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Der Kompass - Vom Siegeszug einer Jahrtausend-Erfindung.
Der Kompass hat die Welt verändert wie zuvor vielleicht nur die Erfindung des Rades. Er revolutionierte die Navigation und die Kunst der Kartierung. Er stand am Beginn einer Epoche, in der der Seehandel einen bis dahin nicht gekannten Aufschwung nahm und ermöglichte den Aufstieg Venedigs zur Weltmacht. Der Kompass verhalf Europa zu Wohlstand, kulturellem Fortschritt und einer neuen Weltsicht. Ohne ihn hätten die großen Entdecker die Welt nicht so erfolgreich und folgenreich erforschen können.Auf den Spuren einer Jahrtausenderfindung…mehr

Produktbeschreibung
Der Kompass - Vom Siegeszug einer Jahrtausend-Erfindung.
Der Kompass hat die Welt verändert wie zuvor vielleicht nur die Erfindung des Rades. Er revolutionierte die Navigation und die Kunst der Kartierung. Er stand am Beginn einer Epoche, in der der Seehandel einen bis dahin nicht gekannten Aufschwung nahm und ermöglichte den Aufstieg Venedigs zur Weltmacht. Der Kompass verhalf Europa zu Wohlstand, kulturellem Fortschritt und einer neuen Weltsicht. Ohne ihn hätten die großen Entdecker die Welt nicht so erfolgreich und folgenreich erforschen können.Auf den Spuren einer Jahrtausenderfindung unternimmt Bestsellerautor Amir D. Aczel eine spannende Entdeckungsreise durch die Geschichte von der Antike bis zur Neuzeit, ohne dabei je vom Kurs auf das Wesentliche abzukommen. "Eingängig erkundet Aczel Ursprung und Bedeutung des wichtigsten Navigationsinstrumentes der Welt. Ein faszinierender Stoff." (The New York Times)
Autorenporträt
Amir D. Aczel, ist Mathematiker und Professor für Statistik in Wattham/Massachusetts. Mehrere Veröffentlichungen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.08.2005

An der nächsten Klippe bitte links
Fernweh: Amir D. Aczel kann mit dem Kompaß umgehen

Erfindungen schweben nicht über den Wassern. Es gehört zu den Aufgaben der Wissenschaftsgeschichte, ihre Kontexte einzugrenzen und zu beschreiben. Doch was genau ist beim Kompaß das zugehörige Stück Umwelt? Das schwankende Schiff? Oder das offene Meer? Oder die Häfen mit ihren Werften, Lagerhallen und Handelsplätzen? Oder vielleicht der ganze, magnetisch aufgeladene Erdball, bei dessen Erkundung und Vermessung der Kompaß eine entscheidende Rolle spielte?

Wer über den Kompaß schreibt, der kommt um die Weite der Welt nicht herum. Als Sohn eines Kapitäns bringt der amerikanische Wissenschaftsautor Amir D. Aczel, der in Büchern wie "Die Natur der Unendlichkeit" oder "Die göttliche Formel" mathematische Mysterien behandelte, ein Gespür für den epischen Raum des Meeres mit. Er selbst lernte mit zehn Jahren das Navigieren, und als Halbwüchsiger steuerte er das Passagierschiff seines Vaters durch die Straße von Messina. Für Aczel ist das östliche Mittelmeer, die mit Mythen und Historie aufgeladene Levante, ein Heimatgewässer - jener Ausschnitt der Landkarte, in welchem der Kompaß im späten dreizehnten Jahrhundert die Seefahrt revolutionierte.

Aczel, der am Bentley College in Waltham, Massachusetts, Statistik lehrt, ist die Verschmelzung mit dem historischen Horizont seiner Studie gleichsam in die Wiege gelegt. Tatsächlich nähert er sich dem Mittelmeerraum mit einem sachkundigen und liebevollen Blick. "Die altersschwache, klapprige Fähre, die zweimal täglich mit ein paar furchtlosen Passagieren an Bord von Sorrent herüberkommt", heißt es über den Hafen der verblühten Seemacht Amalfi, "vermag sich kaum in dieses geschützte Becken hineinzuzwängen." In den erzählerischen Passagen des Buchs stecken fast die Ansätze zu einem mediterranen Urlaubsroman.

