DER KAMPF UM DAS SCHLOSS ist ein semi-autobiographischer Roman, der an der Cote D'Azur der dreißiger Jahre spielt. Julius Meier-Graefe lebte mit seiner Frau Annemarie - im Buch "Bab" genannt - in Saint Cyr-sur-Mer, in einem Haus, das im Volksmund "Das Schloss" heißt. Der Ich-Erzähler mietet das Schloss von Monsieur Grosjean, dem örtlichen Großgrundbesitzer und Kulturmäzen. Nun lebt das deutsche Paar im Städtchen, zusammen mit Pastis trinkenden, Boule spielenden und philosophierenden Honoratioren, Bauern und Handwerkern, mit Pferden und Katzen, Dorffesten, Hochzeiten und Begräbnissen. Bald aber kommen Künstler aus Deutschland; Schriftsteller, Musiker und Maler auf der Flucht vor dem neuen Regime. Unter ihnen ist eine junge Bildhauerin, die eine Affäre mit Grosjean anfängt und damit das ganze Dorfleben durcheinander bringt - dem Ich-Erzähler, der daran nicht unschuldig ist, fällt es nun zu, dies wieder in Ordnung zu bringen. Dieses ironische Sittengemälde des ländlichen Südfrankreichs voll von leisem Humor und Lokalkolorit wird hier zum ersten Mal veröffentlicht.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.12.2022Pseudoparadies des Exils
Erstmals überhaupt als Buch: Der letzte Roman des großen Kunstkritikers Julius Meier-Graefe
Nur wenige Monate vor seinem Tod vollendete der Kunstkritiker und Schriftsteller Julius Meier-Graefe (1867 bis 1935) im Frühjahr 1935 seinen letzten Roman. Es ist ein großes Verdienst des kleinen Berlinica-Verlages, diesen noch nie in Buchform zugänglichen Roman erstmals zu publizieren. Seit 1929 lebte Meier-Graefe mit seiner Frau in Südfrankreich am Mittelmeer zwischen Marseille und Toulon in dem Städtchen Saint-Cyr-sur-Mer. Er war aus gesundheitlichen Gründen in das milde Klima der Provence gezogen und aus politischen Gründen dort geblieben. In Deutschland sind seit zwei Jahren die Nationalsozialisten an der Macht, ein nicht endender Strom von Emigranten - Journalisten, Philosophen, Maler, Schriftsteller - sucht in Südfrankreich Zuflucht, insbesondere im nahe gelegenen Sanary-sur-Mer, einem ehemaligen Fischerdorf, das schon bald den Spitznamen Sanary-les-Allemands trägt.
Die Meier-Graefes haben die untere Etage einer Villa bezogen, auf die sich der Titel "Der Kampf um das Schloss" bezieht. Denn der autobiographisch gefärbte Roman schildert über weite Strecken das Elend der Emigration im vermeintlich paradiesischen Süden. Zähe Verhandlungen mit dem Vermieter um die Höhe der Miete und die Dauer des Mietvertrages, renovierungsbedürftige Räume, fehlende Heizung und die hohen Lebenshaltungskosten an der Riviera strapazieren das klamme Budget und das seelische Befinden. Arm ist man nicht, ein Dienstmädchen und ein Auto sind finanzierbar. Aber der aus Deutschland gewohnte Lebensstandard des einst gefürchteten Kunstkritikers und international weitvernetzten Publizisten und seiner dritten Frau, Annemarie, geborene Epstein, ist schwer zu halten. Permanente Geldsorgen prägen den Alltag.
Demgegenüber steht eine fast idyllische Verlangsamung des Lebens und Einschränkung des Gesichtskreises, der sich auf das Boulespielen mit den Einheimischen konzentriert, bei denen auch die Einkäufe angeschrieben werden dürfen. Zwischen dem Intellektuellen und dem bodenständigen Vermieter, einem reichen Großgrundbesitzer, der Villen in Serie bauen lässt (und somit zur Kapitalisierung der Mittelmeerküste beiträgt), entwickelt sich im Roman eine ambivalente Beziehung, nachdem der französische Geschäftsmann dem Deutschen einen Drang zum Philosophieren gesteht und den Mieter als Gesprächspartner beansprucht. Diesen interessiert an dem Franzosen wiederum lediglich die Miethöhe, die jener festsetzt. Diese Konstellation eines permanenten Aneinander-vorbei-Redens bietet Anlass für komisch-groteske Szenen und spiegelt die Unmöglichkeit des Deutschen, in Frankreich jemals heimisch zu werden.
