Vitus Bering, Entdecker dänischer Herkunft, Marineoffizier in russischen Diensten, bricht Mitte des 18. Jahrhunderts auf, das östlichste Ende des Zarenreichs zu erkunden, um zu beweisen, dass Asien und Amerika nicht zusammenhängen. Auf seiner letzten Expeditionsfahrt entdeckt er Alaska, strandet auf dem durch Stürme abgeschnittenen Rückweg nach Kamtschatka an einer unbewohnten Insel, wo er beim Versuch, über den Winter zu kommen, mit Teilen seiner Mannschaft an Skorbut stirbt. Soweit die Legende, das biografische Substrat einer Geschichte, aus deren Versatzstücken und Motiven Konrad Bayer mit den Mitteln der Textmontage und unter Verarbeitung einer Vielzahl unterschiedlichster Quellen ein Sprachkunstwerk schuf, das zu den wichtigsten Hervorbringungen der österreichischen Avantgarde nach 1945 zählt. Vitus Bering dient dabei nur als Vehikel, ist Standort für eine literarisch abenteuerliche Erkundung in den entlegenen Bereichen extremer Wahrnehmung von Welt und Ich, weit jenseits der Grenzen von Verständigung, wo das Ganze, um es mit Konrad Bayer zu sagen, gegen Ende auch sprachlich vereist.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Mit Konrad Bayers Buch "der kopf des vitus bering" hat sich Rezensent Nico Bleutge auf eine Reise ins "Innere der Sprache" begeben und viel Interessantes entdeckt. Denn der bereits im Alter von 31 Jahren verstorbene Autor, der Mitglied der Wiener Gruppe war, zeigt hier, wie anhand eines Neubeginns der Sprache überkommene Normen und Denkmuster außer Kraft gesetzt werden können, und er erzählt zugleich die spannende Geschichte des dänischen Polarforschers Vitus Bering. Während der Lektüre wohnt der Kritiker geradezu einem "Materialexzess" bei: Ausschnitte aus Lexika, Kochrezepte oder Märchentexte stehen hier neben esoterischen Schriften und mathematischen Berechnungen. Insbesondere aber staunt Bleutge, wie es dem Autor gelingt, mit historischem Hintergrundwissen, Gespür für die Kunst der Montage und mit großer Intensität zu erzählen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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