"Der Junge auf dem Berg" beinhaltet eine recht grausame Geschichte, die mir sehr nah gegangen ist. Es gab Momente im Buch, die es mir erschwerten sorglos und unbeschwert weiterzulesen, da ich meine Vermutungen immer wieder bestätigt sah. Der Einfluss der Nationalsozialisten auf eine Kinderseele sind
unglaublich authentisch und geben eine Zeit wieder mit der ich mich immer wieder auseinandersetze,…mehr"Der Junge auf dem Berg" beinhaltet eine recht grausame Geschichte, die mir sehr nah gegangen ist. Es gab Momente im Buch, die es mir erschwerten sorglos und unbeschwert weiterzulesen, da ich meine Vermutungen immer wieder bestätigt sah. Der Einfluss der Nationalsozialisten auf eine Kinderseele sind unglaublich authentisch und geben eine Zeit wieder mit der ich mich immer wieder auseinandersetze, auch wenn es mich regelrecht beängstigt. Ich war in diesem Jahr durch meine Ausbildung in Ausschwitz und die Gräueltaten waren noch relativ präsent, daher hatte ich noch den einen und anderen eigenen inneren Kampf durchzustehen.
"Der Junge auf dem Berg" ist mit "Der Junge im gestreiften Pyjama" nicht gleichzusetzen, auch wenn gewisse Parallelen vorhanden sind. Der Einfluss eines Adolf Hitlers ist so präsent, dass es regelrecht schmerzt. Er erwartet bedingungslosen Gehorsam und durch sein Vorleben und seine Vorlieben nimmt er großen Einfluss auf Pierrot / Peter, der sich dem nicht widersetzen kann. Mir ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass es schnell geschehen kann, dass ein Mensch Macht über meine Gedanken und Emotionen übernimmt, wenn ich es zulasse. Die Story selbst ist zwar fiktiv, könnte sich aber genauso wie von John Boyne erfunden zugetragen haben. Ist das nicht beängstigend? Pierrot / Peter ist ein Kind, noch völlig ungeformt, daher ist es ein Leichtes ihm einer Gehirnwäsche zu unterziehen und auf seine Seite zu ziehen. Dies geschieht ganz langsam und doch stetig, sodass Pierrot / Peter Eigenarten des Führers übernimmt ohne es zu bemerken. John Boyne nutzt für seinen Roman dazu wieder ein Kind, um uns den Nationalsozialismus zu verdeutlichen. Ich empfinde dies als klugen Schachzug, denn einem Kind kann man seine Fehler leichter vergeben, auch wenn sie genauso schwer wiegen, als wenn Pierrot / Peter erwachsen gewesen wäre.
Aus Pierrot einem Jungen, der zum Waisen wird und zuvor in Frankreich gelebt hat, wird sozusagen eingedeutscht und erhält den Namen Peter. Er ist Adolf Hitler sehr nah und die geistige Veränderung beginnt langsam, schreitet aber schnell voran, sodass Peter einen großen Verrat begeht, der mich fast aus den Schuhen gehauen hat. Obwohl ich einige Vermutungen hatte über den weiteren Verlauf empfand ich jede weitere zu lesende Seite als Grausamkeit, die auch zwischen den Zeilen zu lesen war. John Boyne hat es wieder einmal geschafft mich zu überzeugen. Die Sprache die sich der Autor bedient ist leicht verständlich und dennoch so eindrücklich, dass es wieder einmal ein echtes LeseHighlight wurde. Ich bin sehr dankbar, dass ich diesen Roman lesen durfte und auch wenn das Thema wieder einmal schwere Kost war, konnte ich mich komplett darauf einlassen. Ich gestehe, dass ich etwa Mitte des Buches kurz innehalten musste und nicht sofort weiterlesen konnte. Ich spürte förmlich die Obsession eines Adolf Hitlers, die mir regelrecht entgegen sprang. Wie kann ein Mensch soviel Macht erreichen und warum hat es niemand geschafft ihn in seinem Wahnsinn zu stoppen? Das Thema des Romans "Der Junge auf dem Berg" ist aktuell und das ist, was mir schwer im Magen liegt. Der Fremdenhass in Deutschland zieht weite Kreise und es macht wirklich Angst. Mich wieder einmal mit dem zweiten Weltkrieg zu beschäftigen macht nicht wirklich Spaß. Die Vergangenheit zu verleugnen ist aber auch nicht der Sinn des Menschen, daher werde ich immer wieder Romane lesen, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen. Ich werde weiterhin entsetzt sein und auch immer wieder viel lernen über Geschichtliches und die Psyche eines Menschen. Es gibt sicherlich ganz viele Peters auf der Welt, die sich wie im Buch beschrieben verhalten hätten. Letztendlich war Versöhnung auf die eine oder andere Art und Weise möglich, dies hilft mir "Der Junge auf dem Berg" besser zu verarbeiten. Ebenso wie "Der Junge im gestreiften Pyjama" könnte ich mir "Der Junge auf dem Berg" gut als Schullektüre vorstellen, denn es regt definitiv zum Nachdenken an.