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Produktdetails
  • Verlag: Kiepenheuer
  • Seitenzahl: 231
  • Abmessung: 220mm
  • Gewicht: 372g
  • ISBN-13: 9783378010437
  • ISBN-10: 3378010436
  • Artikelnr.: 24403226
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.05.2000

Deutschland

"Der Kamelienwald. Die Geschichte einer deutschen Gärtnerei" von Mustafa Haikal. Gustav Kiepenheuer Verlag, Leipzig 2000. 232 Seiten, 46 Abbildungen. Gebunden, 32 Mark. ISBN 3-378-01043-6.

Dresden hat es gut. Die einstige Residenz ist eine Gartenstadt, verwöhnt eingerahmt von harmonischer Landschaft und geschmückt obendrein mit den schönsten Parks. Die, die sie anpflanzten, standen an der Elbe von jeher in hohen Ehren. Unter den sächsischen Königen durften die Hofgärtner Degen tragen. Ganze Dynastien sind in die Geschichte der Stadt eingegangen, keine auffälliger als die Familie Seidel, von der Mustafa Haikal, ein Sachse mit arabischem Namen, jetzt ebenso unterhaltsam wie kenntnisreich erzählt. Wer seinem Bericht folgt, ist eingeladen zur historischen Wanderung durch das blühende Dresden. Im achtzehnten Jahrhundert schon setzt die Erzählung ein. Viel erfährt man über Johann Heinrich Seidel, mit dem sich Goethe des Öfteren über das Phänomen der Urpflanze unterhalten hat. Von dem Gärtner fühlte sich der Dichter verstanden. Ihm verdankte er manche Information über die exotischen Gewächse anderer Erdteile. Mit ihrer Zucht vor allem haben die Seidels über Generationen hinweg die Dresdner Gartenkultur geprägt. An ihre weltberühmte Kamelienzucht erinnert das Buch ebenso wie an die Rhododendren, die sie zum Ausgang des neunzehnten Jahrhunderts zogen. Vom Pillnitzer Kamelienbaum, von der südlichen Blütenpracht mitten im Winter, führt der literarische Spaziergang bis in den späten Mai, bis in die wärmeren Nächte, nach denen die Knospen der Azaleen aufbrechen. Ihren schweren Duft glaubt der Leser zu atmen, wenn er auf Ausflügen in die Lausitzer Zuchtbetriebe oder nach Striesen in den leuchtenden Rhododendrenwald mitgenommen wird. Und wie von selbst gerät man dabei noch einmal in den Bannkreis der Moden. Besser kann man am Ende verstehen, wie die Gärtner den Geist der Zeit kultivierten, wie sie rund um die Dresdner Villen Anlagen schufen, deren blühend erhellte Schatten zum Inbild des Fin de Siècle wurden. Dessen melancholischer Glanz liegt über der Darstellung von Mustafa Haikal; gern lässt man sich von ihm verführen - auch zum Besuch der verwöhnten Gartenstadt. (Th. R.)

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Haikals Einladung zu einer "historischen Wanderung durch das blühende Dresden" hat der Rezensent mit dem Kürzel Th. R. angenommen und es ganz offensichtlich nicht bereut. Gern läßt er sich in Kenntnis setzen über Dresdner Hofgärtnerdynastien und exotische Pflanzen, die schon seit dem 18. Jahrhundert hier angepflanzt wurden. Nicht nur zur Lust der sächsischen Könige und später zur Freunde der Bewohner von Villen mit leicht morbiden Fin-de-Siécle-Gärten, sondern auch schon zu Goethes Beglückung, der sich hier mit einem berühmten Gärtner über das "Phänomen der Urpflanze" unterhielt.

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