Die Katastrophe des Ersten Weltkriegs rief in den zwanziger Jahren nach einer geistigen Neuorientiertung. Dem verdankte auch die anthroposophische Bewegung ihren Aufschwung. Der Journalist Willy Storrer (1895-1930) engagierte sich für sie als Verleger und Zeitschriftenherausgeber, und er profilierte sich als streitbares und umstrittenes Gründungsmitglied der 'Anthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz' und als Initiator der Rudolf-Steiner-Schulbewegung. Darüber hinaus vermochte er mit seiner einzigartigen Zeitschrift 'Individualität', die er von 1926 bis 1930 herausgab, bedeutende Schriftsteller und Intellektuelle anzuziehen. Der Nachlass von Storrer, aus dem hier erstmals 169 ausgewählte Briefe publiziert werden, lässt erkennen, wie weit gespannt der Kreis war, den Storrer mit seiner kühnen, eigenwilligen Initiative zu faszinieren vermochte: Er reicht vom Bauhaus Oskar Schlemmers über Hermann Hesse und Jakob Bührer bis zu Robert Walser, dessen wichtige, bisher unbekannte Briefe an Storrer das Abenteuer der 'Individualität' kommentieren und begleiten. Zudem wird im Spiegel dieser Korrespondenz das kurze, intensive Leben von Storrer sichtbar, der seine Zeitgenossen mit philosophischen und finanziellen Spekulationen verblüffte und sie als Autorennfahrer irritierte, bis er als Flugpionier bei einem seiner ersten Flüge 1930 ums Leben kam.