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In der Affäre Dreyfus kommt, wie wohl kaum zuvor und selten danach in dieser Klarheit, die eigenständige Macht des Intellektuellen zur Geltung, die darauf beruht, die Polarisierung der staatsbürgerlichen Werthaltungen und Meinungen mit der Logik des besseren Argumentes zu verknüpfen. Die intellektuelle Öffentlichkeit vollzieht im Verlauf der Affäre Dreyfus eine Transformation, die dem generellen Übergang des Honoratiorenstaates des 19. Jahrhunderts in den modernen Parteien- und Verbändestaat entspricht. In ihr bringt sie den Intellektuellen als eigenen Strukturtypus hervor, der…mehr

Produktbeschreibung
In der Affäre Dreyfus kommt, wie wohl kaum zuvor und selten danach in dieser Klarheit, die eigenständige Macht des Intellektuellen zur Geltung, die darauf beruht, die Polarisierung der staatsbürgerlichen Werthaltungen und Meinungen mit der Logik des besseren Argumentes zu verknüpfen. Die intellektuelle Öffentlichkeit vollzieht im Verlauf der Affäre Dreyfus eine Transformation, die dem generellen Übergang des Honoratiorenstaates des 19. Jahrhunderts in den modernen Parteien- und Verbändestaat entspricht. In ihr bringt sie den Intellektuellen als eigenen Strukturtypus hervor, der handlungslogisch weder mit dem Politiker noch mit dem Wissenschaftler länger gleichzusetzen ist. Der moderne Intellektuelle zeigt aber zeitgleich auch schon seine Verführbarkeit und ureigenen Abgründe auf. Als der unschuldige Hauptmann Dreyfus nach zwölf Jahren endlich rehabilitiert wird, haben sich bereits alle Abirrationen des modernen Gemeinwesens gezeigt: korrumpierbare Massenpresse, totalitäre Ideologien, die Kälte kontrollentrückter Armeestäbe, strategisch kalkulierender Parteifunktionäre, antisemitische Ressentiments, die diffamierende Agitation. Vor diesem Hintergrund erst wird die ›Affäre Dreyfus‹ zu einem Gründungsmythos für den modernen Intellektuellen. Er ist derjenige, der die Korrektive der Fehlentwicklungen der Moderne mobilisiert. Das leistet er aber nur insoweit, als es ihm gelingt, einen öffentlichen, auf die Suggestivität des Arguments hinwirkenden Krisendiskurs in Gang zu bringen. Es handelt sich um die erste Analyse eines öffentlichen Krisendiskurses dieser Art, die mit der Methode der objektiven Hermeneutik durchgeführt wurde. Siehe auch: http://www.humanities-online.de