Die Faszination für den Jakobsweg ist ungebrochen. Susanne Schaber lädt ein, sie auf dem berühmtesten Teil der Wegstrecke, dem camino francés, zu begleiten. Sie führt den Leser über die Pyrenäen, durch Navarra, die Rioja und Kastilien-León bis nach Santiago de Compostela und weiter nach Finisterre, dem früheren Ende der Welt. Sie erzählt vom Alltag auf der 'ersten Kulturstraße Europas' und seiner vielfältigen Geschichte, von Melodien und Baustilen, von Rebsorten und Gerichten, die sich über die alten Pilgerwege in ganz Europa verbreiteten. Da ist die Rede von migas, einem einfachen Hirtengericht, von olla podrida und cocidos, den berühmten Eintöpfen, selbst von 'verbotenen Früchten' und von jenem rätselhaften Zauber, der den Wanderer hineinzieht in eine die Zeit überdauernde Geisteswelt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.03.2008Überall regt sich Bildung und Streben
Es ist lärmig geworden am Jakobsweg: überfüllte Herbergen, ehrgeizige Wanderer, überteuerte Lokale. Klagen werden laut, und doch: Die Magie dieses jahrhundertealten Weges ist nicht so leicht zu brechen. Schon im Mittelalter eine der wichtigsten Pilgerstraßen Europas, erlebt der camino francés, wie die Hauptroute heißt, eine Renaissance, die staunen macht. In manchen Jahren ziehen fast zweihunderttausend Menschen durch den Norden Spaniens bis nach Santiago de Compostela, zu Fuß oder mit dem Fahrrad, zu Pferd oder auf Eseln. Dazu kommen jene, die im Auto unterwegs sind und die Strecke abfahren, um ein Stück weit teilzuhaben am Alltag des Pilgers. Susanne Schaber folgt den weniger bekannten Spuren des Camino: Sie ist zu Gast bei den Mönchen des Klosters Santo Domingo de Silos, die mit ihren Einspielungen der Gregorianischen Choräle die Pop-Charts gestürmt haben, und besucht eine Herbergsmutter in den Weinbergen der Rioja: ein ehemaliger Stall, acht Betten, eine Dusche, ein WC und ein langer Esstisch, endlose Gespräche. Christen, Moslems und Juden sitzen gemeinsam vor ihren Tellern und Gläsern. Die Welt wird kleiner, hier zumindest, einen Abend und eine Nacht lang. Am nächsten Tag geht es wieder weiter. Susanne Schaber spürt präromanische Kultplätze und mozarabische Kirchen auf, sucht die historischen und auch soziologischen Wegmarken des Camino und folgt den Wanderern über einsame Pässe und abgelegene Strecken bis nach Santiago und Finisterre, dem einstigen Ende der Welt. Sie landet dabei auch in den gut gefüllten Speisekammern, Küchen und Weinkellern der Landstriche zwischen Pyrenäen und Atlantik. Ein kulinarisch aufgemachter, vielseitiger Band für jene, die neben spirituellen oder sportlichen Erfahrungen noch etwas anderes suchen.
F.A.Z.
"Der Jakobsweg - Nordwestpassage zur Welt des Geistes" von Susanne Schaber. Erschienen in der Reihe: "Oasen für die Sinne". Sanssouci im Carl Hanser Verlag, München 2008. 128 Seiten, einige Abbildungen. Gebunden, 14,90 Euro.
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Es ist lärmig geworden am Jakobsweg: überfüllte Herbergen, ehrgeizige Wanderer, überteuerte Lokale. Klagen werden laut, und doch: Die Magie dieses jahrhundertealten Weges ist nicht so leicht zu brechen. Schon im Mittelalter eine der wichtigsten Pilgerstraßen Europas, erlebt der camino francés, wie die Hauptroute heißt, eine Renaissance, die staunen macht. In manchen Jahren ziehen fast zweihunderttausend Menschen durch den Norden Spaniens bis nach Santiago de Compostela, zu Fuß oder mit dem Fahrrad, zu Pferd oder auf Eseln. Dazu kommen jene, die im Auto unterwegs sind und die Strecke abfahren, um ein Stück weit teilzuhaben am Alltag des Pilgers. Susanne Schaber folgt den weniger bekannten Spuren des Camino: Sie ist zu Gast bei den Mönchen des Klosters Santo Domingo de Silos, die mit ihren Einspielungen der Gregorianischen Choräle die Pop-Charts gestürmt haben, und besucht eine Herbergsmutter in den Weinbergen der Rioja: ein ehemaliger Stall, acht Betten, eine Dusche, ein WC und ein langer Esstisch, endlose Gespräche. Christen, Moslems und Juden sitzen gemeinsam vor ihren Tellern und Gläsern. Die Welt wird kleiner, hier zumindest, einen Abend und eine Nacht lang. Am nächsten Tag geht es wieder weiter. Susanne Schaber spürt präromanische Kultplätze und mozarabische Kirchen auf, sucht die historischen und auch soziologischen Wegmarken des Camino und folgt den Wanderern über einsame Pässe und abgelegene Strecken bis nach Santiago und Finisterre, dem einstigen Ende der Welt. Sie landet dabei auch in den gut gefüllten Speisekammern, Küchen und Weinkellern der Landstriche zwischen Pyrenäen und Atlantik. Ein kulinarisch aufgemachter, vielseitiger Band für jene, die neben spirituellen oder sportlichen Erfahrungen noch etwas anderes suchen.
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"Der Jakobsweg - Nordwestpassage zur Welt des Geistes" von Susanne Schaber. Erschienen in der Reihe: "Oasen für die Sinne". Sanssouci im Carl Hanser Verlag, München 2008. 128 Seiten, einige Abbildungen. Gebunden, 14,90 Euro.
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