Der Islamismus entstand parallel zum italienischen Faschismus und zum Nationalsozialismus. Sein faschistoides Gedankengut reicht allerdings weit zurück - es ist bereits im Ur-Islam angelegt. Hamed Abdel-Samad schlägt in seiner Analyse einen Bogen von den Ursprüngen des Islam bis hin zur Gegenwart. Ein provokantes Buch, dessen Thesen Hamed Abdel-Samad eine Mord-Fatwa einbrachten.
"Hamed Abdel-Samad war einst ein Islamist. Inzwischen bekämpft der Publizist jedoch mit heiligem Furor das, wofür er einst stand. (...) Erist ein ägyptischer Salman Rushdie (...)" -- Süddeutsche.de, 26.11.2013
"Hamed Abdel-Samad wurde 1972 in der Nähe von Gizeh geboren. Er war 23 als er 1995 nach Deutschland kam. Er spricht und schreibt besser deutsch als die meisten von uns. Er ist auch neugieriger. Wer von uns hat schon Englisch, Französisch, Politikwissenschaften, Shintoismus, Buddhismus und jüdische Kultur studiert? Das alles wäre nicht möglich, wenn Hamed Abdel-Samad nicht auch mutig wäre.
Sein Mut beginnt nicht erst, wenn er sich wehren muss gegen Feinde. Sein Mut ist jener, viel besungene, aber wenig praktizierte Mut gegenüber den Freunden. Der Mut, der dazu gehört sich loszusagen von seiner Umgebung, von Eltern und Verwandten. Diese Art Mut ist nichts, das man sich vornehmen, keine Tugend, die man erlernen kann. Meist ist sie ein Laster, jedenfalls ein Widerspruchsgeist, den man schon am Kind beobachtet.(...)
Wir wissen nicht, ob das Verschwinden von Hamed Abdel-Samad etwas mit seinem Mut, mit seiner Kritik an der Welt, in der er aufwuchs zu tun hat.(...)
Was immer der Grund für sein Verschwinden ist - wir wünschen uns, dass Hamed Abdel-Samad wieder auftaucht und dass er seinen klaren Verstand noch hat, damit er weitermachen kann, was er bisher getan hat. Auch uns auf die Füße zu treten." -- Frankfurter Rundschau, 27.01.2013
"Hamed Abdel-Samad wurde 1972 in der Nähe von Gizeh geboren. Er war 23 als er 1995 nach Deutschland kam. Er spricht und schreibt besser deutsch als die meisten von uns. Er ist auch neugieriger. Wer von uns hat schon Englisch, Französisch, Politikwissenschaften, Shintoismus, Buddhismus und jüdische Kultur studiert? Das alles wäre nicht möglich, wenn Hamed Abdel-Samad nicht auch mutig wäre.
Sein Mut beginnt nicht erst, wenn er sich wehren muss gegen Feinde. Sein Mut ist jener, viel besungene, aber wenig praktizierte Mut gegenüber den Freunden. Der Mut, der dazu gehört sich loszusagen von seiner Umgebung, von Eltern und Verwandten. Diese Art Mut ist nichts, das man sich vornehmen, keine Tugend, die man erlernen kann. Meist ist sie ein Laster, jedenfalls ein Widerspruchsgeist, den man schon am Kind beobachtet.(...)
Wir wissen nicht, ob das Verschwinden von Hamed Abdel-Samad etwas mit seinem Mut, mit seiner Kritik an der Welt, in der er aufwuchs zu tun hat.(...)
Was immer der Grund für sein Verschwinden ist - wir wünschen uns, dass Hamed Abdel-Samad wieder auftaucht und dass er seinen klaren Verstand noch hat, damit er weitermachen kann, was er bisher getan hat. Auch uns auf die Füße zu treten." -- Frankfurter Rundschau, 27.01.2013
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.04.2014Islamismus und
Faschismus
Geschichtsklitterung mit Hamed Abdel-Samad
Seit George W. Bush 2006 islamistische Terroristen zur Speerspitze eines „Islamofaschismus“ erklärte, hat dieser Begriff eine steile Karriere erlebt. So ist er hierzulande bei Rechts- wie bei Linkspopulisten, die mit diesem Etikett auch die islamische Religion per se zu diffamieren suchen, ebenso beliebt wie bei militanten Gegnern des politischen Islams in den muslimischen Ländern. Diesen Kreisen kommt das Pamphlet „Der islamische Faschismus. Eine Analyse“ des deutsch-ägyptischen Publizisten Hamed Abdel-Samad mehr als gelegen.
