Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1, Eberhard-Karls-Universität Tübingen (Deutsches Seminar), Veranstaltung: Else Lasker-Schüler, Sprache: Deutsch, Abstract: Meine Arbeit hat die Erzählung Die Nächte der Tino von Bagdad von Else Lasker-Schüler zum Gegenstand, deren Erstausgabe 1907 erschien. Im Folgenden möchte ich aufzeigen, inwiefern der Topos "Körper" die Erzählung sowohl auf formaler als auch auf inhaltlicher Ebene konstituiert. Körperliche Merkmale werden auffällig häufig eingesetzt - ich gehe der Frage nach, inwiefern dies zum einen den Text grundlegend prägt, zum anderen wie es zur Charakterisierung der Figuren, insbesondere der Dichterin Tino, und zur versuchten Selbstetablierung der Protagonistin beiträgt.Als Grundlage für meine Argumentation benutze ich die Debatte über die Zeichenhaftigkeit von Körpern und Körperlichkeit von Zeichensystemen. Körper und Körperpartien werden von Else Lasker-Schüler semiotisch benutzt: Sie verweisen als Pars pro toto auf Personen und, noch wichtiger, auf deren Eigenschaften oder innere Verfasstheit. Die Körperteile werden hierbei wie ein Zeichensystem benutzt. Ein weiterer Aspekt im Kontext des Körper-Zeichen-Diskurses ist die Verwendung des Körpers als Schreibunterlage. Tätowierungen als Inschriften auf Lebewesen tauchen an mehreren Stellen des Romans auf, aber auch andere Zeichensetzungen, unter anderem an personifizierten Gegenständen, sind zu finden.Darüber hinaus gibt es auch Ansätze, dass die Erzählung selbst körperhaft wird - Körperteile "gliedern" hier die Kapitel der Erzählung und machen sie zu "Textkörpern"; Texte werden durch die sprachliche Beschwörung von Körperhaftigkeit zum Leben erweckt, sie tanzen.Meine These, die ich in meiner Interpretation nachzuweisen versuche, lautet, dass die Protagonistin Tino durch Körperlichkeit und deren freies Ausleben ihre Existenz zu behaupten versucht. Ihr Ringen um ihren Körper und damit um ihre physische Existenz ist der Grundpuls der Erzählungen - wie und warum dieses scheitert, werde ich darlegen. Unberührt und unabhängig davon zeigt sich Tinos Dichtertum als metaphysische Existenzform, die auch ohne das Medium Körper weiterlebt und dem Roman am Ende gleichsam entschwebt.
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