Jerzy Holzer beschreibt den steinigen und ereignisreichen Weg des "europäischen" Kommunismus von seinem hoffnungsvollen Aufbruch um die Jahrhundertwende über die Jahre des Terrors und der anschließenden Reformversuche bis hin zu seinem Untergang.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.07.1998Was bleibt
KOMMUNISMUS. Der polnische Historiker Jerzy Holzer betrachtet den Kommunismus vor allem als diktatorisches Herrschaftssystem, das im November 1917 an die Macht kam und sich über siebzig Jahre hielt, bis es zusammenbrach. Er setzt ihn also mit dem Bolschewismus gleich und betrachtet die kommunistische Bewegung vornehmlich von Moskau aus. Daran ist nichts auszusetzen. Allerdings entstand der Kommunismus nicht in Petersburger Revolutionsspelunken, sondern bekanntlich anderswo. Der Vollständigkeit halber hätte Holzer wenigstens kurz auf den Ursprung der Bewegung und deren Ideologien eingehen sollen. Dennoch lohnt die Lektüre. In flinken Zügen berichtet der Verfasser über Aufstieg, Expansion und Zerfall des sowjetischen Machtblocks. Neue Erkenntnisse hat er nicht, dafür aber die Gabe, den gewaltigen Stoff klar zu gliedern und einfach zu vermitteln. Höhepunkt sind die Passagen über das Ende des Sowjetimperiums, das in Polen begonnen habe: Die Streiks auf der Danziger Werft und den Zechen von Kattowitz hätten die kommunistische Klassenideologie zerstört, weil es mehrheitlich Arbeiter waren, die sich gegen das System auflehnten. Was vom Kommunismus blieb, versucht Holzer ebenfalls zu klären. Neben den alten Seilschaften und einem Mangel an demokratischer Kultur in Ost- und Mitteleuropa sei es vor allem der Traum von der gerechten Gesellschaft - hoffentlich auch die Erinnerung daran, daß sie im Kommunismus die gleichmäßige Verteilung des Elends bedeutete. (Jerzy Holzer: Der Kommunismus in Europa. Politische Bewegung und Herrschaftssystem. Fischer-Taschenbuch 60161. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1998. 254 Seiten, 19,90 Mark.)
JACQUES SCHUSTER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
KOMMUNISMUS. Der polnische Historiker Jerzy Holzer betrachtet den Kommunismus vor allem als diktatorisches Herrschaftssystem, das im November 1917 an die Macht kam und sich über siebzig Jahre hielt, bis es zusammenbrach. Er setzt ihn also mit dem Bolschewismus gleich und betrachtet die kommunistische Bewegung vornehmlich von Moskau aus. Daran ist nichts auszusetzen. Allerdings entstand der Kommunismus nicht in Petersburger Revolutionsspelunken, sondern bekanntlich anderswo. Der Vollständigkeit halber hätte Holzer wenigstens kurz auf den Ursprung der Bewegung und deren Ideologien eingehen sollen. Dennoch lohnt die Lektüre. In flinken Zügen berichtet der Verfasser über Aufstieg, Expansion und Zerfall des sowjetischen Machtblocks. Neue Erkenntnisse hat er nicht, dafür aber die Gabe, den gewaltigen Stoff klar zu gliedern und einfach zu vermitteln. Höhepunkt sind die Passagen über das Ende des Sowjetimperiums, das in Polen begonnen habe: Die Streiks auf der Danziger Werft und den Zechen von Kattowitz hätten die kommunistische Klassenideologie zerstört, weil es mehrheitlich Arbeiter waren, die sich gegen das System auflehnten. Was vom Kommunismus blieb, versucht Holzer ebenfalls zu klären. Neben den alten Seilschaften und einem Mangel an demokratischer Kultur in Ost- und Mitteleuropa sei es vor allem der Traum von der gerechten Gesellschaft - hoffentlich auch die Erinnerung daran, daß sie im Kommunismus die gleichmäßige Verteilung des Elends bedeutete. (Jerzy Holzer: Der Kommunismus in Europa. Politische Bewegung und Herrschaftssystem. Fischer-Taschenbuch 60161. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1998. 254 Seiten, 19,90 Mark.)
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