Gleich zweimal hat sich im Laufe der Evolution ein komplexes Nervensystem entwickelt: bei den Kopffüßern, zu denen die Kraken gehören, und bei den Wirbeltieren. Sie haben gemeinsame Vorfahren, und doch entwickelten sich ihr einzigartiges Nervensystem und ihre Intelligenz in vollkommen unterschiedlichen natürlichen Umgebungen. Von dieser Erkenntnis ausgehend verfasst der Philosoph und leidenschaftliche Tiefseetaucher eine faszinierend erzählte Evolutionsgeschichte des Bewusstseins, deren Ausgangspunkt die Begegnung mit Kraken in den Tiefen des Meeres ist. Godfrey-Smith geht den Fragen nach, wie Oktopusse so intelligent werden konnten und welcher Art ihre Intelligenz ist, die nicht in einem zentralen Gehirn steckt, sondern in ihren Tentakeln. Sie können spielen, Menschen unterscheiden und entwickeln Sympathien für einzelne von ihnen. Durch diese Begegnung mit Kraken, in deren Körpern drei Herzen schlagen, erfahren wir zudem mehr über uns Menschen und fangen an, die Grundannahmeder menschlichen Überlegenheit infrage zu stellen. Denn Godfrey-Smith stellt klar: Das Bewusstsein entstand im Meer.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensent Volkart Wildermuth verfällt der Faszination des Kraken mit diesem Buch des Philosophen und Tiefseetauchers Peter Godfrey-Smith. Das Buch ist ein Lichtblick unter den Kraken-Büchern, findet der Kritiker, der hier zwar auch Anekdoten und "Fun-Facts" entdeckt, darüber hinaus aber auch allerhand Wissenswertes liest: Dass ein Großteil des zu "fortwährendem chromatischen Geplapper" neigenden Nervensystems der Kraken in ihren Armen sitzt, die dann gerne auch mal improvisieren, erfährt Wildermuth hier ebenso wie die Tatsache, dass Sepien ganz unterschiedliche Persönlichkeiten haben. Wie der Autor sein Wissen über Kraken mit einer Geschichte über die Evolution des Geistes verknüpft, findet der Rezensent lehrreich.
© Perlentaucher Medien GmbH
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