen. Sein Buch spielt in Deutschland, Iran, im Libanon und im Reich der Mythen; Kleeberg verarbeitet Motive östlicher und westlicher Kultur - von der persischen Erzählung bis zu den Blogs deutscher Islamistinnen im "Islamischen Staat"; er mischt verschiedene Erzählperspektiven und Genres, Erzählung, Dialog, Essay und Parabel zu einem großen multiperspektivischen Ganzen, das den Suchbewegungen und Unsicherheiten der Gegenwart gerecht wird. Kein Buch der Gewissheiten, ein Buch der Suche. Ein literarisches Wagnis. Ein großes Buch.

"Ein ost-westlicher Divan des 21. Jahrhunderts - auf den Spuren Goethes versammelt Michael Kleeberg zwölf Geschichten mit allen Problemen und Konflikten unserer Zeit: Terrorismus, Fundamentalismus, Kampf der Kulturen. Vom Libanon und Iran bis in die hessische Provinz - am Ende steht die Vision einer humanistischen Utopie, wo Menschen trotz aller Unterschiede einander Freund sein können. Ein großer, anspruchsvoller, weltliterarischer Wurf - und er gelingt!" Joachim Scholl, Deutschlandradio Kultur

"Michael Kleeberg ist ein unendlich begabter, unverschämt maliziöser Schriftsteller, der souverän über alle Register der großen Romanorgel verfügt." Ijoma Mangold, Die Zeit

"Michael Kleeberg hat diese Bereitschaft, seine Identität zu vergessen (nicht seine Existenz oder seine Kultur). Er ist bereit, sich dem anderen anzunähern ohne fertige Kategorien." Abbas Beydoun
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Autorenporträt
Michael Kleeberg, geboren 1959 in Stuttgart, lebt als Schriftsteller und Übersetzer (u.a. Marcel Proust, John Dos Passos, Graham Greene, Paul Bowles) in Berlin. Sein Werk (u.a. Ein Garten im Norden, Karlmann, Vaterjahre, Der Idiot des 21. Jahrhunderts) wurde in mehr als ein Dutzend Sprachen übersetzt. Zuletzt erhielt er den Friedrich-Hölderlin-Preis (2015) und den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung (2016). 2020 erschien sein Buch Glücksritter. Recherche über meinen Vater.
Rezensionen
Wuchtig und elegant (...) [Ein] anrührendes, ebenso tiefsinniges wie unterhaltsames, weltsorgendes wie menschenfreundliches Kunstwerk. Erhard Schütz Der Tagesspiegel

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.08.2018

Lust und Pein, den Zwillingen gemein
Michael Kleebergs neuer Roman zieht in den Orient, mit Dostojewski im Gepäck

Werfen wir den Samowar an. Dimmen wir das Licht. Es braucht schon eine gewisse Gestimmtheit, um den hohen Ton und unverhohlenen Mythenzauber dieses wie alle großen Epen im Kern von der Liebe handelnden Romans nicht für verblasen und überorchestriert zu halten. Wer aber das Nachdenken de profundis nicht fürchtet, kann frei eintauchen in das zeitlich weit ausgreifende und zugleich äußerst heutige Ost-West-Panorama, das sich als Feier des Händereichens erweist. Weil nur so ein Ganzes entstehen kann, das mehr ist als die Summe der Teile.

Michael Kleeberg, der Virtuose der Vielstimmigkeit, führt uns vor Augen, wie die im achtzehnten Jahrhundert von den nobelsten Aufklärern hoffnungsvoll ausgemalte Idee einer kosmopolitischen, intelligenten Weltrepublik aussehen könnte und im Kleinen vielleicht tatsächlich schon aussieht. Er tut das anhand einer Gemeinschaft, die anlässlich eines Geburtstags im hessischen Arkadien (das liegt, hört hört, zwischen Offenbach und Hanau) zusammenkommt, aber ebenso stark im Nahen Osten, vor allem im Libanon und in Iran, verwurzelt ist. "Aus irgendeiner Heimat sind wir alle hierher gekommen, und Heimat ist's immer, wonach wir suchen", heißt es auf den ersten Seiten. Die eigene Zurichtung aber will man auszusetzen versuchen: "Ein Besuch in der anderen Welt sollte ohne eine Identität erfolgen."