Zwar hatte sich Meier-Graefe als Kunstkritiker, Zeitschriftenherausgeber und Strippenzieher im Hintergrund des Ausstellungsbetriebes über Dekaden für die Anerkennung der französischen Malerei des Impressionismus im deutschen Kaiserreich eingesetzt. Während konservative deutsche Kreise ihn daher der "Ausländerei" bezichtigten, war er in Frankreich selbst ungelitten. Sein Enthusiasmus, immer von der Kunst als einem Erlebnis inspiriert, war den Franzosen suspekt, die nüchterne Kunstkennerschaft bevorzugten. Hinzu kam sein "Sündenfall", ein 1914 im patriotischen Taumel des Weltkriegsbeginns publizierter Text mit antifranzösischem Duktus, der ihm später vorgehalten wurde. So blieb er zeitlebens ein Mann zwischen den Stühlen beider Länder, dem zuletzt auch die französische Staatsbürgerschaft verwehrt wurde. Aus der Perspektive der Dreißigerjahre zudem lag jene Epoche, in der er mit Museumsdirektoren, Sammlern, Kunsthändlern, Verlegern und Künstlern in tätiger Weise in Verbindung stand, lange zurück. Seine Form der Kunstbetrachtung begann im Kontext der sich akademisierenden Kunstgeschichte überholt zu wirken.
Der mitunter collagenhafte Roman ist daher von Rückblicken geprägt, etwa auf seine frühe Liebe zu Paris und seine "Entdeckung" der Malerei eines Eugène Delacroix. In den Schilderungen der provenzalischen Landschaft, empfindsamer als seine Charakterisierung von Menschen (sich selbst eingeschlossen), hört man den Schwärmenden, der einst Bilder von Cézanne, van Gogh oder Manet mit Worten zu neuem Leben erweckte. Verschwiegen wird von der Gegenwart der Weltpolitik möglichst viel in vollem Bewusstsein des eigenen Eskapismus. Gegen das Politisieren, den "Zeitungsblödsinn", stellt Meier-Graefe die Kunst und die Freiheit, die unabänderliche politische Gegenwart zu ignorieren. Freilich ein heikles, zum Scheitern verurteiltes Unterfangen, wie er ahnt: "Es war ein listiger Raub, gegen alle Wahrscheinlichkeit geglückt und da nicht gesichert, aller Unsicherheit, so schien es, entrückt, eine Insel . . . Wir lebten in einem Ballon, schwebten in unwahrscheinlichen Höhen, und nur, wenn es uns passte, näherten wir uns den Realitäten und spielten Boule. Wenn so etwas ein paar Jahre dauerte, würde es wie die Zeder und die Hügel und hielte ewig."
Ausgerechnet die Poeten im Exil bringen den Ballon zum Platzen. 1933 zieht die Familie von Thomas Mann nach Sanary, wo auch Lion Feuchtwanger, Aldous Huxley, Hermann Kesten, Ludwig Marcuse, René Schickele und viele andere deutsche Intellektuelle monate- oder gar jahrelang lebten und arbeiteten. Mit ihnen kehren der politische Diskurs und tagesaktuelle Parteilichkeiten in die Cafés an den Hafenpromenaden ein. Zwischen der Familie Mann und den Meier-Graefes entwickelt sich eine lockere Freundschaft, man lädt sich gegenseitig zu Lesungen auf der häuslichen Terrasse ein (über die Huxley mit beißendem Spott schreibt). Aber Meier-Graefe ist begeistert von Thomas Manns Joseph-Roman, gerade weil der Tagesaktualität meidet. Eine Mitarbeit an der von Klaus Mann herausgegebenen Exilzeitschrift "Die Sammlung" lehnt er ab, um sich bei den Machthabern nicht zu exponieren und weiterhin in Deutschland publizieren zu können. Er ist auf jede Einnahmequelle angewiesen.
