Lincoln Rhyme, der geniale gelähmte Ermittler, will sich in North Carolina einer riskanten Operation unterziehen. Doch kaum angekommen, werden er und seine couragierte Assistentin Amelia Sachs in einen spektakulären Entführungsfall hineingezogen. Verdächtigt wird ein seltsamer junger Mann, den man nur `den Insektensammler` nennt. Als das Team endlich den Unterschlupf des Jungen in den undurchdringlichen Sümpfen ausfindig macht, geschieht das Unfassbare: Amelia wechselt die Fronten - und stellt sich auf die Seite des Entführers...
Kennen Sie Jeffery Deaver?
Wenn nicht, werden Sie nachdem Sie mit diesem Roman fertig sind, alles daran setzen, sämtliche seiner früheren Werke möglichst schnell in die Finger zu bekommen, um sie in einem Rutsch zu verschlingen. Was jedoch - denn keiner soll sagen, man habe ihn nicht gewarnt! - alles andere als leicht sein wird; zu komplex ist dazu die Materie. Denn wo es im wesentlichen darum geht, mit Hilfe von Bodenproben, Fasern, Rückständen aller Art, aber vor allem einem messerscharfen analytischen Geist Rückschlüsse auf den Verbleib einer oder mehrerer verschleppter bzw. flüchtiger Personen zu ziehen, da kann man nicht mal eben flüchtig über die Seiten huschen, da heißt es schon, Zeile für Zeile genau zu studieren, um ja kein Detail zu übersehen - so sehr es den ungeduldigen Leser auch in den Fingern jucken mag, möglichst schnell alles über den Fortgang der Geschichte zu erfahren. Wenn Sie hingegen bereits sowohl Die Assistentin als auch den Letzten Tanz (den ersten und zweiten Band der Serie um den unvergleichlichen Lincoln Rhyme) gierig in sich aufgesogen haben, dann werden Sie nicht umhin können, dem Autor rückhaltlose Bewunderung dafür zu zollen, dass es ihm gelingt, immer noch eines draufzusetzen, an Spannung, an Action, vor allem aber an verwickelten, komplizierten, fast schon abstrusen Geschichten, die aber am Ende stets ein klares Bild ergeben.
Lincoln Rhyme & Amelia Sachs - Ein unschlagbares Duo
Aber langsam, der Reihe nach: Was haben wir? Einen Ermittler, der so weit von gängigen "Helden" abweicht, wie es nur möglich ist - einen Gelähmten, der ausschließlich Kopf, Schultern und den linken Ringfinger bewegen kann und dennoch stets (dank seines scharfen, wachen Geistes, seinem unglaublichen Wissen und seiner begnadeten Kombinationsgabe) mitten drin steckt im Geschehen, weiß was passiert ist oder - noch wichtiger - passieren wird.
Eine schöne, rothaarige Polizistin, die es an Geschicklichkeit, Geschwindigkeit und Schießkünsten mit jedem Kollegen aufnehmen kann - wenn sie ihn nicht noch übertrifft. Eine Frau, die ihre Fähigkeit, ein Maximum an Rückschlüssen aus einem Tatort zu ziehen, in den Jahren als Rhymes Assistentin zur äußersten Perfektion gebracht hat. Und der dennoch das Gespür für die Menschen neben den reinen Fakten nicht verlorengegangen ist.
Einen kleinen, ländlichen Ort in North Carolina, in dem die Uhren anders gehen und der Menschenschlag ein völlig anderer ist als in der Großstadt, aus der die beiden "Schnüffler" kommen. Da mangelt es nicht an rauen Burschen mit noch raueren Sitten - zusammen mit Ex-Model Amelia ergibt das mehr als einmal eine explosive Mischung.
