Der kleine Maulwurf will sich partout nicht damit abfinden, dass Maulwürfe nicht fliegen können. Er fragt alle Tiere, die er trifft, wie das mit dem Fliegen geht, den Hahn, die Fliegen. "Warum willst du, was du nicht kannst?", fragt die Kuh, der es eindeutig Wunder genug ist, wenn sie vorn fressen und hinten Fladen machen kann. Die Sehnsucht des Maulwurfs fliegen zu können ist so groß, dass es ihm schließlich doch gelingt - dank seiner Fantasie. Eva Muggenthaler macht daraus ein fantastisches Abenteuer und zeichnet den Wind und den glücklichen Erdvogel so, wie man es noch nie gesehen hat.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.10.2013Flieg doch
mit den Ohren
Ein Bilderbuch, das Mut macht,
Träume zu verwirklichen
VON MARLENE ZÖHRER
Der Traum vom Fliegen begleitet die Menschheit seit jeher: Leonardo da Vinci, Otto Lilienthal, die Brüder Wilbur und Orville Wright – sie und viele andere strebten danach, sich wie ein Vogel in die Lüfte zu erheben. Für seine Bilderbuchgeschichte greift Oliver Scherz diese uralte Sehnsucht auf. Doch ist es hier kein Mensch, der mithilfe einer mechanischen Konstruktion fliegen möchte, es ist ein Maulwurf, der „so klein ist wie ein Eichenblatt“. Ungeachtet aller elterlichen Verbote gräbt sich der Kleine „nach oben, bis die Schnauze aus der Erde guckt und in den Himmel lächelt.“ Dort, an der frischen Luft, beginnt seine Odyssee: Gleich Mira Lobes kleinem Ich-bin-Ich und Wolf Erlbruchs Maulwurf , der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat , fragt der kurzsichtige Winzling alle Tiere, die ihm begegnen, um Rat. Doch weder Kuh, Stubenfliege, Hahn noch Storch erweisen sich als besonders hilfreich. Im Gegenteil – sie alle haben etwas an seinem Wunsch auszusetzen.
Allein die alte Eule, die er oben auf dem Grashügel trifft, weiß Rat. Ihre Lösung ist ebenso einfach wie genial: „Dann flieg doch mit den Ohren.“ Für eine Reise um die Welt, so verrät die Eule, ist es egal, ob man Schaufeln oder Flügel hat, ob man ein Storch oder nur ein Maulwurf ist. Es kommt allein darauf an, sich den Wind um die Nase wehen zu lassen und seine Phantasie zu benutzen. Und darauf, seine Wünsche nicht einfach abzuschreiben, nur weil andere sagen, „das geht nicht“. Auch Maulwürfe können Vögel sein: Erdvögel.
Scherz erzählt heiter und vielstimmig. Im Zusammenspiel mit den dynamisch-wimmligen Bildern von Eva Muggenthaler wird sein Text zu einem mitreißenden Bilderbuchabenteuer; ein liebenswert ehrliches und ganz und gar nicht abgedroschenes Plädoyer für Macht und Kraft der Phantasie. In erdigen und gleichzeitig luftigen Bildern fängt Muggenthaler die Reise ein. Ideen- und detailreich setzt sie die Geschichte mit schwungvollem Buntstift-strich auf blass getöntem Aquarellhintergrund in Szene, entwirft witzige Nebenschauplätze und sympathisch verschrobene Tierfiguren. Egal wohin man blickt, überall warten schräge kleine Bildergeschichten darauf, entdeckt zu werden. So etwa Papa Maulwurf, der mit Glühwürmchen-Stirnlampe auf dem Klo hockt und Zeitung liest, die rotzfrech grinsenden Fliegen, die sich den Kuhfladen mittels Strohhalm einverleiben, oder der flugunfähige Hahn, der seinen Traum vom Fliegen – im Gegensatz zum Maulwurf – wohl nie verwirklichen wird. (ab 4 Jahre)
Oliver Scherz: Der kleine Erdvogel. Mit Illustrationen von Eva Muggenthaler. Beltz & Gelberg 2013. 32 Seiten, 12,95 Euro.
