"Der Junge mit dem Herz aus Holz" ist eine märchenhafte Parabel aus der Feder des Bestsellerautors John Boyne, die gleichermaßen für jüngeres und älteres Lesepublikum geeignet ist, denn die Aussage, die dieses Buch trifft ist allgemeingültig, egal, wie alt der Leser dieses Buches ist. Genaugenommen
werden ältere Leser vielleicht sogar mehr zwischen den Zeilen lesen können und sich sowohl in die…mehr"Der Junge mit dem Herz aus Holz" ist eine märchenhafte Parabel aus der Feder des Bestsellerautors John Boyne, die gleichermaßen für jüngeres und älteres Lesepublikum geeignet ist, denn die Aussage, die dieses Buch trifft ist allgemeingültig, egal, wie alt der Leser dieses Buches ist. Genaugenommen werden ältere Leser vielleicht sogar mehr zwischen den Zeilen lesen können und sich sowohl in die Lage des "Jungen mit dem Herz aus Holz" als auch in Noah Barleywater, der Junge, der von Zuhause wegläuft, hineinversetzen können, wohingegen für jüngere Leser eindeutig Noah mehr Identifikationspotential bietet.
Zu Beginn konnte mich John Boyne nicht völlig mit seiner märchenhaften Geschichte packen, die wie es der deutsche Titel bereits erahnen lässt, Anleihen an dem Klassiker "Pinocchio" nimmt. In den ersten Kapiteln läuft Noah von seinem Zuhause und seinen Eltern weg, warum, wird der Leser erst sehr viel später erfahren. Er erlebt merkwürdige Dinge und diese nehmen ihren Fortlauf, als er in den alten Holzspielzeugladen eines alten, etwas verschroben und seltsamen wirkenden Mannes kommt: eben jener, der den Jungen mit dem Herz aus Holz verkörpert. Der alte Mann möchte - genau wie der Leser - erfahren, wieso Noah eigentlich von Zuhause weggelaufen ist, denn Noah erzählt nur Positives von seinem Heim und seinen Eltern. Um das Geheimnis aus dem Jungen herauszukitzeln, erzählt ihm der Mann seine eigene Geschichte. Wie er als Junge sehr lange von Zuhause weg war und dabei fast ein Versprechen gebrochen hätte, welches er seinem Vater gegeben hat. Ab diesem Punkt hatte mich John Boyne: Die Erinnerungen des alten Mannes lesen sich interessanter und kurzweiliger als die merkwürdigen Erlebnisse, die Noah auf dem Weg bis zu seinem Spielzeugladen widerfahren sind, zudem ahnt der Leser nach und nach worin das Geheimnis gründet, weshalb Noah ausgerückt ist und erwartet den Zeitpunkt, wann Noah sich dies endlich selbst - und seinem Gesprächspartner - eingesteht.
Nicht nur Noah merkt, wie tröstlich es ist sein Leid mit jemandem zu teilen, auch der Leser liest das aus der Geschichte heraus. Und so kann der alte Mann dem Jungen zwar nicht helfen, als dieser im letztendlich sein Geheimnis verrät, aber Noah fühlt sich dennoch getröstet und gestärkt, so dass er der geheimnisvollen Sache endlich ins Auge sehen kann, vor der er Reißaus genommen hat. Ob der alte Mann auch noch seinen Trost findet? Das ist eine andere Geschichte, die sich erst Jahre später klären wird...
Auch wenn es bei der "Der Junge mit dem Herz aus Holz" ein paar Kapitel länger dauerte, bis es mich so begeistern konnte wie die anderen Bücher, die ich bislang von John Boyne gelesen habe, so empfehle ich es dennoch gerne weiter, da es mit der zauberhaften Aufmachung allein schon die Aufmerksamkeit des Lesers verdient: es ist das erste Werk Boynes, welches von Oliver Jeffers illustriert wurde und neben den zwar simplen, aber so treffend den Text aufnehmenden Illustrationen ist auch die wechselnde Schriftfarbe ein Eyecatcher. Nachdem die Geschichte, die sich in der Gegenwart zwischen Noah und dem alten Mann abspielt in schwarz gedruckt ist, werden die Rückblicke in die Kindheit des Spielzeugmachers in blauer Farbe erzählt.
Die Lehren, die man aus den Kindheitserlebnissen des Jungen mit dem Herz aus Holz ziehen kann, werden vielleicht nicht jedem offensichtlich sein, man muss auch zwischen den Zeilen lesen und für das junge Lesepublikum ab 10 Jahren ist hier vielleicht das eine oder andere zu märchenhaft verpackt, aber eine Sache sollte nach Lektüre der Geschichte jedem klar sein: Gespräche helfen und können Schmerzen und Probleme lindern. Darüber sollten sich sowohl Betroffene als auch Außenstehende bewusst sein.
-> Dir kann niemand helfen, wenn du deine Sorgen in deinem Innersten verschließt.
-> Du kannst jemandem helfen, allein dadurch, dass du ihm ein offenes Ohr leihst und eine Schulter zum Anlehnen zur Verfügung stellst.