Erschreckende Geheimnisse
Als die Konzertpianistin Nina von einer ihr bis dato unbekannten Urgroßtante das Anwesen „Stone Abbey“ in Cornwall erbt, ist sie gleichermaßen überrascht und dankbar, denn sie braucht gerade dringend Abstand von ihrem eigenen Leben. Allerdings hängt an dem Erbe auch eine
grausame Geschichte, die Nina aufklären soll – 1885 wurde ihre Vorfahrin Anna Stone wegen…mehrErschreckende Geheimnisse
Als die Konzertpianistin Nina von einer ihr bis dato unbekannten Urgroßtante das Anwesen „Stone Abbey“ in Cornwall erbt, ist sie gleichermaßen überrascht und dankbar, denn sie braucht gerade dringend Abstand von ihrem eigenen Leben. Allerdings hängt an dem Erbe auch eine grausame Geschichte, die Nina aufklären soll – 1885 wurde ihre Vorfahrin Anna Stone wegen mehrfachen Mordes hingerichtet, obwohl sie immer wieder ihre Unschuld beteuerte. Da Ninas Mutter früh starb und ihr Vater sie nach der Hochzeit mit seiner zweiten Frau in ins Internat abschob, weiß sie nichts über ihre Familie. Sie muss versuchen, das Geheimnis vor Ort zu lösen.
Das Haus erweist sich als eine Art Schloss, aber man sieht ihm schon von weitem an, dass ewig nichts mehr gemacht wurde: „Es kommt mir so vor, als hätte irgendwer das Haus vor langer Zeit hier abgestellt und dann einfach vergessen.“ (S. 367)
Die größte Überraschung aber erwartet Nina im Haus: Das Gemälde einer Pianistin, die haargenau so aussieht wie sie. Anna.
Anna kommt 1851 von Deutschland nach England, weil ihre Mutter nach dem Tod des Vaters dessen Bruder, Annas Onkel Timothy, geheiratet hat. Warum sie das gemacht hat erfährt Anna erst, als es schon zu spät ist. Ihr Onkel ist ihr von Anfang an suspekt. Er behandelt sie eher wie ein Rennpferd, das seine Erwartungen nicht erfüllt - erniedrigend und respektlos. „Wenigstens“ hat er schon einen passenden Ehemann für sie gefunden, dass sie diese Ehe nicht will, interessiert ihn nicht. Er hat seine ganz eigene Art, seinen Willen durchzusetzen ...
Felicity Whitemore ist mit „Der Klang der verborgenen Räume“ ein sehr beindruckendes und bedrückendes Debüt gelungen. Sie erzählt die Geschichte abwechselnd aus Annas und Ninas Perspektive und gibt beiden genug Raum, sich zu entfalten und zu finden. Neben ihrem nahezu identischen Aussehen und der Virtuosität am Klavier verbindet sie auch der frühe Verlust ihrer jeweiligen Familien und damit der Unschuld. Nina hatte dabei noch Glück, ihr Talent verschaffte ihr eine sehr gute Ausbildung und Karriere, Anna hingegen musste sich gegen die Männer ihrer Zeit im Allgemeinen und ihren Stiefvater im Besonderen wehren.
Nina findet bald einen Hinweis, dass Annas Tod irgendwie mit der Familie Lubrell und deren Landsitz Mainstone Hall zusammenhängen muss, doch ausgerechnet Lord Lubrell scheint die Aufklärung dieses alten Geheimnisses um jeden Preis verhindern zu wollen. Aber Nina gibt nicht auf, sie kann Anna regelrecht spüren, wenn sie auf ihren Pfaden wandelt und will endlich wissen, woher ihre Familie kommt: „Ich hoffe, dass ich mit der Suche nach Annas Geschichte auch mir selbst und meiner Mutter näherkommen kann.“ (S. 145)
Annas Geschichte und die ihrer Mutter fand ich extrem beklemmend und erschütternd, sie wirkte so real. Die Abhängigkeit der Frauen dieser Zeit von ihren Männern oder Vormünden wird sehr anschaulich beschrieben. Für eigene Wünsche, Ziele oder Träume war da kein Platz, sie hatten sich unterzuordnen und basta. Auch Anna hätte Karriere als Pianistin machen können, wenn man sie gelassen hätte. Ich war während des Lesens mehr als einmal froh, dass ich heute lebe.
Einen kleinen Wermutstropfen bilden für mich das etwas zu seichte und vorhersehbare Ende von Ninas Geschichte und auch Bryan, der Butler der Lubrells. Er ist mir mit zu viel Klischee beladen dargestellt – gutaussehend, jung, Rocker, sexbesessen. Das passte für mich irgendwie nicht zum Rest der Story, gerade weil er sich im Laufe der Handlung sehr wandelt bzw. Nina hinter seine Fassade schauen lässt. Darum gibt es leider nur 4 Sterne, aber ich bin gespannt auf das nächste Buch der Autorin.