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Der Kalte Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion - zwischen liberaler Demokratie und Kommunismus - hat für fast ein halbes Jahrhundert die Weltpolitik bestimmt. In diesem "totalen Krieg" wurden auf beiden Seiten massive Anstrengungen unternommen, um Waffenarsenale anzuhäufen, Einflußsphären zu sichern oder den Gegner auszuspionieren. Bernd Stöver schildert allgemeinverständlich die Konfrontation der Supermächte vom Zweiten Weltkrieg bis zur Auflösung der Sowjetunion 1991.

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Produktbeschreibung
Der Kalte Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion - zwischen liberaler Demokratie und Kommunismus - hat für fast ein halbes Jahrhundert die Weltpolitik bestimmt. In diesem "totalen Krieg" wurden auf beiden Seiten massive Anstrengungen unternommen, um Waffenarsenale anzuhäufen, Einflußsphären zu sichern oder den Gegner auszuspionieren. Bernd Stöver schildert allgemeinverständlich die Konfrontation der Supermächte vom Zweiten Weltkrieg bis zur Auflösung der Sowjetunion 1991.
Autorenporträt
Bernd Stöver, geboren 1961, lehrt nach Stationen in Bielefeld und Washington D.C. als Professor Neuere Geschichte an der Universität Potsdam.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.03.2007

Der heiß-kalte Krieg
Friedlich im Zentrum, blutig an der Peripherie: Die Geschichte des Ost-West-Konflikts
Die Waffe des Kalten Krieges war die Kalaschnikow. Sie spielte in den Stellvertreterkriegen die Hauptrolle. Ihr Einsatzgebiet war vor allem Afrika, wo der Kalte Krieg ein „heißer” wurde, wo es die meisten Stellvertreterkonflikte gab. Von den 170 „kleinen Kriegen” im globalen Kalten Krieg zählte man dort zwischen 1947 und 1991 allein 47. In ihnen verloren sechs Millionen Menschen ihr Leben. Damit war von den 22 Millionen, die weltweit in kriegerischen Konflikten in dieser Zeit getötet wurden, mehr als jedes vierte Opfer ein Afrikaner.
In welcher Weise die Situation in Afrika eskalieren konnte, wenn Block- und Rohstoffinteressen ins Spiel kamen, veranschaulichen der Potsdamer Historiker Bernd Stöver und der in Yale lehrende Historiker John Lewis Gaddis in ihren nicht nur überaus lesenswerten, sondern darüber hinaus brillant komponierten und geschriebenen Darstellungen des Kalten Krieges. Am Beispiel der Schicksale Kongos und Angolas erinnern sie daran, wie blutig die Ost-West-Konfrontation an ihren Rändern verlief. Die ehemaligen belgischen und portugiesischen Kolonien gehörten zu den an Bodenschätzen reichsten Ländern. Wie viele andere Kolonien war der Vielvölkerstaat Kongo, der als Schlüssel zur politischen Beherrschung Zentralafrikas galt, 1960 vollkommen unvorbereitet in die Unabhängigkeit entlassen worden. Die Folge war ein fünfjähriger Bürgerkrieg, in dem nicht nur die verschiedenen Stämme gegeneinander kämpften, sondern indirekt auch die USA und die UdSSR. Denn für Washington wie für Moskau erschien die Gefahr der jeweils gegnerischen Machtübernahme im Kongo als so gravierend, dass keiner dem anderen das Gebiet kampflos überlassen wollte.
Die Vereinigten Staaten sahen die Regierung von Patrice Lumumba, der aus den ersten Wahlen im Mai 1960 als Sieger hervorgegangen war, als prosowjetisch an, zumal die Sowjetunion tatsächlich Flugzeuge und Kraftfahrzeuge lieferte und auch tschechische Berater im Land waren. Die CIA stellte Gift bereit, um Lumumba zu beseitigen. Gleichzeitig fühlte sich Staatspräsident Kasavubu von den Amerikanern ermutigt, und setzte eigenmächtig seinen innenpolitischen Konkurrenten Lumumba ab. Dabei konnte er auf die Unterstützung der etwa 10 000 UN-Soldaten im Land zählen. Zusätzlich mischte sich die kongolesische Armee ein. Ihr Stabschef Mobutu Sese-Seko erklärte sich bald selbst zum Machthaber. Nimmt man noch den ebenfalls prowestlichen Anführer Moïse Tschombé der „Conféderation des Assoçiations du Katanga” dazu, der im Juli 1960 mit Unterstützung der Belgier die rohstoffreiche Provinz Katanga für unabhängig erklärt hatte, existierten im Kongo des Jahres 1961 vier Regierungen, die sich gegenseitig bekämpften.