Doch kaum ein gegenwärtiges Gespräch, selbst unter den plötzlich an die Küste des Mittelmeers gespülten Exilliteraten, erscheint dem desillusioniert in die Gegenwart Blickenden an Intensität mit der für immer verlorenen Zeit vor dem Nationalsozialismus vergleichbar: "Die Deutschen überwogen unverhältnismäßig, teils Optimisten, teils Pessimisten. Jeder suchte, den täglich eindringenden Ereignissen mit seiner mehr oder weniger feststehenden Meinung zu begegnen, und übte sich im Formulieren, was eine auf die Dauer erschlaffende Monotonie ergab, den Gesprächen von Sommergästen über das Wetter vergleichbar." Meier-Graefe wollte nicht als Emigrant wahrgenommen werden, weil er um seine Autonomie fürchtete.
Doch am Ende der Erzählung wird die Zeder vor dem Arbeitszimmer brutal gefällt und gerät das Bewusstsein des Altersunterschieds zur 38 Jahre jüngeren Ehefrau (die nach seinem Tod Hermann Broch heiraten wird) immer schärfer ins Blickfeld. Während der schnoddrige, betont lakonische Tonfall, der den Roman prägt (und der dessen Autor auch im Umgang auszeichnete), Vitalität und Ungerührtheit ausstrahlen soll, machen sich Verletzlichkeit und Todesangst bemerkbar. So ist das Schlusskapitel des Buches gleichzeitig das beste und persönlichste, durchdrungen von der Todesahnung eines wortgewaltigen Augenmenschen. Er suchte nach Schönheit, auch in dunkler Zeit, als ein Mittel, um geistige Freiheit zu behaupten. JAN NICOLAISEN
Julius Meier-Graefe: "Der Kampf um das Schloss". Roman aus dem Südfrankreich der dreißiger Jahre.
Nachwort von Stephanie Marchal. Berlinica- Verlag, Berlin 2022. 192 S., geb., 20,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Erstmals überhaupt als Buch: Der letzte Roman des großen Kunstkritikers Julius Meier-Graefe
Nur wenige Monate vor seinem Tod vollendete der Kunstkritiker und Schriftsteller Julius Meier-Graefe (1867 bis 1935) im Frühjahr 1935 seinen letzten Roman. Es ist ein großes Verdienst des kleinen Berlinica-Verlages, diesen noch nie in Buchform zugänglichen Roman erstmals zu publizieren. Seit 1929 lebte Meier-Graefe mit seiner Frau in Südfrankreich am Mittelmeer zwischen Marseille und Toulon in dem Städtchen Saint-Cyr-sur-Mer. Er war aus gesundheitlichen Gründen in das milde Klima der Provence gezogen und aus politischen Gründen dort geblieben. In Deutschland sind seit zwei Jahren die Nationalsozialisten an der Macht, ein nicht endender Strom von Emigranten - Journalisten, Philosophen, Maler, Schriftsteller - sucht in Südfrankreich Zuflucht, insbesondere im nahe gelegenen Sanary-sur-Mer, einem ehemaligen Fischerdorf, das schon bald den Spitznamen Sanary-les-Allemands trägt.
Die Meier-Graefes haben die untere Etage einer Villa bezogen, auf die sich der Titel "Der Kampf um das Schloss" bezieht. Denn der autobiographisch gefärbte Roman schildert über weite Strecken das Elend der Emigration im vermeintlich paradiesischen Süden. Zähe Verhandlungen mit dem Vermieter um die Höhe der Miete und die Dauer des Mietvertrages, renovierungsbedürftige Räume, fehlende Heizung und die hohen Lebenshaltungskosten an der Riviera strapazieren das klamme Budget und das seelische Befinden. Arm ist man nicht, ein Dienstmädchen und ein Auto sind finanzierbar. Aber der aus Deutschland gewohnte Lebensstandard des einst gefürchteten Kunstkritikers und international weitvernetzten Publizisten und seiner dritten Frau, Annemarie, geborene Epstein, ist schwer zu halten. Permanente Geldsorgen prägen den Alltag.
