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Gelobt sei Jesus Christus, in Ewigkeit, Amen! Es geschehen rätselhafte Dinge auf Erden; und niemand kann wissen, zu welchem Endziel Gottes Hände die Fäden menschlicher Schicksale miteinander verknüpfen. Darum will ich aufschreiben, was sich Wunderbares in diesem Kloster frommer Brüder zugetragen hat, dem ich seit mehr denn vierzig Jahren als Prior vorstehe und das zu leiten mich Gott auch fürderhin mit seiner Gnade erleuchten möge. Vor einiger Zeit trat Bruder Hieronymus früh morgens in mein stilles Gemach und berichtete mir, im Traume sei ihm Unser Herr erschienen. »Erhebe dich, mein Sohn,«…mehr

Produktbeschreibung
Gelobt sei Jesus Christus, in Ewigkeit, Amen! Es geschehen rätselhafte Dinge auf Erden; und niemand kann wissen, zu welchem Endziel Gottes Hände die Fäden menschlicher Schicksale miteinander verknüpfen. Darum will ich aufschreiben, was sich Wunderbares in diesem Kloster frommer Brüder zugetragen hat, dem ich seit mehr denn vierzig Jahren als Prior vorstehe und das zu leiten mich Gott auch fürderhin mit seiner Gnade erleuchten möge. Vor einiger Zeit trat Bruder Hieronymus früh morgens in mein stilles Gemach und berichtete mir, im Traume sei ihm Unser Herr erschienen. »Erhebe dich, mein Sohn,« habe er zu ihm gesprochen, »und kleide dich wie ein Pilgrim, der nach dem heiligen Lande auszieht! Aber nicht mich und mein Grab sollst du aufsuchen; sondern ihn, der mich aufsuchen und mein Grab aus der Gewalt der Heiden befreien wird. Spürst du denn nicht, wieviel tausend junge Herzen in Verborgenheit glühen und nur darauf warten, daß der Geist zu ihnen rede und ihre noch unverbrauchten Kräfte entbinde? Und wenn du ihn, von dem ich spreche, gefunden hast ¿ indem eine innere Stimme dir sagt: Der ist es! ¿, so gib ihm, was ich dir jetzt gebe.« Und Bruder Hieronymus zeigte mir eine rot versiegelte Pergamentrolle, die er beim Erwachen zu seinem eigenen Erstaunen will in der Hand gehalten haben; und noch jetzt sehe ich das tiefe Leuchten in seinem bärtigen Antlitz. Nach diesem Geständnis fragte mich der Bruder, was er tun solle; ich aber konnte nicht anders als ihn ermuntern, der himmlischen Eingebung zu folgen. Denn oft bedient sich Gott des geringsten seiner Knechte, um seinen unerforschlichen Willen in dieser Welt zur Geltung zu bringen ¿ und wahrlich! manchmal, wenn ich des Nachts so schlaflos daliege und in die Stille der Felder hinauslausche, will es mich bedünken, als sei dieser Frühling nicht wie ein anderer Frühling und als wachse heuer auf Erden ein besonderer Seelenwein! Wohl glauben meine stumpfgewordenen Sinne seine Blüte zu ahnen; aber erst von den kommenden Geschlechtern wird er gekeltert und von noch spätern mit tiefem, rückschauendem Verständnis getrunken werden. Diese mögen dann auch begreifen, was ich nicht begreife und wozu ich nur in Demut meinen Segen gegeben habe.
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Autorenporträt
Konrad Falke (* 19. März 1880 in Aarau; ¿ 28. April 1942 in Eustis, Florida; eigentlicher Name Karl Frey) war ein Schweizer Schriftsteller.