Über Europa sind viele Bonmots und Untergangsdiagnosen im Umlauf. Man wisse nicht, unter welcher Nummer man Europa erreichen könne, seine Bewohner seien dekadent, der Halbkontinent, der einst den »Rest der Welt« kolonisierte, sei nun seinerseits in den Rest geraten etc.
Doch wie im Fall Mark Twains erweisen sich Nachrichten vom Ableben der »Alten Welt« regelmäßig als stark übertrieben. Gleichwohl sind sich die Europäer ihrer Eigenschaften nicht mehr sicher: »Sie wissen nicht, woher sie kommen, erst recht nicht, wohin die Reise geht.« Um Orientierung zu stiften, blättert Peter Sloterdijk im Buch Europa einige Lesezeichen auf, etwa das des Kulturphilosophen Eugen Rosenstock-Huessy, der die »Autobiografie des westlichen Menschen« als Sequenz politischer Revolutionen erzählte. Sloterdijk öffnet auch das »Buch der Geständnisse«, aus dem sich ein bezeichnender Geist der Selbstkritik erklärt. Und er zitiert aus dem »Buch der Ausdehnungen«, das Europas Missionen im Zeitalter der nautischen Globalisierung illustriert.
Was ist Europa also? Jedes Gemeinwesen, das sich in der Tradition Roms sieht? Ein sich selbst verstärkender Lernzusammenhang? Das wahre Europa, so Sloterdijk, findet sich überall dort, wo die schöpferischen Leidenschaften denen des Ressentiments den Rang abgelaufen haben.
Doch wie im Fall Mark Twains erweisen sich Nachrichten vom Ableben der »Alten Welt« regelmäßig als stark übertrieben. Gleichwohl sind sich die Europäer ihrer Eigenschaften nicht mehr sicher: »Sie wissen nicht, woher sie kommen, erst recht nicht, wohin die Reise geht.« Um Orientierung zu stiften, blättert Peter Sloterdijk im Buch Europa einige Lesezeichen auf, etwa das des Kulturphilosophen Eugen Rosenstock-Huessy, der die »Autobiografie des westlichen Menschen« als Sequenz politischer Revolutionen erzählte. Sloterdijk öffnet auch das »Buch der Geständnisse«, aus dem sich ein bezeichnender Geist der Selbstkritik erklärt. Und er zitiert aus dem »Buch der Ausdehnungen«, das Europas Missionen im Zeitalter der nautischen Globalisierung illustriert.
Was ist Europa also? Jedes Gemeinwesen, das sich in der Tradition Roms sieht? Ein sich selbst verstärkender Lernzusammenhang? Das wahre Europa, so Sloterdijk, findet sich überall dort, wo die schöpferischen Leidenschaften denen des Ressentiments den Rang abgelaufen haben.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Wie "der Text zur Stunde" liest sich Peter Sloterdijks neues Buch für Rezensent Jens-Christian Rabe: Den Europäern, die zunehmend in die Bedeutungslosgkeit abdriften, führt der Philosoph ihre "zivilisationsgeschichtlichen Leistungen" vor Augen und mahnt gleichzeitig, sich die erkämpfte individuelle Freiheit nicht durch nationalistische Mythen nehmen zu lassen. Auch das Bild von Europa als "ewig überschuldetem imperialistischem Bösewicht" will Sloterdijk so nicht gelten lassen, erklärt Rabe. Ja, Europa habe sich oft Gutes vorgenommen, dabei aber "das Niederträchtigste" exportiert. Trotzdem nimmt sich Sloterdijk radikale Europa-Kritiker, wie Nikolai Danilewski oder Frantz Fanon vor und entlarvt ihre Kurzsichtigkeiten. Selbstkritik ist wichtig und eine europäische Tugend, glaubt der Philosoph laut Rabe, zu viel davon ist aber auch nicht gut. Der Rezensent spürt angesichts der düsteren Weltlage jedenfalls eine "eindrucksvoll lichte Kraft" in diesem "Pep Talk für Europa".
© Perlentaucher Medien GmbH
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»[Es] liest sich wie der Text zur Stunde.« Jens-Christian Rabe Süddeutsche Zeitung 20250224