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Menschen lösen sich nicht einfach so in Luft auf, oder? Doch genau das scheint mit Teds Cousin passiert zu sein - Salim ist nämlich in eine Gondel des Londoner Riesenrades gestiegen und nicht wieder unten angekommen.
Ist Salim in eine Zeitschleife geraten und sitzt in einem Paralleluniversum fest? (Eine von Teds acht Theorien) Oder ist er entführt worden? (Das glaubt Tante Gloria) Und ist er überhaupt noch am Leben? (Aber das sagt keiner)
Diese Geschichte handelt davon, wie Teds seltsames Gehirn versucht den Fall zu lösen. Wie Ted und seine große Schwester Kat jede Spur verfolgen, um
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Produktbeschreibung
Menschen lösen sich nicht einfach so in Luft auf, oder? Doch genau das scheint mit Teds Cousin passiert zu sein - Salim ist nämlich in eine Gondel des Londoner Riesenrades gestiegen und nicht wieder unten angekommen.

Ist Salim in eine Zeitschleife geraten und sitzt in einem Paralleluniversum fest?
(Eine von Teds acht Theorien)
Oder ist er entführt worden?
(Das glaubt Tante Gloria)
Und ist er überhaupt noch am Leben?
(Aber das sagt keiner)

Diese Geschichte handelt davon, wie Teds seltsames Gehirn versucht den Fall zu lösen. Wie Ted und seine große Schwester Kat jede Spur verfolgen, um Salim zu finden. Und dabei spielen der Dodo, das Wetter, 18 Fotos von einer Wäscheleine und die erste Lüge nach 12 Jahren und 188 Tagen auch eine Rolle ....
Autorenporträt
Siobhan Dowd (1960 - 2007), in London geboren, stammte aus County Waterford, Irland, und verbrachte dort einen großen Teil ihrer Kindheit. Nach der Schulzeit in London studierte sie in Oxford und begann dort als Redakteurin für PEN International und als freischaffende Autorin zu arbeiten. Nach schwerer Krankheit erlag Siobhan Dowd 2007 ihrem Krebsleiden.

Salah Naoura wurde 1964 in West-Berlin geboren und studierte Deutsch und Schwedisch in Berlin und Stockholm. Nach dem Studium arbeitete er zwei Jahre lang im Lektorat eines Kinderbuchverlages, seit 1995 ist er freier Autor und Übersetzer für Kinder- und Jugendbuch. Er übersetzte zunächst aus dem Schwedischen, später vorrangig aus dem Englischen. Seine Übersetzungen wurden mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis (1992) und mit dem LUCHS des Jahres (2004) von DIE ZEIT und Radio Bremen. Als Autor veröffentlichte er Gedichte, Bilderbücher, Geschichten, Erstlesebücher und Romane für Kinder.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.12.2009

Nehmen wir nur mal den Coriolis-Effekt
Himmelsbeobachtung unter Menschen: Siobhan Dowd steckt Ted ins Riesenrad der Gefühle

Aus der nüchternen Sicht des zwölf Jahre alten Ted Spark erfährt man in Siobhan Dowds Roman von einem merkwürdigen Geschehen. Um die Mittagszeit des 24. Mai steigt der Cousin des Helden, Salim, in die Gondel des Londoner Riesenrads ein und ist danach spurlos verschwunden. Er macht damit die Pläne seiner Mutter zunichte, die mit ihrem Sohn nur kurz bei der Familie der Schwester vorbeischauen wollte, um eben noch schnell die zerrütteten Familienbande zu kitten. In zwei Tagen schon wollte sie in New York sein, um eine Stelle als Kuratorin anzutreten.

Die Frage, wo der Cousin abgeblieben ist, beschäftigt jetzt die Polizei, aber auch den Helden und seine Schwester Katrina. Mehrere Theorien legt sich der kleine Ted zurecht und überprüft sie mit Katrina Stück für Stück, vernünftig und sachlich, wie die literarischen Vorbilder Sherlock Holmes und Dr. Watson. Doch es handelt sich hier keineswegs nur um eine intellektuell ansprechende Detektivgeschichte, bei der der junge Leser mit Spannung erwartet, wie sich das Rätsel auflösen wird. Denn Dowd nutzt das Genre auch als Sprachrohr, um die besonderen Fähigkeiten des Jungen hervorzuheben. Die Entwicklung des Helden, der neue Freunde finden wird, gerät ihr dabei zum eigentlichen Anliegen - im Gegenzug verliert die Geschichte zum Ende hin doch etwas von ihrer Spannung.