Samads Ausgangspunkt ist die Gleichsetzung der ägyptischen Muslimbruderschaft mit den kurz vor ihr im Zwischenkriegseuropa entstandenen faschistischen Bewegungen. Die Abstempelung als Faschisten soll die Muslimbrüder, zu deren Anhängern Abdel-Samad in seiner Kairoer Studienzeit selbst gehörte, moralisch und politisch noch zusätzlich diskreditieren – also über den Terrorismus-Vorwurf hinaus, mit dem man neuerdings in Ägypten auch Todesurteile gegen Hunderte ihrer Mitglieder begründet.
Die Faschismus-Analogie hatte Abdel-Samad schon kurz vor dem Militärputsch vom Juli 2013 in einem Vortrag in Kairo gezogen. Und – hierzulande unbekannt – wenig später auch in einem Beitrag in der regimenahen Kulturzeitschrift Akhbar al-Adab, womit er sich der von Ägyptens Militärregime gegen die Muslimbrüder betriebenen Propagandakampagne angeschlossen hat. Nun stilisiert er in gleicher Manier den Gründer der Muslimbruderschaft, Hassan al-Banna, zu einem glühenden Bewunderer Hitlers und Mussolinis. In der Tat hatten die beiden al-Banna Anfang der Dreißigerjahre fasziniert – allerdings war das von Beginn an mit deutlicher Skepsis verbunden, was der Autor ausblendet.
Dem Leser vorenthalten bleibt auch, dass al-Banna und seine Anhänger schon wenige Jahre später zu den schärfsten ägyptischen Kritikern des Faschismus und Nationalsozialismus wurden. Sie lehnten den Rassismus dieser Bewegungen kategorisch ab und verurteilten sie als imperialistisch und diktatorisch. Mehrfach nachgewiesen hat dies der Tel Aviver Orientalist Israel Gershoni, auf Deutsch zuletzt in der gemeinsam mit Götz Nordbruch 2011 vorgelegten Studie „Sympathie und Schrecken. Begegnungen mit Faschismus und Nationalsozialismus in Ägypten 1922–1937“.
Entweder kennt Abdel-Samad diese Fakten nicht oder er unterschlägt sie. Obendrein betreibt er Geschichtsklitterung, indem er al-Banna mit einer Aussage unvollständig zitiert: Dieser listet die anfänglichen innen- wie außenpolitischen Erfolge Hitlers und Mussolinis auf. Doch nur, um in der Rückschau – der Text stammt von 1948 – noch einmal mahnend daran zu erinnern, dass der europäische Faschismus in die Katastrophe geführt und Millionen Menschenleben gekostet habe: Diesen unmittelbar anschließenden Kommentar sucht man bei Abdel-Samad vergebens.
Auch dient ihm die Kollaboration des palästinensischen Mufti Amin al-Husseini mit dem NS-Regime trotz ihres Ausnahmecharakters nicht nur als Beleg für die angebliche Kompatibilität von Islam und Nationalsozialismus. Die antisemitische Hetze des Großmufti, so wird suggeriert, soll derart nachhaltig gewirkt haben, dass nach 1948 „vor allem“ für die palästinensischen Flüchtlinge in der arabischen Diaspora der „Antisemitismus zum Identitätsstifter“ geworden sei – eine durch nichts belegte Unterstellung, die allein schon durch die Tatsache widerlegt wird, dass sich die 1964 ebenfalls im Exil gegründete palästinensische Befreiungsbewegung vom europäisch inspirierten Antisemitismus distanzierte und zwischen Juden und Zionisten klar unterschied.