Andererseits gibt es natürlich anschaulichere Stoffe als den Kompaß. Schließlich reagiert das Instrument auf unsichtbare Magnetströme, die durch die langsame Drehung des flüssigen Eisenkerns der Erde erzeugt werden. Doch genau seine Neigung zum Obskuren machte den Kompaß von Anfang an zu einem geheimnisumwitterten Objekt. In China, wo man die Rätsel des Magnetismus laut Aczel schon im ersten Jahrhundert nach Christus durchschaute, dienten magnetisierte Eisenfische oder Schöpfkellen allein für das "Feng Shui", zum Beispiel um beim Bau der Chinesischen Mauer die "Adern der Erde" nicht zu durchtrennen.

Die Etrusker verwendeten Magnetiten zur Deutung der Zukunft, lange bevor die Steine auf See den richtigen Weg weisen sollten. Sogar als der Kompaß im zwölften Jahrhundert von den Italienern erstmals zur Navigation eingesetzt wurde, umgab ihn weiterhin eine magische Aura. Dichter verewigten den Glauben an die Magnetberge und an den Polarstern, der lange Zeit als Quell aller Magnetkraft galt.

Obwohl der Kompaß sich nur nach dem nicht wahrnehmbaren Magnetfeld der Erde ausrichtet, steht er in enger Beziehung zu Land und Meer, zu den Städten und Menschen, den Waren und Kriegsgütern. Dabei ersetzte das Gerät, als es seinen Platz auf der Kommandobrücke endlich erobert hatte, eine alte Tradition des Navigierens nach den fünf Sinnen. Die Schilderung der antiken Segelkunst gehört zu den stärksten Leistungen des Buches. Die erfahrenen Seemänner des Altertums hatten ein beinahe haptisches Verhältnis zum Meer, dessen Grund sie mit Lotleinen erkundeten, und zur Uferlandschaft, deren Topographie sie mit ihren Augen abtasteten. Die Nähe der indischen Küste erkannten sie an den vielen Seeschlangen im Wasser, und nach Irland kamen sie, indem sie den Zugvögeln folgten. Zudem erlaubte der Blick in den nächtlichen Sternenhimmel jene Positionsbestimmung, die heute das satellitengestützte GPS-System besorgt - wobei sich mangels genauer Zeitmesser zwar die geographische Breite, nicht aber die Länge präzise bestimmen ließ, so daß Nordsüdrouten wie zum Beispiel die durchs Rote Meer leichter befahrbar waren als Ostwestverbindungen.

Der Kompaß beendete dieses auf der genauen Kenntnis von Winden und Strömungen, Tieren und Gestirnen beruhende Navigieren und erlaubte das Ausfahren auch bei wolkenverhangenem Himmel. Wie diese Abkopplung der Seefahrt von den Jahreszeiten die Welt veränderte, das beschreibt Aczel eindrucksvoll am Beispiel des Aufstiegs von Venedig, das seine Handelsflotte nun mehrmals im Jahr nach Byzanz entsenden konnte und deshalb zur politischen Großmacht aufstieg. Die Blütezeit des Humanismus, zugleich das erste Zeitalter eines globalen Kapitalismus, verdankt sich laut Aczel ganz dem mit einer Windrose unterlegten Kompaß, der schnell ein Mittel zur Erkundung und Eroberung der Welt in allen sechzehn Himmelsrichtungen wurde.

