Alî Abd ar-Râziqs Werk Der Islam und die Grundlagen der Herrschaft gehört zu den Schriften muslimischer Autoren des frühen 20. Jahrhunderts, die den Diskurs um das Verhältnis von Staat und Politik im Islam wesentlich mitgeprägt haben. Der Verfasser, selbst Azhar-Gelehrter und Richter am Islamischen Gericht von al-Mansûra (Ägypten), begründet aus der islamischen Tradition heraus die politische Verankerung des Kalifats und der Kalifen. Das Kalifat verliert damit seinen religiösen Schein und wird zur einfachen Herrschaftsform. Diese Theorie wirkte zunächst schockierend auf viele Muslime und auf die Mehrheit der islamischen Rechts- und Religionsgelehrten. Alî Abd ar-Râziq verlor alle Ämter, sein Buch wurde auf den Index gesetzt. Auch in den aktuellen Auseinandersetzungen innerhalb und außerhalb der islamischen Welt um Demokratie und Menschenrechte vermittelt das Werk bis heute interessante Ansatzpunkte.