Geschichtsverzerrend ist auch Abdel-Samads Behauptung, die Muslimbruderschaft sei die „Mutterorganisation des islamistischen Terrorismus“, al-Qaida „eine ihrer Ausgeburten“. Hier fehlt jeglicher Hinweis darauf, dass manch militanter ägyptischer Islamist gerade in Abgrenzung zu den Muslimbrüdern und deren Gewaltverzicht den Weg des Terrors beschritt. Übrigens hatte Abdel-Samad 2008 noch ein gänzlich anderes Bild von der ägyptischen Muslimbruderschaft gezeichnet, die er heute als antimodern, diktatorisch und gewalttätig einstuft. Ihr Diskurs, schrieb er damals rückblickend auf seine Zeit bei der Bruderschaft in einem „Identitätssuche und Radikalisierungserfahrungen“ überschriebenen Aufsatz, „war für uns modern und emanzipatorisch“ und sie habe „ganz auf ideologische Mobilisierung und nicht auf den unmittelbaren bewaffneten Kampf“ gesetzt.
Tatsächlich ließen die Muslimbrüder – wie ihr vorläufiges Parteiprogramm von 2007 belegte – keinen Zweifel daran, dass sie sich gern als Partei an einer Demokratie beteiligen würden, wenn man sie denn ließe. Dass unter dem gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi eine – wenn auch teils problematische – demokratische Verfassung verabschiedet wurde, hält Abdel-Samad nicht für erwähnenswert. Mursis „Absetzung“, schreibt er, „war kein Putsch, sondern eine Notwendigkeit. Um der Demokratie zu ihrem Recht zu verhelfen“.
Nicht nur solche Parolen aus dem Propaganda-Arsenal des repressiven ägyptischen Militärregimes disqualifizieren den Autor, für den alle Islamisten, egal welcher Färbung, Faschisten sind, für die Rolle des Aufklärers. Die Grenze zur Demagogie überschreitet Abdel-Samad auch, wenn er den Propheten Muhammad als grausamen Mörder und Vergewaltiger erscheinen lässt, Abraham als Faschisten verunglimpft und behauptet, „Faschismus ist in gewisser Weise mit dem Monotheismus verwandt“. Man wundert sich, dass hier dem als „Islamkritiker“ derzeit allseits hofierten Publizisten nicht auch von christlicher und jüdischer Seite vehement widersprochen wird.
JOSEPH CROITORU
Hamed Abdel-Samad: Der islamische Faschismus. Eine Analyse. Droemer, 2014. 222 Seiten, 18 Euro.
Joseph Croitoru, in Haifa geboren, hat Bücher über die Geschichte des Selbstmordattentats und der palästinensischen Hamas veröffentlicht.
Entweder kennt Abdel-Samad
die Fakten nicht oder er
unterschlägt sie mutwillig
Die Muslimbrüder machten klar,
dass sie sich gern an einer
Demokratie beteiligen würden
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Faschismus
Geschichtsklitterung mit Hamed Abdel-Samad
Seit George W. Bush 2006 islamistische Terroristen zur Speerspitze eines „Islamofaschismus“ erklärte, hat dieser Begriff eine steile Karriere erlebt. So ist er hierzulande bei Rechts- wie bei Linkspopulisten, die mit diesem Etikett auch die islamische Religion per se zu diffamieren suchen, ebenso beliebt wie bei militanten Gegnern des politischen Islams in den muslimischen Ländern. Diesen Kreisen kommt das Pamphlet „Der islamische Faschismus. Eine Analyse“ des deutsch-ägyptischen Publizisten Hamed Abdel-Samad mehr als gelegen.
Samads Ausgangspunkt ist die Gleichsetzung der ägyptischen Muslimbruderschaft mit den kurz vor ihr im Zwischenkriegseuropa entstandenen faschistischen Bewegungen. Die Abstempelung als Faschisten soll die Muslimbrüder, zu deren Anhängern Abdel-Samad in seiner Kairoer Studienzeit selbst gehörte, moralisch und politisch noch zusätzlich diskreditieren – also über den Terrorismus-Vorwurf hinaus, mit dem man neuerdings in Ägypten auch Todesurteile gegen Hunderte ihrer Mitglieder begründet.
