Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Arnon Grünbergs Roman "Der jüdische Messias" kann einem schon unangenehm werden, warnt Marie Schmidt, wer sich in seinen Meinungen zu Antisemitismus, Totalitarismus und Schuld auf sicherem Gebiet wähnt, weil die Einordnungen inzwischen so einfach geworden sind, wird sich von Grünberg vermutlich angegriffen fühlen. Der Autor verbindet in einer kruden Geschichte "zynischen Sadismus mit größter Zärtlichkeit", erklärt die Rezensentin. Xavier Radek, Enkel eines überzeugten Antisemiten, macht sich mit seinem jüdischen Geliebten Awrommele daran, "Mein Kampf" ins Jiddische zu übersetzen, konvertiert zum Judentum, verliert bei der verunglückten Beschneidung aber einen Hoden, den er fortan in einem Glas mit sich herumträgt, "König David" nennt und später zum Messias erklärt, mit dessen Hilfe er einen neuen Weltkrieg entfacht, fasst Schmidt zusammen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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