Eine Vielzahl von hervorragend ausgearbeiteten Figuren, bei denen so gut wie niemand das ist, was er zu sein scheint, was es dem Leser nicht eben leichter macht, seine Sympathien zu verteilen. Und einen ominösen Mord, zu dem sich zwei Entführungen, eine Befreiung, eine versuchte Vergewaltigung, eine Geiselnahme und jede Menge Blut, Gewalt und Tränen hinzugesellen. Genau das ist aber auch eines der wesentlichen Merkmale wodurch sich die Thriller von Ex-Anwalt Deaver auszeichnen: einerseits spielen sich viele wesentliche Szenen im Labor ab, werden die Ergebnisse Steinchen um Steinchen, Erdpartikel für Erdpartikel zu scharfsinnigen Schlussfolgerungen zusammengetragen und dem Leser so ganz nebenbei allerlei wissenswerte Informationen aus dem Bereich der Geschichte, Geologie, Biologie, Physik und Chemie vermittelt. Andererseits wird geschossen und verfolgt, was das Zeug hält, spielt der Zeitfaktor immer eine entscheidende Rolle, um Unheil abzuwenden und reiht sich ein Spannungsbogen nahtlos an den nächsten, wird ein Höhepunkt in der Handlung vom nächsten nachgerade überboten.
Ein fulminantes Finale
Im vorliegenden Band flackert zudem ab und an ein wenig Mutterwitz auf, der sich im Wesentlichen auf die Tatsache gründet, dass die Freunde und (fast) Partner Lincoln und Amelia ab einem gewissen Punkt zu Gegenspielern werden, die ihre Kräfte messen, ohne dies jedoch mit der Absicht zu verbinden, den jeweils anderen vernichten zu wollen, wie dies sonst bei Gegnern meist der Fall ist. Schnell werden diese "Inseln" origineller Einfälle jedoch überlagert von den Ereignissen, die an Dramatik ständig zunehmen - denn wie der geübte Deaver-Fan weiß, geht kein Weg daran vorbei, sich von der einen oder anderen liebgewordenen Figur verabschieden zu müssen. Am Ende steht nicht nur EIN fulminantes Finale - der Autor wartet gleich mit derer drei auf.
Fortsetzung folgt
Wie soll das weitergehen, fragt man sich unwillkürlich? Wie kann ein solch meisterhaft konstruierter Roman eine nur halbwegs ebenbürtige Fortsetzung finden? Die Chancen stehen gut, dass Jeffery Deaver uns darüber nicht allzu lange im Ungewissen lassen wird - mit The Stone Monkey, dem nächsten Band der Serie.
(Michaela Pelz, www.krimi-forum.de)
Wenn nicht, werden Sie nachdem Sie mit diesem Roman fertig sind, alles daran setzen, sämtliche seiner früheren Werke möglichst schnell in die Finger zu bekommen, um sie in einem Rutsch zu verschlingen. Was jedoch - denn keiner soll sagen, man habe ihn nicht gewarnt! - alles andere als leicht sein wird; zu komplex ist dazu die Materie. Denn wo es im wesentlichen darum geht, mit Hilfe von Bodenproben, Fasern, Rückständen aller Art, aber vor allem einem messerscharfen analytischen Geist Rückschlüsse auf den Verbleib einer oder mehrerer verschleppter bzw. flüchtiger Personen zu ziehen, da kann man nicht mal eben flüchtig über die Seiten huschen, da heißt es schon, Zeile für Zeile genau zu studieren, um ja kein Detail zu übersehen - so sehr es den ungeduldigen Leser auch in den Fingern jucken mag, möglichst schnell alles über den Fortgang der Geschichte zu erfahren. Wenn Sie hingegen bereits sowohl Die Assistentin als auch den Letzten Tanz (den ersten und zweiten Band der Serie um den unvergleichlichen Lincoln Rhyme) gierig in sich aufgesogen haben, dann werden Sie nicht umhin können, dem Autor rückhaltlose Bewunderung dafür zu zollen, dass es ihm gelingt, immer noch eines draufzusetzen, an Spannung, an Action, vor allem aber an verwickelten, komplizierten, fast schon abstrusen Geschichten, die aber am Ende stets ein klares Bild ergeben.
