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"Das ist ein großer Roman. Er steht zudem in der literarischen Tradition, müsste in der Literaturszene ein Erfolg werden und hätte meiner Ansicht nach jeden Preis verdient" - so das Urteil eines befreundeten Lektors und Gutachters in literarischen Wettbewerben, der weder der Autorin noch dem Verleger nach dem Mund redet. Es geht um die Beziehung zwischen dem Dichter Gottfried Benn (1876-1956) und dem Bremer Kaufmann Friedrich Wilhelm Oelze (1891-1978). Ihr Briefwechsel stellt nicht nur in der Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts etwas Besonderes dar, er ist auch ein überaus anregendes…mehr

Produktbeschreibung
"Das ist ein großer Roman. Er steht zudem in der literarischen Tradition, müsste in der Literaturszene ein Erfolg werden und hätte meiner Ansicht nach jeden Preis verdient" - so das Urteil eines befreundeten Lektors und Gutachters in literarischen Wettbewerben, der weder der Autorin noch dem Verleger nach dem Mund redet. Es geht um die Beziehung zwischen dem Dichter Gottfried Benn (1876-1956) und dem Bremer Kaufmann Friedrich Wilhelm Oelze (1891-1978). Ihr Briefwechsel stellt nicht nur in der Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts etwas Besonderes dar, er ist auch ein überaus anregendes Beispiel für das komplizierte Verhältnis von Kunst und Kommerz. Kreatives und Kaufmännisches bestimmen den Diskurs, Quellenstudium wie Intuition verbinden sich: Es ist eine Kombination aus Wahrheit und Fiktion, eine Hommage an Bremen zudem und an sein historisch gewachsenes Mäzenatentum. Gottfried Benn (1886-1956) zählt mit zu den bedeutendsten deutschen Lyrikern und expressionistischen Dichterndes 20. Jahrhunderts. 1951 erhielt er als erster den neu geschaffenen "Georg-Büchner-Preis". Das Interesse an der Dichterfigur ist nach wie vor groß, während Oelze bislang nur in einer Studie von Hans Dieter Schäfer ("Herr Oelze aus Bremen", 2001) zum Thema gemacht worden ist. Aber auch hier bleibt der Kaufmann blass und hinter dem Dichter zurück, obwohl Benn der Freundschaft mit dem Bremer zu weiten Teilen sein künstlerisches Überleben im Dritten Reich und den Erfolg in den fünfziger Jahren verdankt. Marlis Thiel richtet ihren Blick bewusst auf die Gestalt im Hintergrund. Sie gibt dem weltgewandten und weit gereisten Oelze in ihrem Roman eine Ge- schichte: ein Leben in Bremen, eine Karriere als Geschäftsmann und Bedeutung als Bürger, Ehemann, Familienvater, als öffentliche wie private Person seiner Stadt. Mit Berlin und Bremen stellt sie zugleich zwei konträre Lebensarten und Milieus gegenüber, die sich wechselseitig spiegeln. Stilistisch beeindruckend und gekonnt ist es, wie ein auktorialer Erzähler berichtet, darstellt und zur Form des inneren Monologes übergeht, so dass der Leser meint, den beiden Männern über ihre Schultern zu sehen, wobei sich private Situationen und privates Umfeld mit öffentlichen, oft politischen Themen vermischen. Kaleidoskopartige Spiegelungen, Kongruenzen, Divergenzen bestimmen die Szenerie, veranschaulichen die erste, von zwei Weltkriegen geschüttelte Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. Das Interesse an der Entstehung von Kunst berücksichtigt beide Seiten, den "Produzenten" wie den, der gleichermaßen am Prozess beteiligt ist: den guten Geist, psychologischen Betreuer und Berater des Künstlers, die Person im Hintergrund, den Kenner der Gesetze des Marktes. Ein Mann, der sowohl mit Kaffee und Rum als auch mit Bildern und Antiquitäten handelt, sich als Kunstsammler versteht, ein Geschäftemacher, Musikliebhaber und Goethekenner, der gleichermaßen am Kunstprozess beteiligt ist, der die Kunst oft erst möglich macht, der sich Ende 1932 in seinem ersten Brief als glühender Verehrer des Dichters zu erkennen gibt. Für Benn war Oelze von hilfreicher, stabilisierender und erheblicher Bedeutung. Ein Kunstmäzen, der dem Dichter aus Berlin trotz mancher Widrigkeiten die Treue hielt. Was aber hätte Benn ohne den Bremer Kaufmann erreicht? Eine schwierige Frage. Der Roman gibt darauf nicht nur eine Antwort.