ILLUSTRATION AUS OLIVER SCHERZ UND EVA MUGGENTHALER: DER KLEINE ERDVOGEL
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
mit den Ohren
Ein Bilderbuch, das Mut macht,
Träume zu verwirklichen
VON MARLENE ZÖHRER
Der Traum vom Fliegen begleitet die Menschheit seit jeher: Leonardo da Vinci, Otto Lilienthal, die Brüder Wilbur und Orville Wright – sie und viele andere strebten danach, sich wie ein Vogel in die Lüfte zu erheben. Für seine Bilderbuchgeschichte greift Oliver Scherz diese uralte Sehnsucht auf. Doch ist es hier kein Mensch, der mithilfe einer mechanischen Konstruktion fliegen möchte, es ist ein Maulwurf, der „so klein ist wie ein Eichenblatt“. Ungeachtet aller elterlichen Verbote gräbt sich der Kleine „nach oben, bis die Schnauze aus der Erde guckt und in den Himmel lächelt.“ Dort, an der frischen Luft, beginnt seine Odyssee: Gleich Mira Lobes kleinem Ich-bin-Ich und Wolf Erlbruchs Maulwurf , der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat , fragt der kurzsichtige Winzling alle Tiere, die ihm begegnen, um Rat. Doch weder Kuh, Stubenfliege, Hahn noch Storch erweisen sich als besonders hilfreich. Im Gegenteil – sie alle haben etwas an seinem Wunsch auszusetzen.
Allein die alte Eule, die er oben auf dem Grashügel trifft, weiß Rat. Ihre Lösung ist ebenso einfach wie genial: „Dann flieg doch mit den Ohren.“ Für eine Reise um die Welt, so verrät die Eule, ist es egal, ob man Schaufeln oder Flügel hat, ob man ein Storch oder nur ein Maulwurf ist. Es kommt allein darauf an, sich den Wind um die Nase wehen zu lassen und seine Phantasie zu benutzen. Und darauf, seine Wünsche nicht einfach abzuschreiben, nur weil andere sagen, „das geht nicht“. Auch Maulwürfe können Vögel sein: Erdvögel.
Scherz erzählt heiter und vielstimmig. Im Zusammenspiel mit den dynamisch-wimmligen Bildern von Eva Muggenthaler wird sein Text zu einem mitreißenden Bilderbuchabenteuer; ein liebenswert ehrliches und ganz und gar nicht abgedroschenes Plädoyer für Macht und Kraft der Phantasie. In erdigen und gleichzeitig luftigen Bildern fängt Muggenthaler die Reise ein. Ideen- und detailreich setzt sie die Geschichte mit schwungvollem Buntstift-strich auf blass getöntem Aquarellhintergrund in Szene, entwirft witzige Nebenschauplätze und sympathisch verschrobene Tierfiguren. Egal wohin man blickt, überall warten schräge kleine Bildergeschichten darauf, entdeckt zu werden. So etwa Papa Maulwurf, der mit Glühwürmchen-Stirnlampe auf dem Klo hockt und Zeitung liest, die rotzfrech grinsenden Fliegen, die sich den Kuhfladen mittels Strohhalm einverleiben, oder der flugunfähige Hahn, der seinen Traum vom Fliegen – im Gegensatz zum Maulwurf – wohl nie verwirklichen wird. (ab 4 Jahre)
Oliver Scherz: Der kleine Erdvogel. Mit Illustrationen von Eva Muggenthaler. Beltz & Gelberg 2013. 32 Seiten, 12,95 Euro.
ILLUSTRATION AUS OLIVER SCHERZ UND EVA MUGGENTHALER: DER KLEINE ERDVOGEL
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»Ein wunderschönes illustriertes und sanftes Buch übers Träumeverwirklichen.« Kölner Stadtanzeiger »Tiere, die gern fliegen möchten, aber nicht können, gibt es in der Kinderliteratur en masse. Das korreliert wohl (im Kopf der Autoren) mit dem Wunsch der Kinder, groß sein zu wollen. In »Der kleine Erdvogel« ist es ein Maulwurf, der gern starke Schwingen statt seiner Schaufeln hätte. In diesem Fall kommen ihm aber keine tierischen Freunde zu Hilfe, sondern er versinkt im Reich der Phantasie. Man muss nicht fliegen, um zu fliegen.« Die Presse.com »Ein zauberhaftes Buch über die Macht der Fantasie!« Express Sonntag Köln/Bonn »Liebevolle Details in erdig gefärbten Bildern - das zeichnet das jüngste Werk von Oliver Scherz und Eva Muggenthaler aus (...).« Wiener Journal »Ein hinreißender Held, eine poetische Geschichte vom Wünschen und Wollen, dazu ebenso dynamische wie witzige Bilder mit vielen Wimmeldetails: Ein wunderschönes Bilderbuch über die Macht der Träume.« eselsohr »Süß, ein wenig skurril und definitiv lesenswert - auch für Erwachsene.« Elmshorner Nachrichten »Die Beflügel-Geschichte von Oliver Scherz und die Drunter-und-drüber-Bilder von Eva Muggenthaler zeigen, wie Über-Mut gewinnt und das Unmögliche möglich wird.« Eltern family