Die Faschismus-Analogie hatte Abdel-Samad schon kurz vor dem Militärputsch vom Juli 2013 in einem Vortrag in Kairo gezogen. Und – hierzulande unbekannt – wenig später auch in einem Beitrag in der regimenahen Kulturzeitschrift Akhbar al-Adab, womit er sich der von Ägyptens Militärregime gegen die Muslimbrüder betriebenen Propagandakampagne angeschlossen hat. Nun stilisiert er in gleicher Manier den Gründer der Muslimbruderschaft, Hassan al-Banna, zu einem glühenden Bewunderer Hitlers und Mussolinis. In der Tat hatten die beiden al-Banna Anfang der Dreißigerjahre fasziniert – allerdings war das von Beginn an mit deutlicher Skepsis verbunden, was der Autor ausblendet.
Dem Leser vorenthalten bleibt auch, dass al-Banna und seine Anhänger schon wenige Jahre später zu den schärfsten ägyptischen Kritikern des Faschismus und Nationalsozialismus wurden. Sie lehnten den Rassismus dieser Bewegungen kategorisch ab und verurteilten sie als imperialistisch und diktatorisch. Mehrfach nachgewiesen hat dies der Tel Aviver Orientalist Israel Gershoni, auf Deutsch zuletzt in der gemeinsam mit Götz Nordbruch 2011 vorgelegten Studie „Sympathie und Schrecken. Begegnungen mit Faschismus und Nationalsozialismus in Ägypten 1922–1937“.
Entweder kennt Abdel-Samad diese Fakten nicht oder er unterschlägt sie. Obendrein betreibt er Geschichtsklitterung, indem er al-Banna mit einer Aussage unvollständig zitiert: Dieser listet die anfänglichen innen- wie außenpolitischen Erfolge Hitlers und Mussolinis auf. Doch nur, um in der Rückschau – der Text stammt von 1948 – noch einmal mahnend daran zu erinnern, dass der europäische Faschismus in die Katastrophe geführt und Millionen Menschenleben gekostet habe: Diesen unmittelbar anschließenden Kommentar sucht man bei Abdel-Samad vergebens.
Auch dient ihm die Kollaboration des palästinensischen Mufti Amin al-Husseini mit dem NS-Regime trotz ihres Ausnahmecharakters nicht nur als Beleg für die angebliche Kompatibilität von Islam und Nationalsozialismus. Die antisemitische Hetze des Großmufti, so wird suggeriert, soll derart nachhaltig gewirkt haben, dass nach 1948 „vor allem“ für die palästinensischen Flüchtlinge in der arabischen Diaspora der „Antisemitismus zum Identitätsstifter“ geworden sei – eine durch nichts belegte Unterstellung, die allein schon durch die Tatsache widerlegt wird, dass sich die 1964 ebenfalls im Exil gegründete palästinensische Befreiungsbewegung vom europäisch inspirierten Antisemitismus distanzierte und zwischen Juden und Zionisten klar unterschied.
Geschichtsverzerrend ist auch Abdel-Samads Behauptung, die Muslimbruderschaft sei die „Mutterorganisation des islamistischen Terrorismus“, al-Qaida „eine ihrer Ausgeburten“. Hier fehlt jeglicher Hinweis darauf, dass manch militanter ägyptischer Islamist gerade in Abgrenzung zu den Muslimbrüdern und deren Gewaltverzicht den Weg des Terrors beschritt. Übrigens hatte Abdel-Samad 2008 noch ein gänzlich anderes Bild von der ägyptischen Muslimbruderschaft gezeichnet, die er heute als antimodern, diktatorisch und gewalttätig einstuft. Ihr Diskurs, schrieb er damals rückblickend auf seine Zeit bei der Bruderschaft in einem „Identitätssuche und Radikalisierungserfahrungen“ überschriebenen Aufsatz, „war für uns modern und emanzipatorisch“ und sie habe „ganz auf ideologische Mobilisierung und nicht auf den unmittelbaren bewaffneten Kampf“ gesetzt.