Ted leidet an einer emotionalen Störung. In den Augen der anderen ist er geradezu behindert, da er große Schwierigkeiten hat, Gefühle wahrzunehmen und sie auszudrücken. Dowd geht es also in ihrer sensiblen Beschreibung nicht nur um das Verschwinden eines Menschen, sondern allgemein auch um die Darstellung eines schwerwiegenden Mankos: das fehlende Vermögen, sich gemäß der Norm zu verhalten und sich symbolisch mitzuteilen. Denn über Gefühle spricht man zumeist in übertragenen Worten. Die wiederum kann Ted oft gar nicht verstehen, und dann gewinnt das Buch an anarchischem Witz, wenn der steif gezeichnete Held das Gesagte, wie etwa "vor Wut platzen", wortwörtlich begreift.

Kritisch beleuchtet die Autorin durch Teds scheinbar naiven Blick eine Gefühlskultur, die Darwins Lehre in simpler, schematisierter Form auf das Soziale überträgt und jede Abweichung gleich als Abnormität kurieren will. Die "total dick auftragende" Tante Gloria gibt für jene ein abschreckendes Beispiel ab - in der Zeichnung der Hauptfigur von Mike Leighs Film "Happy-Go-Lucky" hat sie ein kongeniales Abbild gefunden. Dieses überdrehte Pathos simuliert Anteilnahme, wo diese vollkommen fehlt. Zwar inszeniert es sich gekonnt und kann sich, festgehalten mit der Kamera, unendlich reproduzieren, aber es ist so wenig expressiv wie das Rauschen im Bild. Prompt bleibt ein Aufruf der Tante an die Zuschauer im örtlichen Fernsehkanal zur Mithilfe ohne Erfolg.

Das Rätsel löst stattdessen der stoisch wirkende Held. Das Faktenwissen, die scharfe Beobachtungsgabe und das Festhalten an Strukturen und Systemen weist Dowd als seine große Stärke aus. Über seine Leidenschaft, die Meteorologie, findet Ted zu einer eigenen Sprache. Bei der Lösung hilft ihm in entscheidender Weise das Phänomen des "Coriolis-Effekts" weiter, in dem sich in einem assoziativen Sinne für den Leser aber auch das lateinische Wort für "Herz" andeutet. Das Verhalten der anderen einzuschätzen ist nun einmal genauso kompliziert wie das Wetter und eben nicht so einfach, wie es der Fünf-Punkte-Schlüssel verheißt, mit dem er anhand von Comics lernen soll, die Gefühlswelt seiner Mitmenschen in deren Gesichtsausdruck abzulesen. Denn immer wieder durchkreuzt das Herz alle Pläne. Zum Glück.

HEIDI STROBEL

Siobhan Dowd: "Der Junge, der sich in Luft auflöste". Aus dem Englischen von Salah Naoura. Carlsen Verlag, Hamburg 2008. 288 S., geb., 14,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Eine spannende und windige Spurensuche.", Rheinische Post 20151104

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Eingenommen ist Rezensentin Heidi Strobel von Siobhan Dowds Kinderbuch "Der Junge, der sich in Luft auflöste". Sie schätzt die Geschichte um den 12-jährigen Ted Spark, der den rätselhaften Fall um seinen im Londoner Riesenrad verschwundenen Cousin löst, als eine spannende und "intellektuell ansprechende Detektivgeschichte". Noch mehr gefallen hat ihr, wie die Autorin die Entwicklung Teds schildert. Denn das Buch kreist nicht nur um das Verschwinden eines Menschen, sondern auch um ein "schwerwiegendes Manko": Teds Unvermögen, sich symbolisch mitzuteilen und übertragene Bedeutungen zu verstehen. In diesem Zusammenhang bescheinigt Strobel der Autorin eine hohe Sensibilität in der Darstellung und eine kritische Auseinandersetzung mit der herrschenden Gefühlskultur, in der jede Abweichung gleich als abnorm gebrandmarkt wird.

© Perlentaucher Medien GmbH