Fesselnd erzählte Geschichte über die Träume und Sehnsüchte, sowie die Kämpfe und Hürden der Nachkriegszeit.
Höre niemals auf zu Träumen
Es ist 1945 und der Krieg ist beendet. Doch Emmas Mann Christian zählt noch immer als vermisst. Allein im Haus der Schwiegereltern fühlt Emma sich nicht
wohl. Ihre Schwiegermutter hat sich für ihren Sohn etwas Besseres gewünscht und sie nie akzeptiert.…mehrFesselnd erzählte Geschichte über die Träume und Sehnsüchte, sowie die Kämpfe und Hürden der Nachkriegszeit.
Höre niemals auf zu Träumen
Es ist 1945 und der Krieg ist beendet. Doch Emmas Mann Christian zählt noch immer als vermisst. Allein im Haus der Schwiegereltern fühlt Emma sich nicht wohl. Ihre Schwiegermutter hat sich für ihren Sohn etwas Besseres gewünscht und sie nie akzeptiert. Deshalb packt Emma eines Tages ihre wenigen Habseligkeiten und macht sich auf den Weg in die Heimatstadt zu ihren Eltern, in der Hoffnung, diese auch im zerbombten Köln anzutreffen. Sie hat Glück und trifft tatsächlich auf ihren Vater, der momentan aber nur mit einem Untermieter in der ehemaligen gemeinsamen Wohnung lebt. Der fremde Mann, der nun im Zimmer ihres Bruders schläft, heißt Kurt und hält sich mit Geschäften auf dem Schwarzmarkt über Wasser. Auch wenn Emma weiß, dass sie keine Gefühle für einen anderen Mann zulassen kann, weil sie noch immer auf ein Lebenszeichen von Christian wartet, kann sie ihre Gedanken an ihn irgendwann nicht mehr unterdrücken. Wenn sie doch bloß Gewissheit hätte.
Ich finde es immer wieder außerordentlich bewundernswert, wie die Menschen aus dem Wenigen, was sie nach dem Krieg noch hatten, neuen Mut schöpften und ums Überleben kämpften. Mit einem Zusammenhalt, wie wir ihn heute nicht mehr kennen. In Marion Johannings Geschichte bekam ich genau das wieder zu spüren und konnte wunderbar in diese Zeit abtauchen. Ihr Schreibstil ist angenehm und fesselnd. Keine Seite wurde mir zu lang und so hätte ich das Buch, wenn es meine Zeit erlaubt hätte, am liebsten in einem Zuge durchgelesen.
Ich glaube, viele junge Frauen hatten in der Nachkriegszeit mit dem gleichen Schicksal wie Emma zu kämpfen. Entweder wussten sie, dass sie ihren Mann nie wiedersahen, oder sie warteten vergebens. Emma war eine Kämpferin. Nicht selten setzte sie sich der Gefahr aus, um die Familie zu retten und ihren Traum vom Musizieren zu erfüllen. Ihre Liebe galt der Musik, doch leider stand den wenigsten Menschen nach dem Krieg der Sinn danach. Umso schwieriger war es also, Geld zu verdienen. Träume und Sehnsüchte der jungen Leute ließen sich nur schwer bis gar nicht ermöglichen. Immer galt es, sich in Verzicht zu üben. Ich war beeindruckt, was die Menschen sich einfallen ließen, um voranzukommen. Nie wurde man satt, immer quälte der Hunger. Die Lebensmittelmarken reichten nicht aus. Ich hätte nicht gedacht, wieviel Handel tatsächlich über den Schwarzmarkt betrieben wurde. Emmas Familie konnte von Glück reden, einen Untermieter wie Kurt zu haben. Er hatte die besten Kontakte und war stets bereit, der Familie zu helfen. Was auch daran lag, dass er Gefühle für Emma hegte.
Für mich war diese spannend erzählte Reise in die Vergangenheit wieder einmal eine wertvolle Bereicherung. Von vielen Details las ich zum ersten Mal und ich erhielt eine völlig neue Sicht auf das städtische Leben zur Nachkriegszeit. Ich freue mich, dass für diesen Roman bereits eine Fortsetzung für Anfang nächsten Jahres geplant ist. Denn das Ende ließ für mich eine ganz wichtige Frage offen. Eine Geschichte, die ich definitiv weiterverfolgen möchte und eine Autorin, die ich mir für die Zukunft merken werde.