Milo ist 9 Jahre alt und leidet an der seltenen Krankheit Retinitis Pigmentosa - er wird früher oder später vollständig erblinden. Eher früher als später, denn bereits jetzt ist sein Blickfeld eingeschränkt. Dennoch sieht Milo überraschen viel mehr, als manche andere Leute in seiner Umgebung. Milo
hat ein Hausschweinchen namens Hamlet, dass ihm sein Vater geschenkt hat. Sein Vater allerdings ist…mehrMilo ist 9 Jahre alt und leidet an der seltenen Krankheit Retinitis Pigmentosa - er wird früher oder später vollständig erblinden. Eher früher als später, denn bereits jetzt ist sein Blickfeld eingeschränkt. Dennoch sieht Milo überraschen viel mehr, als manche andere Leute in seiner Umgebung. Milo hat ein Hausschweinchen namens Hamlet, dass ihm sein Vater geschenkt hat. Sein Vater allerdings ist mit seiner Sekretärin nach Abu Dabhi abgehauen und hat Milo und seine Mutter Sandy mit seiner Gran allein gelassen. Gran ist eine alte Dame von 92 Jahren, um die sich Milo liebevoll kümmert. Die beiden scheinen eine besondere Verbindung zu haben.
Die Geschichte beginnt an dem Tag, als die Küche der kleinen Familie in Brand gerät. Das ist auch der Tag, an dem Milos Mutter entscheidet, Gran in ein Pflegeheim zu bringen. Widerwillig sucht Milo einige Pflegeheime heraus. Das letzte und teuerste Pflegeheim ist ausgerechnet das einzige, das seiner Mutter gefällt und welches augenscheinlich am besten für Gran und durch die Zahlungsmodalitäten auch das Beste für Sandy ist. Kurzerhand zieht Lou, Milos Gran, dort ein. Ganz zum Ärger des kleinen Milo, der seiner Mama seitdem böse ist. Erst Recht, als ihm auffällt, dass er Gran nicht jeden Tag besuchen kann - entweder ist geschlossen oder sie ist in einem so dämmrigen Zustand, dass sie ihn nicht bemerkt. Milo besucht sie dennoch so oft sie kann und jedes Mal fallen ihm neue Dinge auf, nicht nur bei Gran sondern im gesamten Heim. Der einzige der ihm zuzuhören scheint, ist der syrische Koch Tahir, den alle nur Tripi nennen. Milo hilft ihm und dafür hilft Tripi Milo dabei, Beweise zu sammeln, um aufzuzeigen, wie es in dem Pflegeheim zugeht. Grans Neffe Alasdair, der zufällig bei Milo und Sandy einzieht hilft ihnen auch dabei, auch wenn Milo ihn zunächst gar nicht ausstehen kann. Gemeinsam versuchen sie, die Missstände aufzudecken. Nebenbei versucht Tripi seine Schwester Ayisha zu finden und Milo mit der Schule und mit seiner Mutter zurechtzukommen.
Das Buch ist herzergreifend geschrieben und es stimmt, dass man sich in den kleinen Milo verliebt. Es ist teilweise kindlich gehalten, was aber sehr gut dazu passt, denn immerhin geht es auch um einen 9jährigen. Vorteilhafterweise sind die Kapiteltitel immer wieder auf die jeweils agierende Hauptperson bezogen, entsprechend verändert ist demzufolge die Stimmung und die Art, wie geschrieben wurde.
Nicht ganz so gut - was einen Stern Abzug gibt - ist die Tatsache, dass ich glaube, das wohl kein Pflegeheim nur so wenige Bewohner hat und schon gar nicht so extrem schlecht geführt wird. Es bleibt an dieser Stelle anzumerken, dass im Autorenportrait im Buch nicht angegeben wird, dass die Autorin Kontakt zu einem Pflegeheim hatte oder selbst Pflegekraft ist. Ein so geführtes Pflegeheim hat nicht lange Bestand, für gewöhnlich sind auch Erwachsene nicht so blind, blaue Flecken oder dergleichen nicht zu erkennen. Das ist jedenfalls für mich der einzige Kritikpunkt und das auch nur, weil mein Mann Pflegefachkraft ist und so einiges zu erzählen hat.
Über diese Tatsache kann man aber getrost auch hinwegsehen, wer in die Pflegethematik nicht halbwegs involviert ist, dem fällt es auch nicht auf, dass hier eine dramaturgische Übertreibung am Werke ist. Für den Spannungsbogen der Geschichte ist dies natürlich passend. Lesenswert ist es definitiv und zeigt ein weiteres Mal, wie viel Kinder tatsächlich sehen können und dass wir Erwachsenen wieder mehr Aufmerksamkeit an den Tag legen sollten - nicht nur in dieser, sondern in jeder Hinsicht.