Lincoln Rhyme & Amelia Sachs - Ein unschlagbares Duo
Aber langsam, der Reihe nach: Was haben wir? Einen Ermittler, der so weit von gängigen "Helden" abweicht, wie es nur möglich ist - einen Gelähmten, der ausschließlich Kopf, Schultern und den linken Ringfinger bewegen kann und dennoch stets (dank seines scharfen, wachen Geistes, seinem unglaublichen Wissen und seiner begnadeten Kombinationsgabe) mitten drin steckt im Geschehen, weiß was passiert ist oder - noch wichtiger - passieren wird.
Eine schöne, rothaarige Polizistin, die es an Geschicklichkeit, Geschwindigkeit und Schießkünsten mit jedem Kollegen aufnehmen kann - wenn sie ihn nicht noch übertrifft. Eine Frau, die ihre Fähigkeit, ein Maximum an Rückschlüssen aus einem Tatort zu ziehen, in den Jahren als Rhymes Assistentin zur äußersten Perfektion gebracht hat. Und der dennoch das Gespür für die Menschen neben den reinen Fakten nicht verlorengegangen ist.
Einen kleinen, ländlichen Ort in North Carolina, in dem die Uhren anders gehen und der Menschenschlag ein völlig anderer ist als in der Großstadt, aus der die beiden "Schnüffler" kommen. Da mangelt es nicht an rauen Burschen mit noch raueren Sitten - zusammen mit Ex-Model Amelia ergibt das mehr als einmal eine explosive Mischung.
Eine Vielzahl von hervorragend ausgearbeiteten Figuren, bei denen so gut wie niemand das ist, was er zu sein scheint, was es dem Leser nicht eben leichter macht, seine Sympathien zu verteilen. Und einen ominösen Mord, zu dem sich zwei Entführungen, eine Befreiung, eine versuchte Vergewaltigung, eine Geiselnahme und jede Menge Blut, Gewalt und Tränen hinzugesellen. Genau das ist aber auch eines der wesentlichen Merkmale wodurch sich die Thriller von Ex-Anwalt Deaver auszeichnen: einerseits spielen sich viele wesentliche Szenen im Labor ab, werden die Ergebnisse Steinchen um Steinchen, Erdpartikel für Erdpartikel zu scharfsinnigen Schlussfolgerungen zusammengetragen und dem Leser so ganz nebenbei allerlei wissenswerte Informationen aus dem Bereich der Geschichte, Geologie, Biologie, Physik und Chemie vermittelt. Andererseits wird geschossen und verfolgt, was das Zeug hält, spielt der Zeitfaktor immer eine entscheidende Rolle, um Unheil abzuwenden und reiht sich ein Spannungsbogen nahtlos an den nächsten, wird ein Höhepunkt in der Handlung vom nächsten nachgerade überboten.
Ein fulminantes Finale
Im vorliegenden Band flackert zudem ab und an ein wenig Mutterwitz auf, der sich im Wesentlichen auf die Tatsache gründet, dass die Freunde und (fast) Partner Lincoln und Amelia ab einem gewissen Punkt zu Gegenspielern werden, die ihre Kräfte messen, ohne dies jedoch mit der Absicht zu verbinden, den jeweils anderen vernichten zu wollen, wie dies sonst bei Gegnern meist der Fall ist. Schnell werden diese "Inseln" origineller Einfälle jedoch überlagert von den Ereignissen, die an Dramatik ständig zunehmen - denn wie der geübte Deaver-Fan weiß, geht kein Weg daran vorbei, sich von der einen oder anderen liebgewordenen Figur verabschieden zu müssen. Am Ende steht nicht nur EIN fulminantes Finale - der Autor wartet gleich mit derer drei auf.
Fortsetzung folgt
Wie soll das weitergehen, fragt man sich unwillkürlich? Wie kann ein solch meisterhaft konstruierter Roman eine nur halbwegs ebenbürtige Fortsetzung finden? Die Chancen stehen gut, dass Jeffery Deaver uns darüber nicht allzu lange im Ungewissen lassen wird - mit The Stone Monkey, dem nächsten Band der Serie.
(Michaela Pelz, www.krimi-forum.de)