Etwas weniger mitreißend wirkt diese kostbare kleine Studie dort, wo sich Aczel vom Mittelmeerraum entfernt - was sicherlich nicht zuletzt daran liegt, daß der Autor vor allem italienische Archive besuchte und dort unmittelbar auf faszinierende Quellen wie alte Segelkompendien oder Hafenbücher zugreifen konnte. Daß die Geschichte der Navigation mit den spanischen und portugiesischen Entdeckungsfahrten in eine völlig neue Epoche eintrat, die Venedig und das Mittelmeer verblassen ließ, wird von Aczel im letzten Kapitel eher im Stil eines Referats überliefert - auch wenn die tragische Geschichte des ersten Weltumseglers Magellan, der über weite Strecken ohne Karte und nur nach dem Kompaß fuhr, selbst in der gerafften Nacherzählung noch ein Abenteuer ist. "In den Zivilisationen ohne Schiff versiegen die Träume", hat Foucault geschrieben. Sicher wäre die Sehnsucht nach der Ferne in einer Welt ohne Kompaß weniger ausgeprägt.

ANDREAS ROSENFELDER

Amir D. Aczel: "Der Kompaß". Eine Erfindung verändert die Welt. Aus dem englischen von Hainer Kober. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2005. 175 S., geb., 17,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.03.2005

