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Im mexikanischen Grenzland zu den USA ist sauberes Trinkwasser so knapp, dass Mütter ihren Babys zum Trinken Coca-Cola und Pepsi geben - das Problem der Wasserverknappung betrifft immer mehr Menschen direkt und breitet sich in rasantem Tempo auf der ganzen Erde aus. Das 'blaue Gold' wird in seiner Bedeutung als Rohstoff dem Erdöl bald den Rang ablaufen, bereits heute stehen hinter vielen so genannt ethnischen oder religiösen Konflikten Kämpfe um die Nutzung der knappen Wasserressourcen. Die Ursachen der Wasserverknappung sind vielfältig - industrielle Landwirtschaft, abgeholzte Wälder,…mehr

Produktbeschreibung
Im mexikanischen Grenzland zu den USA ist sauberes Trinkwasser so knapp, dass Mütter ihren Babys zum Trinken Coca-Cola und Pepsi geben - das Problem der Wasserverknappung betrifft immer mehr Menschen direkt und breitet sich in rasantem Tempo auf der ganzen Erde aus. Das 'blaue Gold' wird in seiner Bedeutung als Rohstoff dem Erdöl bald den Rang ablaufen, bereits heute stehen hinter vielen so genannt ethnischen oder religiösen Konflikten Kämpfe um die Nutzung der knappen Wasserressourcen. Die Ursachen der Wasserverknappung sind vielfältig - industrielle Landwirtschaft, abgeholzte Wälder, Staudämme, Verschmutzung und Verschwendung -, der Kern des Problems ist jedoch immer derselbe: Der Kreislauf des Wassers ist zerstört, die Wasserquellen können sich nicht mehr regenerieren.Weder staatliche Kontrolle noch Privatisierung können die Situation entschärfen: Der Ausweg ist eine Rückkehr zu althergebrachten, gemeinschaftlichen Systemen der Wasserbewirtschaftung, die in vielen Regionen über Jahrhunderte funktioniert haben, bis sie dem Fortschritt oder der Gier der Mächtigeren geopfert wurden.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.06.2003

Geschenk der Götter
Je mehr Wasser zur Handelsware wird, desto weniger können die Armen ihren Durst löschen
Die oft wiederholte Prognose, im 21. Jahrhundert würden Kriege nicht mehr um Öl, sondern um Wasser geführt, wird vom Irak-Krieg nicht widerlegt; dazu ist das Jahrhundert noch zu jung. In Zweifel gezogen wird sie durch andere Tatsachen, die gegen diese These sprechen: Öl ist eine Bestandsgröße, ist unvermehrbar. Wasser hingegen ist eine Flussgröße, es erneuert sich, solange die Sonne scheint. Im Umgang mit Wasser gibt es viele Anpassungsmöglichkeiten, bevor ein Krieg riskiert wird. Mit der Energie, dem Öl also, ist das anders.
Dennoch wird um Wasser gekämpft – um Wasser als Handelsware. Vandana Shiva, Physikerin, Philosophin und mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet, ist in der indischen Tradition der Verehrung von Wasser als heiligem Geschenk der Götter aufgewachsen. Sie streitet, wie andere Autoren in diesem von der UNO ausgerufenen „Jahr des Wassers”, gegen die Aneignung des „Lebensmittels Nummer eins” durch internationale Konzerne.
Von diesen Aktivität hat man in Deutschland und anderen Ländern Europas bisher dank einer traditionell vorzüglichen kommunalen Wasserversorgung wenig gespürt; beim Umgang mit Wasser zum Trinken, Antreiben von Maschinen, Bewässern von Land oder Entfernen von Abfall bewähren sich, seit die Menschheit sesshaft geworden ist, praktische Vernunft und Gemeinsinn. Zum Dorfbrunnen hat jeder Zugang, an die städtische Wasserversorgung wird jeder angeschlossen. So ist es bei uns, so war es bislang.
Vandana Shiva fürchtet hingegen, dass in Zukunft nur noch die Reichen das Recht haben werden, ihren Durst zu löschen, weil das Geschenk der Götter handelbar wird. Weltbank und Internationaler Währungsfonds machen Kredite zur Verbesserung von Versorgungssystemen davon abhängig, dass diese privat organisiert sind, zumindest teilweise. Vivendi Environment profitiert davon, ebenso Suez Lyonnaise des Eaux, Thames Water, Coca Cola und Pepsi Cola mit ihren Nebenmarken, die zum Durstlöschen taugen, und nun auch der Konzern RWE, der sich im Fernsehen empfiehlt, als hätte er das Wasser geradezu erfunden. Sie alle wollten, so die Autorin, jene Hälfte der Menschheit, die kein sauberes Trinkwasser habe, mit Flaschenwasser beliefern, das zentral vermarktet und teuer ist.
Das Thema hat ungezählte Aspekte. Die Autorin polemisiert gegen 45 000 Staudämme, die 40 bis 80 Millionen Menschen heimatlos gemacht haben, aber, und das erwähnt sie nicht, auch manche Hochwasserkatastrophe oder Dürre verhinderten. Sie macht neue Getreidesorten und die „grüne Revolution” für die Übernutzung von Flüssen und Grundwasser sowie für das Schwinden trockenresistenter Nahrungspflanzen verantwortlich. Nicht erwähnt wird, dass es trotz der hohen Geburtenraten in China und Indien die einst notorischen Hungersnöte seit einigen Jahrzehnten nicht mehr gibt. Als Naturwissenschaftlerin sollte sie überdies Präsident Bush, der Kohlendioxid- Katalysatoren als wirtschaftlich unsinnig ablehnt, nicht übermäßig kritisieren; der einzige sinnvolle CO2-Katalysator ist der Wald.
Im Detail ist vieles zu bemängeln. Dennoch warnt Vandana Shiva in diesem Buch zu Recht vor einer Entwicklung, an deren Ende das Element Wasser in Privatbesitz übergeführt ist. Es lohnt sich, darüber nachzudenken, wo der Glaubenssatz „Die Privatwirtschaft kann alles besser” an ihre Grenzen stößt.
CHRISTIAN SCHÜTZE
VANDANA SHIVA: Der Kampf um das blaue Gold – Ursachen und Folgen der Wasserverknappung. RotpunktVerlag, Zürich 2003. 215 Seiten, 17, 50 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Christian Schütze zeigt sich im großen und ganzen zufrieden mit Vandana Shivas "Der Kampf um das blaue Gold". Im Mittelpunkt des Buches sieht er die Sorge der Autorin über die zunehmende Privatisierung des Elements Wasser. Je mehr Wasser zur Handelsware werde, desto weniger könnten die Armen ihren Durst löschen, beschreibt er die Befürchtung Shivas. Ihre Ausführungen gegen Staudämme, neue Getreidesorten, die "grüne Revolution" oder Georg Bush sind nach Ansicht Schützes oft polemisch und einseitig. "Im Detail ist vieles zu bemängeln", hält er fest. "Dennoch warne Shiva in diesem Buch zu Recht vor einer Entwicklung, an deren Ende das Element Wasser in Privatbesitz überführt ist."

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