Das zentrale Thema dieser gedankentiefen und zartempfundenen Geschichte vom kleinen Prinzen ist die Aufhebung der Einsamkeit in der Freundschaft. Der kleine Prinz ist nichts anderes als ein Teil von Saint-Exupery selbst, der der rationalen Sehweise der Erwachsenen, ihrer Besitzergreifung der Welt durch Zahlen, ihrer Art der Beweisführung und ihrer Logik in den Parabeln von der Rose und vom Fuchs das Gebot der Mitmenschlichkeit entgegenhält. Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
Von Saint-Exupéry selbst illustriert, hat die Geschichte dieses wunderbaren Kindes mit dem goldgelben Wuschelhaar und dem wehenden Schal alle nationalen Grenzen mühelos überwunden. Denn es ist sehr viel vom heiligen - und sehr verletzlichen Kinderernst - darin und von der Überzeugung, daß bestimmte Dinge überall selbstverständlich sein sollten. Und auch eine große Melancholie, weil es leider nicht so ist und, so wie der kleine Prinz, auch unsere eigene Kindheit für uns nur noch als Erinnerung fortlebt.
(Rheinischer Merkur, 27.11.1998)
(Rheinischer Merkur, 27.11.1998)