London 1885: Anna Kronberg führt ein Doppelleben, tagsüber arbeitet sie als Dr. Anton Kronberg im renommierten Guy’s Hospital, abends und nachts behandelt sie als vorgebliche Krankenschwester in St. Giles Prostituierte und Arme umsonst. Als eines Nachts der irische Dieb Garret O’Hare bei ihr
einbricht, um eine Schußwunde behandeln zu lassen, ändert sich Annas Leben grundlegend, denn die beiden…mehrLondon 1885: Anna Kronberg führt ein Doppelleben, tagsüber arbeitet sie als Dr. Anton Kronberg im renommierten Guy’s Hospital, abends und nachts behandelt sie als vorgebliche Krankenschwester in St. Giles Prostituierte und Arme umsonst. Als eines Nachts der irische Dieb Garret O’Hare bei ihr einbricht, um eine Schußwunde behandeln zu lassen, ändert sich Annas Leben grundlegend, denn die beiden kommen sich näher und Garret beginnt Anna zu beschützen, die bei ihren nächtlichen Behandlungsbesuchen auf die Spur eines brutalen Mannes kommt, der einer jungen Prostituieren das ganze Gesicht aufgeschlitzt hat.
Das Buch als vierten Teil der Anna Kronberg Reihe anzupreisen ist vom Verlag sehr irreführend, denn die Handlung ist eigentlich eine Vorgeschichte und spielt zeitlich noch vor dem ersten Teil der Serie, wer hier also eine Fortsetzung von "Die lange Reise" erwartet, wird vermutlich enttäuscht werden. Eigentlich müßte man "Der irische Löwe" sogar als ersten Teil der Reihe betrachten.
Die Story ist insgesamt recht unterhaltsam, aber auch keine unbedingt notwendige Lektüre, da man inhaltlich die wesentlichen Punkte auch gut in "Teufelsgrinsen" erklärt bekommt. Hier wird lediglich Annas Beziehung zu Garret thematisiert und sehr schön der Widerstreit von Annas Gefühlen beleuchtet. Einerseits fühlt sie sich zu Garret hingezogen, hat aber auch Angst vor ihm, da sie ja sehr traumatische Erlebnisse mit Männern hatte und zum anderen auch ihre Geheimnisse nicht preis geben will und kann, da sonst ihre Leidenschaft, als Arzt und Bakteriologe zu arbeiten, gefährdet würde.
Die Autorin hat die aufkeimende Liebesgeschichte zwischen den ungleichen Protagonisten sehr einfühlsam, realistisch und frei von kitschigen Szenen geschildert. Nebenbei kommt Anna einem berühmten Serienkiller auf die Spur, der hier ebenfalls quasi seine Vorgeschichte geschrieben bekommt. Eine wirkliche Lösung gibt es natürlich nicht, das ist wohl den realen Ereignissen geschuldet. Zwar wird der Name Jack the Ripper nie erwähnt, zu dem Handlungszeitpunkt des Buches hat der den Namen ja auch noch nicht, aber wer aufmerksam liest und sich schon mit der Thematik beschäftigt hat, weiß natürlich genau, wer gemeint ist und insgesamt liefert die Autorin auch eine sehr schlüssige und neue Möglichkeit für dessen Vorgeschichte. Leider wird die Suche nach ihm und die Hintergründe zu seiner Person nur am Rande gesteift, was ich schade fand, da auch dieser Handlungsstrang durchaus Potenzial für mehr gehabt hätte. So aber geht es hauptsächlich um Anna und Garret, die man in dieser Vorgeschichte noch besser kennen lernt. Eingebettet ist diese Geschichte in sehr stimmige und atmosphärisch dichte Schilderungen vom Leben im Elendsviertel St. Giles, das die Autorin mit viel Liebe zum Detail lebendig werden läßt!
FaziT: nette Vorgeschichte zur Anna Kronberg Reihe, in der man die Protagonisten besser kennen lernt und die bedrückenden Verhältnisse im Elendsviertel St. Giles von der Autorin sehr detailliert und plastisch geschildert werden, so dass man beim Lesen einen greifbaren und beklemmenden Eindruck dieser Zeit bekommt.
Irreführend ist allerdings das es sich hierbei um den 4. Teil der Reihe handelt, das sollte man beim Kauf beachten, dann wird man auch nicht enttäuscht.