Demgegenüber steht eine fast idyllische Verlangsamung des Lebens und Einschränkung des Gesichtskreises, der sich auf das Boulespielen mit den Einheimischen konzentriert, bei denen auch die Einkäufe angeschrieben werden dürfen. Zwischen dem Intellektuellen und dem bodenständigen Vermieter, einem reichen Großgrundbesitzer, der Villen in Serie bauen lässt (und somit zur Kapitalisierung der Mittelmeerküste beiträgt), entwickelt sich im Roman eine ambivalente Beziehung, nachdem der französische Geschäftsmann dem Deutschen einen Drang zum Philosophieren gesteht und den Mieter als Gesprächspartner beansprucht. Diesen interessiert an dem Franzosen wiederum lediglich die Miethöhe, die jener festsetzt. Diese Konstellation eines permanenten Aneinander-vorbei-Redens bietet Anlass für komisch-groteske Szenen und spiegelt die Unmöglichkeit des Deutschen, in Frankreich jemals heimisch zu werden.
Zwar hatte sich Meier-Graefe als Kunstkritiker, Zeitschriftenherausgeber und Strippenzieher im Hintergrund des Ausstellungsbetriebes über Dekaden für die Anerkennung der französischen Malerei des Impressionismus im deutschen Kaiserreich eingesetzt. Während konservative deutsche Kreise ihn daher der "Ausländerei" bezichtigten, war er in Frankreich selbst ungelitten. Sein Enthusiasmus, immer von der Kunst als einem Erlebnis inspiriert, war den Franzosen suspekt, die nüchterne Kunstkennerschaft bevorzugten. Hinzu kam sein "Sündenfall", ein 1914 im patriotischen Taumel des Weltkriegsbeginns publizierter Text mit antifranzösischem Duktus, der ihm später vorgehalten wurde. So blieb er zeitlebens ein Mann zwischen den Stühlen beider Länder, dem zuletzt auch die französische Staatsbürgerschaft verwehrt wurde. Aus der Perspektive der Dreißigerjahre zudem lag jene Epoche, in der er mit Museumsdirektoren, Sammlern, Kunsthändlern, Verlegern und Künstlern in tätiger Weise in Verbindung stand, lange zurück. Seine Form der Kunstbetrachtung begann im Kontext der sich akademisierenden Kunstgeschichte überholt zu wirken.
Der mitunter collagenhafte Roman ist daher von Rückblicken geprägt, etwa auf seine frühe Liebe zu Paris und seine "Entdeckung" der Malerei eines Eugène Delacroix. In den Schilderungen der provenzalischen Landschaft, empfindsamer als seine Charakterisierung von Menschen (sich selbst eingeschlossen), hört man den Schwärmenden, der einst Bilder von Cézanne, van Gogh oder Manet mit Worten zu neuem Leben erweckte. Verschwiegen wird von der Gegenwart der Weltpolitik möglichst viel in vollem Bewusstsein des eigenen Eskapismus. Gegen das Politisieren, den "Zeitungsblödsinn", stellt Meier-Graefe die Kunst und die Freiheit, die unabänderliche politische Gegenwart zu ignorieren. Freilich ein heikles, zum Scheitern verurteiltes Unterfangen, wie er ahnt: "Es war ein listiger Raub, gegen alle Wahrscheinlichkeit geglückt und da nicht gesichert, aller Unsicherheit, so schien es, entrückt, eine Insel . . . Wir lebten in einem Ballon, schwebten in unwahrscheinlichen Höhen, und nur, wenn es uns passte, näherten wir uns den Realitäten und spielten Boule. Wenn so etwas ein paar Jahre dauerte, würde es wie die Zeder und die Hügel und hielte ewig."
