Produktdetails
- Verlag: Darmstadt : Primus-Verl.
- ISBN-13: 9783896781215
- Artikelnr.: 24858472
- Herstellerkennzeichnung Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.11.1999Hinweis
ISLAMWISSENSCHAFT. Der Koran macht es seinen Lesern nicht leicht. Wer das Buch in deutscher Übersetzung aufschlägt, legt es meist schon vor dem Ende der zweiten Sure wieder aus der Hand. Verwirrend, abweisend gar wirkt auf den unbedarften Leser die Offenbarung, die Muslimen nicht bloß als Rechtsleitung, sondern auch als sprachliche Komposition von vollkommener Schönheit gilt. Wer nicht mit ihm aufgewachsen ist, bedarf in der Regel einer Einführung, um die spirituelle Fülle und poetische Raffinesse des Korans zu erkunden. Bis vor kurzem gab es im deutschen Sprachraum kein einziges Buch, das den zentralen Text der islamischen Kultur in fundierter und allgemeinverständlicher Form vorstellt. Die Lücke war unverkennbar. Und so sind in letzter Zeit gleich vier Einführungen in den Koran erschienen. Auf zwei Übersetzungen aus dem Französischen (Jacques Berques instruktives "Der Koran neu gelesen" und Azzedine Guellouz' im Vergleich weniger eindrucksvolles "Der Koran") folgten in diesem Jahr zwei Bücher deutscher Autoren: Während Hartmut Bobzin den Kenntnisstand der westlichen Islamwissenschaft gebündelt und ein ebenso knappes wie brillantes Standardwerk vorgelegt hat (F.A.Z. vom 26. April), hat der Essener Theologe Hans Zirker den Koran aus dezidiert christlicher Perspektive gelesen. Entstanden ist eine Interpretation, die in ihrer Ernsthaftigkeit überzeugt, je mehr sie sich von der islamwissenschaftlichen Sekundärliteratur löst und eigenen Schlüssen vertraut. Zirkers Ton hat nichts vom Sermon interreligiöser Harmonieanstrengungen. Unaufdringlich, niemals unkritisch weckt er Verständnis und Interesse für ein Buch, das wie wenige andere die Polemik westlicher Leser auf sich gezogen hat. Ein Gewinn, nicht nur für Christen (Hanz Zirker: "Der Koran". Zugänge und Lesarten. Primus Verlag, Darmstadt 1999. 230 S., br., 39,80 DM.)
NAVID KERMANI
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
ISLAMWISSENSCHAFT. Der Koran macht es seinen Lesern nicht leicht. Wer das Buch in deutscher Übersetzung aufschlägt, legt es meist schon vor dem Ende der zweiten Sure wieder aus der Hand. Verwirrend, abweisend gar wirkt auf den unbedarften Leser die Offenbarung, die Muslimen nicht bloß als Rechtsleitung, sondern auch als sprachliche Komposition von vollkommener Schönheit gilt. Wer nicht mit ihm aufgewachsen ist, bedarf in der Regel einer Einführung, um die spirituelle Fülle und poetische Raffinesse des Korans zu erkunden. Bis vor kurzem gab es im deutschen Sprachraum kein einziges Buch, das den zentralen Text der islamischen Kultur in fundierter und allgemeinverständlicher Form vorstellt. Die Lücke war unverkennbar. Und so sind in letzter Zeit gleich vier Einführungen in den Koran erschienen. Auf zwei Übersetzungen aus dem Französischen (Jacques Berques instruktives "Der Koran neu gelesen" und Azzedine Guellouz' im Vergleich weniger eindrucksvolles "Der Koran") folgten in diesem Jahr zwei Bücher deutscher Autoren: Während Hartmut Bobzin den Kenntnisstand der westlichen Islamwissenschaft gebündelt und ein ebenso knappes wie brillantes Standardwerk vorgelegt hat (F.A.Z. vom 26. April), hat der Essener Theologe Hans Zirker den Koran aus dezidiert christlicher Perspektive gelesen. Entstanden ist eine Interpretation, die in ihrer Ernsthaftigkeit überzeugt, je mehr sie sich von der islamwissenschaftlichen Sekundärliteratur löst und eigenen Schlüssen vertraut. Zirkers Ton hat nichts vom Sermon interreligiöser Harmonieanstrengungen. Unaufdringlich, niemals unkritisch weckt er Verständnis und Interesse für ein Buch, das wie wenige andere die Polemik westlicher Leser auf sich gezogen hat. Ein Gewinn, nicht nur für Christen (Hanz Zirker: "Der Koran". Zugänge und Lesarten. Primus Verlag, Darmstadt 1999. 230 S., br., 39,80 DM.)
NAVID KERMANI
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