Die Politik König Rudolfs I. ist von Historikern und Geschichtsschreibern aller Epochen beurteilt und gewürdigt worden. Die Literatur über den Habsburger beginnt bereits gegen Ende des 13. Jahrhunderts und ist nach Alphons Lhotsky „... selbst schon ein Stück Geschichte der Geschichtswissenschaft ...“ . Das Wirken des Habsburgers als kunstfördernder Mäzen, die Frage nach königlichen Bildstiftungen und seine Rolle als Bauherr wurden bislang für das Herzogtum Österreich kaum untersucht ; wohl gibt es nicht wenige Baumonumente und Kunstwerke, die hier mit Rudolf I. in Verbindung zu bringen sind; doch ist vieles nur mehr fragmentarisch erhalten oder gar zerstört. Bildquellen, Berichte von Zeitgenossen und archäologische Funde helfen aber, ein neues Bild von der oft postulierten rudolfinischen Bescheidenheit zu vermitteln, so dass dieser Beitrag eine Zusammenschau wagt. Ausgehend von gewichtigen Maßnahmen, die der Habsburgerkönig zur Imagebildung seiner Dynastie in Wien setzte, soll die – fast überdimensionale – königliche Klosterkirche in Tulln im Mittelpunkt der Untersuchung stehen. Die innovative Raumstruktur mit einer einzigartigen Ausstattung hatte für die architekturhistorische Entwicklung in Österreich Signalwirkung.