Freunde fürs Leben sind aus den Weltenwanderern geworden, weil sie entdeckt haben, dass der Zwischenraum, der das neugierige Begegnen ermöglicht, lange vor ihnen da war, eine Insel, auf der dem gegenseitigen Vertrauen keine falsche Scham und kein tumber Stolz im Wege steht. Von der immer schon den Austausch suchenden Kultur ist hier selbstverständlich die Rede, von Philosophie, Literatur, Mythos und vor allem von der verbindenden Musik. In diesem Sinne sind die Protagonisten bei Kleeberg einander Heimat. Das offene Haus, das der Jugendsozialarbeiter Bernhard und seine Frau Ulla führen, wird zum Nukleus einer Gesellschaft im Namen des Schönen. Die vielen Erzähler und ihr unsichtbarer Meister sind sich freilich bewusst, dass sie sich einer Illusion hingeben, denn die Verhältnisse, sie sind nicht so. Der zu wenig machtbewusste Bernhard etwa wurde soeben aus seinem eigenen Jugendhilfeverein herausgemobbt. Schöngeister stehen meist ohne Rüstung da.

Hier aber existiert für einen kurzen Zeitraum keine Ablehnung, keine Lächerlichkeit, schwimmt man in der "Fruchtblase des Einvernehmens". Eine hessische Doyenne namens Martha ist zugegen, der Dichter Kadmos, zwei Söhne und ihre Freundinnen. Zygmunt, der Alles-Renovierer aus Polen, erbaut für die den ganzen Ort erhebenden Gartenopern des aus dem Libanon stammenden, mit Karoline verheirateten Pfarrers Khalil Jean Younes die Dachkonstruktion. Auch Flüchtlinge aus Syrien treffen wir an. Die stärkste, den Roman tragende Geschichte aber ist die der Liebenden Maryam und Herrmann, Bernhards Busenfreund. Die junge Musikerin und Lehrerin ist kurz nach der Revolution aus Iran nach Deutschland geflohen, wo sie, verloren und verunsichert, auf den höflichen Doktoranden traf, der eine Musikerseele besitzt wie sie selbst.

Kleeberg erzählt das Auf und Ab dieser Freundschaft detailrealistisch, zugleich aber als ins menschlich Unvollkommene abgelenkte Variation der von einer so unsterblichen wie hoffnungslosen Liebe handelnden altpersischen Erzählung "Leila und Madschnun" (die bis in Eric Claptons "Layla" fortlebt). Für beides steht ihm eine souveräne, reizvolle Sprache zur Verfügung. Die harmonische Verschaltung von Mythisch-phantastischem mit exakt abgebildeter Gegenwart - mehrfach meint man durch das lichtdurchtränkte Beirut zu wandeln -, genretechnisch ausgedrückt also von hehrer Poesie und reflektierender Essayistik (in Figurenrede) mit scharfkantiger Prosa ist das poetologische Prinzip dieses referenzprallen Wunderbuchs. Sein zentrales Thema ist die Begegnung von Orient und Okzident. Auf der konkreten Ebene sind das Geschichten vom Ein-, Aus- und Umherwandern in einer globalisierten Moderne, von Flucht, Vertreibung oder internationalen Karrieren, auf der philosophischen geht es um stimulierende Einflussnahmen, um ein Überbietungsspiel unter Gleichen, wie es schon Goethe im Sinn hatte: "Hafis, mit dir, mit dir allein / Will ich wetteifern! Lust und Pein / Sei uns, den Zwillingen, gemein!" Im Fremden findet sich das Eigene wieder, oft klarer als zuvor.