Tatsächlich ließen die Muslimbrüder – wie ihr vorläufiges Parteiprogramm von 2007 belegte – keinen Zweifel daran, dass sie sich gern als Partei an einer Demokratie beteiligen würden, wenn man sie denn ließe. Dass unter dem gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi eine – wenn auch teils problematische – demokratische Verfassung verabschiedet wurde, hält Abdel-Samad nicht für erwähnenswert. Mursis „Absetzung“, schreibt er, „war kein Putsch, sondern eine Notwendigkeit. Um der Demokratie zu ihrem Recht zu verhelfen“.
Nicht nur solche Parolen aus dem Propaganda-Arsenal des repressiven ägyptischen Militärregimes disqualifizieren den Autor, für den alle Islamisten, egal welcher Färbung, Faschisten sind, für die Rolle des Aufklärers. Die Grenze zur Demagogie überschreitet Abdel-Samad auch, wenn er den Propheten Muhammad als grausamen Mörder und Vergewaltiger erscheinen lässt, Abraham als Faschisten verunglimpft und behauptet, „Faschismus ist in gewisser Weise mit dem Monotheismus verwandt“. Man wundert sich, dass hier dem als „Islamkritiker“ derzeit allseits hofierten Publizisten nicht auch von christlicher und jüdischer Seite vehement widersprochen wird.
JOSEPH CROITORU
Hamed Abdel-Samad: Der islamische Faschismus. Eine Analyse. Droemer, 2014. 222 Seiten, 18 Euro.
Joseph Croitoru, in Haifa geboren, hat Bücher über die Geschichte des Selbstmordattentats und der palästinensischen Hamas veröffentlicht.
Entweder kennt Abdel-Samad
die Fakten nicht oder er
unterschlägt sie mutwillig
Die Muslimbrüder machten klar,
dass sie sich gern an einer
Demokratie beteiligen würden
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Verärgert reagiert Joseph Croitoru auf dieses Buch Hamed Abdel-Samads und wirft dem deutsch-ägyptischen Publizisten Geschichtsklitterung an der Grenze zur Demagogie vor. Abdel-Samad sucht nach Ähnlichkeiten zwischen den faschistischen Bewegungen im Europa der dreißiger Jahre und islamistischen Bewegungen wie den Muslimbrüdern, zu deren Anhänger er als Student selbst gehört hatte. Croitoru findet die vorgenommene Gleichsetzung grundfalsch: Zwar sei Hassan al-Banna anfangs tatsächlich ein Bewunderer von Hitler und Mussolini gewesen, aber er habe sich von ihnen abgewandt und ihre imperialistische und diktatorische Politik verurteilt, informiert Croitoru, der Abdel-Samad vorwirft, diese Fakten zu unterschlagen. Problematisch findet der Rezensent auch, dass der Autor seine Texte über den islamischen Faschismus in ägyptischen Regierungsblättern veröffentlicht und dabei den Sturz Mursis durch die Militärs als Notwendigkeit zu Rettung der Demokratie legitimiert. Nicht ernst nehmen kann Croitoru, wenn Abdel-Samad schließlich den Monotheismus insgesamt unter Faschismusverdacht stellt.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
"Als der Arabische Frühling begann, lernten die deutschen TV-Zuschauer einen anderen, deutlich ernsthafteren Abdel-Samad kennen. Als Experte vor allem für sein Geburtsland Ägypten erklärte er in Talkshows und Sondersendungen immer wieder, warum er die Aufstände im arabischen Raum für einen Glücksfall für die Demokratie halte, und warb leidenschaftlich um die Unterstützung des Westens. Auch nach dem Sturz des demokratisch gewählten Präsidenten Mohammend Mursi gar er sich hoffnungsvoll, dass Ägypten eine friedliche Zukunft bevorstehe. Parallel zu seinen Fernsehauftritten, Vorträgen und Gastbeiträgen veröffentlichte Abdel-Samad mehrere Sachbücher zu den Themenkomplexen Islam und Arabischer Frühling. Dazu gehören "Der Untergang der islamischen Welt" sowie der autobiografisch geprägte Band "Mein Abschied vom Himmel"." spiegel.de, 25.11.2013