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Der Kompass erzählt die Geschichte des Schiffskompasses. Die für die Entwicklung dieses für die Seefahrt so bedeutenden Instruments wichtigen Wissenschaftler, Seefahrer und Techniker werden in spannenden Episoden vorgestellt, und die Entwicklung des Kompasses wird in die Zeitgeschichte eingebettet. Die Geschichten erzählen Schicksale von Menschen und Schiffen und malen ein Bild von der Seefahrt und ihren Problemen von der Entdeckerzeit bis zur modernen Navigation. Zeitgenössische Zeichnungen und Fotos illustrieren den Text. Im Anhang finden sich Anmerkungen, Begriffserklärungen und ein sehr…mehr

Produktbeschreibung
Der Kompass erzählt die Geschichte des Schiffskompasses. Die für die Entwicklung dieses für die Seefahrt so bedeutenden Instruments wichtigen Wissenschaftler, Seefahrer und Techniker werden in spannenden Episoden vorgestellt, und die Entwicklung des Kompasses wird in die Zeitgeschichte eingebettet. Die Geschichten erzählen Schicksale von Menschen und Schiffen und malen ein Bild von der Seefahrt und ihren Problemen von der Entdeckerzeit bis zur modernen Navigation. Zeitgenössische Zeichnungen und Fotos illustrieren den Text. Im Anhang finden sich Anmerkungen, Begriffserklärungen und ein sehr detaillierter Index. Von diesem Autor ist 2002 Der weiße Kontinent (The Race to the White Kontinent) als National Geographic-Taschenbuch erschienen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.12.2010

Volle
Peilung
Einer weiß, wo es langgeht
Natürlich ist es ein sehr spezielles Thema: die Geschichte des Kompasses in all ihren für die Seefahrt bedeutenden Facetten. Und, was man bislang noch nicht einmal ahnte, aber bei der Lektüre dieses Buches nun wirklich erfährt: Es sind mehr Facetten, als eine Windrose Winkel aufweist. Außerdem sollte man selbst als segelscheinlose Landratte nicht gleich stranden, wenn in den Kapiteln einschlägige nautische Manöver stattfinden, etwa „vierkant gebrasst“ und „rahgetakelt“ oder gar das „Vorliek des Rahsegels dichtgeholt“ wird. Hier bemüht sich der Autor von „Der Kompass“, Alan Gurney, ohnehin, sich so bodenständig wie nur möglich auszudrücken.
Der in England lebende ehemalige Yachtdesigner berichtet mit einer Leidenschaft, die ansteckend wirkt, von zitternden Nadeln und Anziehungskräften, von Gehäusen, stoßdämpfenden Flüssigkeiten und der gefährlichen Missweisung, die den Seemann in die Irre führen kann und davon herrührt, dass der geographische nicht mit dem magnetischen Nordpol übereinstimmt. Er selbst erklärt, diese Leidenschaft sei bei der Arbeit an einem zuvor veröffentlichten Buch über die Entdeckung der Antarktis per Segelschiff, „Der weiße Kontinent“, entzündet worden. Der Einfluss des Magnetfeldes der Erde fasziniert Gurney. Zudem schildert er ein traumatisches Erlebnis, das ihn inspiriert habe: Eine mit phantastischen digitalen Finessen ausgestattete Yacht pflügt nach dem Ausfall der Elektrik beinahe in die Katastrophe, weil nicht einmal ein einfacher Handkompass an Bord aufzutreiben ist – eine hübsche Parabel auf die Abhängigkeit des Menschen von komplexer Technik und die an sich simplen Möglichkeiten, sich davon freizumachen.
Dennoch war es ein langer Weg von magnetisierten Nadeln, die bereits im 12. Jahrhundert in Europa und Asien Verwendung fanden, bis zum globalen Navigationssatelliten-System GPS – ein Weg, „von Wracks und den Gebeinen vieler Seeleute gesäumt“, wie Gurney schreibt. Dazu zählen auch die 2000 Mann, die im Herbst 1707 ertranken, als Atlantikbrecher vier Schiffe der Royal Navy an den Granitriffen der Scilly-
Inseln zerschlugen – bis heute das schlimmste Unglück, das die Königliche Marine erleiden musste. Schuld waren laut Gurney überhebliche Navigationsoffiziere, die über die damals schon bekannte Missweisung hinwegsahen, außerdem fehlerhafte Seekarten und marode Kompasse benutzten. Die Richtungsweiser waren anfällig für Erschütterungen und Rost, Kanonenschüsse und Blitzschläge konnten sie entmagnetisieren. 1967 kam es an gleicher Stelle zu einem weiteren Desaster. Der Öltanker Torrey Canyon sank vor den Scillys und verursachte große Schäden an den Küsten Englands und Frankreichs. Wieder hatte fehlerhafte Navigation ins Verderben geführt.
Bei seinen Recherchen hat sich Gurney in die wichtigsten nautischen Archive und Bibliotheken seiner Heimat, etwa des „Royal Institute of Navigation“ oder der „Royal Geographical Society“, vertieft. Trotz der dabei zutage geförderten, schier nicht zu bewältigen Menge an Wissen schafft Gurney es, die technischen und geographischen Zusammenhänge verständlich zu erläutern und durch szenische Schilderungen zu fesseln. Wer sich einlässt auf dieses Leseabenteuer, erfährt, wie die Unglücke die Entwicklung des Kompasses vorangetrieben haben, wie die Gesetze der Natur enträtselt wurden. Und der lernt einiges über die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Zusammenhänge dieses Fortschritts, seien es die Tücken des antiken Getreidetransports zwischen Ägypten und Rom, die in London grassierenden Seuchen oder die ins Spiritistische gehenden Modeerscheinungen des 19. Jahrhunderts, in dem es schick war, Magnetsteine zu tragen.
Dann begegnen dem Leser auch noch zahlreiche skurrile Charaktere, die wichtige Rollen gespielt haben. Zum Beispiel John Dee, ein Mathematiker, Alchemist und Mystiker des 16. Jahrhunderts, der als Berater von Königin Elisabeth I. fungierte und seine Briefe mit „007“ unterschrieb. Die Queen nannte ihn „meinen edlen Agenten“. So ist „Der Kompass“ ein lehrreiches und unterhaltsames Buch über die ureigenste Anstrengung des Menschen: herauszufinden, wo es langgeht.     
JOCHEN TEMSCH
Alan Gurney
Der Kompass
Seine Geschichte in Geschichten. Aus dem Englischen von Christian Corssen. Delius Klasing Verlag, Bielefeld 2010. 304 Seiten, 19,90 Euro.
Der Weg von der Nadel zum
GPS ist von Wracks und den
Gebeinen von Seeleuten gesäumt
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