Kleeberg, das merkt man dieser kostbaren Melange aus "Tausendundeiner Nacht" und "West-östlichem Divan" auf jeder Seite an, ist jemand, der auf zahlreichen Reisen - seit fünfzehn Jahren ist der Autor im Nahen Osten unterwegs - den Orient an sich herangelassen hat, der überwältigt wurde von der Pracht und Tradition der islamisch geprägten Kultur, ohne die Augen zu verschließen vor den Disharmonien, die bis zu den schrecklichsten und dümmsten Anverwandlungen führten. Ausführlich zitiert der Autor etwa aus Blogs, mit denen IS-Kämpfer rekrutiert werden: auch eine Ost-West-Begegnung, aber ohne Verstand und Herz. Genau das Gegenteil tue not, lernen wir (mag der Autor es mit dem Götteranrufungspathos auch ein wenig übertrieben haben): Einen Fürsten Myschkin sehnt das Buch herbei, einen "Idioten" im dostojewskischen Sinne, isoliert womöglich, aber zugleich ein Heros der kindlich-naiven Sensibilität und Mitleidsfähigkeit, "unverfügbar" für alle Instrumentalisierungen. Dafür steht vor allem die Figur Herrmanns/Madschnuns ein, der sich an der orthodoxiestürzenden Mystik abarbeitet, bis kein Doktorvater mehr mitkommt. Später führt er Bernhards aufmüpfigen Sohn Ernst und dessen Freund Navid, den Sohn Maryams (was Herrmann nicht weiß), in Waldgesprächen sanft zur Philosophie zurück. Etwas Ähnliches wie dieses immer in Bewegung bleibende "nomadische Denken" praktiziert auch der Roman selbst.

In disparaten Exkursen, die manchmal nur mühsam an die Grundhandlung angebunden sind und auch einmal unterkomplex geraten (eine Reflexion über die ewige Männerangst vor der unkeuschen Frau klingt nach abgeflachtem Klaus Theweleit), erfahren wir Wissenswertes über den Islam, aber auch über die in seinem Namen in Paris, Boston oder Bangladesch Hingemetzelten, über persische Musik, über das tägliche Leben in Beirut und Teheran, über das schwierige Zurechtfinden in der deutschen Gesellschaft oder über die gar nicht in allem schiefen Gedanken von Salafisten. Es geht stets darum, aus den gegenseitigen Vorurteilen die Luft herauszulassen, das Andere aus der Anonymität zu holen und damit nicht mehr ganz so leicht anfeindbar zu machen.

Es ist also durchaus ein engagiertes Buch, das in feierlichem Ton auf das Höchste zielt, so etwa, wie sich die Tetralogie "Joseph und seine Brüder" von Kleebergs großem Stilvorbild Thomas Mann der Verdüsterung der Welt entgegenstemmte. In unseren zynischen Zeiten, in denen Humanisten als Gutmenschen diskreditiert werden, ist es wohl mutig, mit einer betont naiven Utopie zu enden, einer märchenhaften Flüchtlingsparabel, die in einen Goldregen mündet: "und am Ende sind alle reicher, als sie es sich je vorstellen konnten". Wir schaffen das? Es gibt gar nichts zu schaffen, ruft uns Michael Kleeberg zu, nur zu sehen, zu verstehen und zu lieben. Es gibt das Wir oder nichts.

OLIVER JUNGEN

Michael Kleeberg: "Der Idiot des 21. Jahrhunderts". Ein Divan.

Galiani Verlag, Berlin 2018. 464 S., geb., 24,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Für Paul Jandl will Michael Kleebergs Roman einfach zu viel. Das Wissen des Autors vom Orient kommt dabei schlecht weg und wird im Text zu "Zuckerguss-Orient", bedauert Jandl. Dass der Autor bei seinem Versuch zu einer "Enzyklopädie der migrantischen Weltlage" zwischen Gross-Frankfurt und Beirut allzu viel von Nächstenliebe und zu wenig von aktueller deutscher Gegenwart fabuliert, findet er schade. Geschichte auf Geschichte türmend, mal essayistisch, mal dadaistisch, so Jandl, verliert sich der Text in "tausendundeinem Klischee". Wenn der Autor schließlich die große Utopie der Gastfreundschaft und des Zusammenlebens ausruft, ist der Rezensent schon ermattet.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Ein überwältigender Roman." SPIEGEL ONLINE