Der junge Geowissenschaftler und »National Geographic«-Autor Andrés Ruzo schreibt in seinem TED Book über ein bislang unerforschtes Wunder der Natur: den kochenden Fluss.
Schon als Kind hatte Andrés Ruzo von diesem geheimnisvollen Mythos gehört und macht sich als Erwachsener auf die Reise in die Tiefen des Amazonas. Er begegnet Holzfällern, Schamanen und Indianern, die ihm bei seiner Suche helfen. Und tatsächlich: An einer Stelle des Flusses ist das Wasser so heiß, dass es brodelt und die Einheimischen ihren Tee damit zubereiten; kleine Tierchen, die hineinfallen, sind auf der Stelle durchgegart. Als einer der Ersten untersucht und dokumentiert Ruzo dieses Wunder der Natur. Eine Mischung aus Abenteuerroman und verblüffender Wissenschaft.
Schon als Kind hatte Andrés Ruzo von diesem geheimnisvollen Mythos gehört und macht sich als Erwachsener auf die Reise in die Tiefen des Amazonas. Er begegnet Holzfällern, Schamanen und Indianern, die ihm bei seiner Suche helfen. Und tatsächlich: An einer Stelle des Flusses ist das Wasser so heiß, dass es brodelt und die Einheimischen ihren Tee damit zubereiten; kleine Tierchen, die hineinfallen, sind auf der Stelle durchgegart. Als einer der Ersten untersucht und dokumentiert Ruzo dieses Wunder der Natur. Eine Mischung aus Abenteuerroman und verblüffender Wissenschaft.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.03.2017Kochender Fluss, dampfendes Klischee
So etwas gibt es wirklich: kochende Flüsse. Dutzende durchziehen das peruanische Amazonasgebiet, sind bislang jedoch fast nur Experten bekannt. Was ist ihr Ursprung, wie können sie geschützt werden? Und wie kommt es, dass sogar bei Temperaturen, die über achtzig Grad Celsius liegen, die Existenz bestimmter Mikroorganismen nachweisbar ist? "Wenn wir begreifen, wie diese Organismen unter solch extremen Bedingungen gedeihen, um sie anschließend mit anderen Extremophilen in geothermischen Systemen weltweit zu vergleichen, wären wir dem Geheimnis, wo das Leben auf unserem Planeten seinen Ursprung nahm, einen Schritt näher." Womöglich war es die Größe dieses Vorhabens, die den jungen Geowissenschaftler Andrés Ruzo auf Abwege geführt hat. Nicht, dass er während einer abenteuerlichen Forschungsreise in den Norden Perus den wohl größten dieser kochenden Flüsse nicht entdeckt und wissenschaftlich erforscht hätte. Ganz im Gegenteil: Sein Büchlein "Der kochende Fluss. Eine Reise zum Amazonas" gibt detailliert Auskunft über die Expedition des in Dallas promovierenden Geologen, der sich - ob am Ufer des kochenden Flusses oder beim Kraxeln im Unterholz - mit stets perfekt getrimmtem Dreitagebart fotografieren lässt. Die Frage, ob der Fluss "von der Sonne gekocht sei", wie Einheimische sagen, oder Resultat eines früheren Ölunfalls ist, rückt jedoch bald in den Hintergrund angesichts der selbstproduzierten Legende. "Du bist ein Curandero der Erde - deine Aufgabe besteht darin, die Erde zu heilen", lässt Señor Ruzo einen plötzlich aufgetauchten Schamanen orakeln, und auf diesem Klischee-Pfad geht es dann unverdrossen weiter, endlose Selbstbespiegelungs-Seiten entlang. Dem andächtig lauschenden Begleit-Team werden abendliche Esoterik-Reden gehalten, wobei mitunter sogar die mitreisende Ehefrau huldvoll das Wort erhält - in unfreiwilliger Komik. "Ich wünschte", sage ich, "die Leute würden erkennen, wie wunderbar die Welt ist." "Deshalb haben wir Wissenschaftler wie dich", entgegnet Sofia. "Und jetzt bitte - ich bin erschöpft." Uns geht es ebenso.
mma
"Der kochende Fluss. Eine Reise zum Amazonas" von Andrés Ruzo. Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt 2016. 144 Seiten. Broschiert, 12,99 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
So etwas gibt es wirklich: kochende Flüsse. Dutzende durchziehen das peruanische Amazonasgebiet, sind bislang jedoch fast nur Experten bekannt. Was ist ihr Ursprung, wie können sie geschützt werden? Und wie kommt es, dass sogar bei Temperaturen, die über achtzig Grad Celsius liegen, die Existenz bestimmter Mikroorganismen nachweisbar ist? "Wenn wir begreifen, wie diese Organismen unter solch extremen Bedingungen gedeihen, um sie anschließend mit anderen Extremophilen in geothermischen Systemen weltweit zu vergleichen, wären wir dem Geheimnis, wo das Leben auf unserem Planeten seinen Ursprung nahm, einen Schritt näher." Womöglich war es die Größe dieses Vorhabens, die den jungen Geowissenschaftler Andrés Ruzo auf Abwege geführt hat. Nicht, dass er während einer abenteuerlichen Forschungsreise in den Norden Perus den wohl größten dieser kochenden Flüsse nicht entdeckt und wissenschaftlich erforscht hätte. Ganz im Gegenteil: Sein Büchlein "Der kochende Fluss. Eine Reise zum Amazonas" gibt detailliert Auskunft über die Expedition des in Dallas promovierenden Geologen, der sich - ob am Ufer des kochenden Flusses oder beim Kraxeln im Unterholz - mit stets perfekt getrimmtem Dreitagebart fotografieren lässt. Die Frage, ob der Fluss "von der Sonne gekocht sei", wie Einheimische sagen, oder Resultat eines früheren Ölunfalls ist, rückt jedoch bald in den Hintergrund angesichts der selbstproduzierten Legende. "Du bist ein Curandero der Erde - deine Aufgabe besteht darin, die Erde zu heilen", lässt Señor Ruzo einen plötzlich aufgetauchten Schamanen orakeln, und auf diesem Klischee-Pfad geht es dann unverdrossen weiter, endlose Selbstbespiegelungs-Seiten entlang. Dem andächtig lauschenden Begleit-Team werden abendliche Esoterik-Reden gehalten, wobei mitunter sogar die mitreisende Ehefrau huldvoll das Wort erhält - in unfreiwilliger Komik. "Ich wünschte", sage ich, "die Leute würden erkennen, wie wunderbar die Welt ist." "Deshalb haben wir Wissenschaftler wie dich", entgegnet Sofia. "Und jetzt bitte - ich bin erschöpft." Uns geht es ebenso.
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"Der kochende Fluss. Eine Reise zum Amazonas" von Andrés Ruzo. Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt 2016. 144 Seiten. Broschiert, 12,99 Euro.
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