Ausgerechnet die Poeten im Exil bringen den Ballon zum Platzen. 1933 zieht die Familie von Thomas Mann nach Sanary, wo auch Lion Feuchtwanger, Aldous Huxley, Hermann Kesten, Ludwig Marcuse, René Schickele und viele andere deutsche Intellektuelle monate- oder gar jahrelang lebten und arbeiteten. Mit ihnen kehren der politische Diskurs und tagesaktuelle Parteilichkeiten in die Cafés an den Hafenpromenaden ein. Zwischen der Familie Mann und den Meier-Graefes entwickelt sich eine lockere Freundschaft, man lädt sich gegenseitig zu Lesungen auf der häuslichen Terrasse ein (über die Huxley mit beißendem Spott schreibt). Aber Meier-Graefe ist begeistert von Thomas Manns Joseph-Roman, gerade weil der Tagesaktualität meidet. Eine Mitarbeit an der von Klaus Mann herausgegebenen Exilzeitschrift "Die Sammlung" lehnt er ab, um sich bei den Machthabern nicht zu exponieren und weiterhin in Deutschland publizieren zu können. Er ist auf jede Einnahmequelle angewiesen.
Doch kaum ein gegenwärtiges Gespräch, selbst unter den plötzlich an die Küste des Mittelmeers gespülten Exilliteraten, erscheint dem desillusioniert in die Gegenwart Blickenden an Intensität mit der für immer verlorenen Zeit vor dem Nationalsozialismus vergleichbar: "Die Deutschen überwogen unverhältnismäßig, teils Optimisten, teils Pessimisten. Jeder suchte, den täglich eindringenden Ereignissen mit seiner mehr oder weniger feststehenden Meinung zu begegnen, und übte sich im Formulieren, was eine auf die Dauer erschlaffende Monotonie ergab, den Gesprächen von Sommergästen über das Wetter vergleichbar." Meier-Graefe wollte nicht als Emigrant wahrgenommen werden, weil er um seine Autonomie fürchtete.
Doch am Ende der Erzählung wird die Zeder vor dem Arbeitszimmer brutal gefällt und gerät das Bewusstsein des Altersunterschieds zur 38 Jahre jüngeren Ehefrau (die nach seinem Tod Hermann Broch heiraten wird) immer schärfer ins Blickfeld. Während der schnoddrige, betont lakonische Tonfall, der den Roman prägt (und der dessen Autor auch im Umgang auszeichnete), Vitalität und Ungerührtheit ausstrahlen soll, machen sich Verletzlichkeit und Todesangst bemerkbar. So ist das Schlusskapitel des Buches gleichzeitig das beste und persönlichste, durchdrungen von der Todesahnung eines wortgewaltigen Augenmenschen. Er suchte nach Schönheit, auch in dunkler Zeit, als ein Mittel, um geistige Freiheit zu behaupten. JAN NICOLAISEN
Julius Meier-Graefe: "Der Kampf um das Schloss". Roman aus dem Südfrankreich der dreißiger Jahre.
Nachwort von Stephanie Marchal. Berlinica- Verlag, Berlin 2022. 192 S., geb., 20,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Mit bemerkenswerter Fairness führt Rezensent Jan Nicolaisen diesen letzten Roman des Kunstkritikers und Schriftstellers Julius Meier-Graefe von 1935 ein, der von seinem Exil im südfranzösischen Saint-Cyr-sur-Mer erzählt. Meier-Graefe war kein gefälliger Zeitgenosse, weiß Nicolaisen, deutschen Konservativen hatte er sich mit seiner Liebe für die französischen Impressionisten suspekt gemacht, den Franzosen mit seinem deutschen Patriotismus und seiner Kunstemphase. Und dass Meier-Grafe noch in den dreißiger Jahren gegen all den "Zeitungsblödsinn" die Freiheit stellte, die politische Gegenwart zu ignorieren, dürfte den Autor bei den anderen Exilanten an der Riviera nicht sehr beliebt gemacht haben, ahnt Nicolaisen. Der Roman ist durchdrungen von der Suche nach Schönheit, stellt der Rezensent schließlich fest, nur wie sich der von ihm bemerkte "schnoddrige, betont lakonische" Tonfall damit verträgt, verrät er nicht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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