Die Vögel ziehen nicht immer
Von China nach Venedig: Amir D. Aczel gibt Orientierung über die Geschichte des Kompasses
Der Kompass zeigt uns die Richtung. Doch das Prinzip eines beweglichen magnetisierten Zeigers, der sich an der Nord-Süd-Richtung ausrichtet, erscheint so einfach, dass es darüber allein nur wenig Mitreißendes zu berichten gäbe - zu wenig für ein populäres, erzählendes Sachbuch. Der Zeiger ist hier schon fast das ganze Instrument, mit dessen Hilfe selbst Laien an wolkenverhangenen Tagen in ihrer Wohnung die besten Standorte für Blumenfenster oder Feng-Shui-Ratgeber bestimmen können. Bisweilen fällt dabei immerhin auf, dass Kompassnadeln beileibe nicht nur nach Norden, sondern genauso zuverlässig nach Süden zeigen, und dass man nicht immer weiß, welches Ende nun welches ist.
Hier hilft eine Markierung, und in China, wo das Prinzip schon im Altertum bekannt war, gebrauchte man magnetisierte Kellen und eiserne Fische, deren Köpfe nicht, wie Europäer es erwarten würden, gen Norden, sondern nach Süden zeigten. Diese Vorläufer des Kompasses nutzten zwar sein Prinzip, doch sei es dabei nicht um Navigation, sondern um Feng Shui gegangen, erzählt der amerikanische Mathematiker und Wissenschaftspublizist Amir D. Aczel, also um die Anwendung der taoistischen „Lehre von Wind und Wasser” auf die Lebensgestaltung.
Als Navigationsinstrument hingegen sei der Kompass in China erst im Jahre 1040, in Europa dann 1187 sicher dokumentiert. Aczel unterstreicht damit nicht nur die kulturellen Leistungen und Besonderheiten Chinas und legt nahe, dass Ost und West den Kompass unabhängig voneinander erfunden haben könnten; seine Darstellung wirft auch die Frage auf, ob man ihn überhaupt als Erfindung im engeren Sinn bezeichnen sollte.
Ganz sicher sei man da nur im süditalienischen Amalfi, dem Aczels Buch besondere Aufmerksamkeit widmet. Dort erinnere eine Statue an einen „unsterblichen Sohn” der Stadt und „glücklichen Erfinder des Magnetkompasses”, von dem man zwar wisse, dass er Flavio Gioia geheißen und seine Erfindung im Jahre 1302 gemacht, nicht aber, ob er wirklich gelebt habe. Gleichwohl könnte Amalfi, das im 11. Jahrhundert Neapel als einflussreiche maritime Macht ablöste, seinen Aufstieg durchaus der Nutzung des Kompasses verdankt haben. Man könnte ihn sich dabei - ähnlich wie das Rad - nicht als die Schöpfung eines genialen Tüftlers, sondern als das Ergebnis einer langjährigen Anwendung vorstellen, die das simple Prinzip eines magnetisierten Zeigers nicht nur technisch verbesserte und mit einer Kompassrose umgab, sondern auch mit anderen Navigationshilfen verband.
Schon lange, bevor man das Geheimnis magnetisierter Nadeln entdeckte, hat der Mensch Navigationsmittel benutzt. Zunächst wohl, indem er sich im ursprünglichen Wortsinn orientierte, also anhand des Sonnenaufgangs gen Orient ausrichtete. Auch andere Himmelskörper, allen voran der Polarstern, erlaubten es bei entsprechenden Erfahrungswerten, die Himmelsrichtung zu bestimmen. Erfahrene Seeleute kannten weithin sichtbare Landmarken und wussten die aus unterschiedlichen Richtungen kommenden Winde zur Orientierung zu nutzen - ebenso auch die Meeresströmungen, den Vogelzug, die mit der Lotleine bestimmte Meerestiefe. Doch gibt es Untiefen, die Vögel ziehen nicht immer, nicht überall gibt es Strömungen, bisweilen herrscht Flaute und nicht immer sternenklare Nacht oder strahlenden Sonnenschein. Der Kompass wirkte hier wahrhaft revolutionär, weil er Orientierung selbst bei Nacht und Nebel ermöglichte und es den mediterranen Seefahrern erlaubte, auch während der Wintermonate Handel zu treiben.
Der Kapitänssohn Aczel weiß freilich, dass ein Kompass allein nicht viel weiterhilft, wenn man nicht weiß, wo man ist. Erst in Verbindung mit detaillierten Karten und Seehandbüchern hat er seine revolutionäre Wirkung entfalten können, etwa als Navigationshilfe der großen Entdeckungsfahrten der frühen Neuzeit. So hätten bereits die Venezianer, berichtet Aczel, mit Hilfe des „gegissten Bestecks”, „der geschätzten Geschwindigkeit und Reisezeit in Verbindung mit dem durch den Kompass ermittelten Kurs” ihre Position auf See bestimmen können. Doch blieb das bis zur Entwicklung des Chronometers, das eine exakte Zeit- und Längengradbestimmung ermöglichte, bei großen Distanzen ein ungenaues Verfahren, zumal Stürme und Strömungen die exakte Bestimmung der Reisegeschwindigkeit verhinderten.
Leider ist Aczel bei der Darstellung der praktischen Arbeit mit dem Kompass und ihrer Tücken sehr viel lakonischer als bei den Versuchen, seine Geschichte nach gängiger Sachbuchmanier zu personalisieren und erzählerisch einzukleiden. „Der Kompass” ist deshalb eine kurze und durchaus kurzweilige Lektüre; unser Verständnis von Kompass und Navigation aber revolutioniert es nicht.
ULRICH BARON
AMIR D. ACZEL: Der Kompass. Eine Erfindung verändert die Welt. Deutsch von Hainer Kober. Rowohlt, Reinbek 2005. 175 Seiten, 17,90 Euro.
Wer nicht weiß, wo er ist, dem hilft auch der Kompass nicht.
Foto: archivberlin
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Blöd sei, berichtet Ulrich Baron vielleicht aus eigener Erfahrung, wenn man beim Kompass nicht wüsste, "welches Ende nun welches sei". Die pfiffigen Chinesen hätten darum schon früh mit eisernen Fischen Markierungen gesetzt. Ob es den einen genialen Erfinder des Kompasses gegeben hat, bezweifelt Baron nach Lektüre dieses Buches von Amir D. Aczel. Wahrscheinlich sei es das Ergebnis kollektiver Praxis und Erfahrungen gewesen, überhaupt sei der Kompass erst in Verbindung mit anderen Hilfsmitteln wie Karten und Seehandbüchern wirklich hilfreich geworden. Aczels Buch sei das typische Sachbuch, moniert Baron, flott geschrieben, kurzweilig zu lesen, in seiner Herangehensweise personalisiert; aber das technische Verständnis für den Umgang mit dem Kompass und dessen Einsatzmöglichkeiten bei der Navigation litten unter dieser erzählerischen Herangehensweise. Also bleibt die Frage: Welches Ende ist nun welches?

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