Die Kongo-Affäre wuchs sich binnen weniger Monate zu einer der gravierendsten Weltkrisen aus. Diverse Unterstützer der einen oder anderen Seite beteiligten sich an den Kämpfen. Dazu gehörten prowestliche Söldner und diverse Reisende in Sachen Revolution wie der kubanische Revolutionsführer Che Guevara, der sich 1965 einige Zeit im Land aufhielt – mit wenig Erfolg. Denn die vom Westen unterstützten Gruppen setzten sich durch. Mobutu besiegte schließlich auch Tschombé und seine weiße Söldnerarmee und richtete eine prowestliche antikommunistische Diktatur ein. Seine „Demokratische Republik Kongo” (seit 1971 Republik Zaire) hatte bis über das Ende des Kalten Krieges hinaus Bestand. Obwohl das Land offiziell blockfrei blieb, gaben die USA jährlich Hunderte Millionen Dollar aus, um das „Bollwerk Zaire” zu halten. Von hier aus belieferten die Amerikaner unter anderem auch die antikommunistischen Kämpfer im benachbarten Angola, wo der andere zentrale Stellvertreterkonflikt in Afrika ausgetragen wurde.
Länger als der Dreißigjährige Krieg zogen sich die Kampfhandlungen in der bis 1974 portugiesischen Kolonie hin. Bereits die Dekolonisierung war hier über Jahrzehnte an den Interessen der Supermächte und der multinationalen Konzerne gescheitert. Zwischen 1961 und 1994 alimentierten die UdSSR und andere sozialistische Staaten die linksgerichtete „Movimento Popular de Libertação de Angola (MPLA) mit 400 Millionen Dollar. Der Westen, Südafrika, aber auch China unterstützten die Frente Nacional de Libertação (FNLA) und die von ihr 1967 abgespaltene União para la Independência Total de Angola (UNITA). Allein die Bundesrepublik stellte für den Kongo zwischen 1965 und 1994 etwa eine Milliarde Mark zur Verfügung. An die UNITA lieferten die USA unter Ronald Reagan auch die mobilen und höchst wirkungsvollen Boden-Luft-Raketen („Stinger”).
Auf der Seite der MPLA kämpften ab 1975 etwa 15 000 Kubaner mit logistischer Unterstützung der Sowjetunion. Ihr Einsatz und das im selben Jahr durch den amerikanischen Kongress ausgesprochene Verbot für das Weiße Haus, die angolanischen Kriegsparteien weiter zu unterstützen, brachte 1976 zunächst die Entscheidung für die MPLA. Auch das wenige Jahre zuvor auf Seiten der FNLA und dann der UNITA in den Konflikt eingetretene Südafrika, das seit 1975 mit mehreren tausend Soldaten von Namibia aus in die Kämpfe eingriff, zog sich offiziell zurück. Damit hatte der Westen zwar eine der wichtigsten Schlachten des Kalten Krieges verloren – so die damalige Interpretation in Washington. Der Bürgerkrieg aber ging weiter. Erst als in Berlin, im Zentrum des Kalten Krieges, die Mauer fiel, wurde auch an der Peripherie ein Waffenstillstand möglich. Im Jahr 1991 endete in Angola eine Konfrontation, die wie kaum eine andere den Kalten Krieg „en miniature” widergespiegelt hatte.
THOMAS SPECKMANN
Hunderte Millionen Dollar für das „Bollwerk Zaire”
John Lewis Gaddis
Der Kalte Krieg
Eine neue Geschichte. Siedler Verlag,
München 2007. 384 Seiten, 24,95 Euro.
Bernd Stöver
Der Kalte Krieg
Geschichte eines radikalen Zeitalters.
1947-1991. C. H. Beck Verlag, München 2007. 528 Seiten, 24,90 Euro.
Mehr als 30 Jahre lang, bis kurz vor seinem Tod 1997, war Mobutu Alleinherrscher im Kongo (Zaire) Photo: AP
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