Eine wahre Geschichte, die sich am 15. Januar 1981 in Halle ereignet und die ganze DDR in Aufregung versetzt hat. Der Autor recherchierte in Presse- und Stadtarchiven und interviewte zahlreiche Beteiligte, um den Ablauf der Geschehnisse wahrheitsgemäß zu rekonstruieren.
Westlich von Halle liegt
die Chemiearbeiterstadt Neustadt, nur durch die Saale getrennt. Neustadt hatte 1981 knapp…mehrEine wahre Geschichte, die sich am 15. Januar 1981 in Halle ereignet und die ganze DDR in Aufregung versetzt hat. Der Autor recherchierte in Presse- und Stadtarchiven und interviewte zahlreiche Beteiligte, um den Ablauf der Geschehnisse wahrheitsgemäß zu rekonstruieren.
Westlich von Halle liegt die Chemiearbeiterstadt Neustadt, nur durch die Saale getrennt. Neustadt hatte 1981 knapp hunderttausend Einwohner und viele von ihnen waren Alkoholiker. Im Januar tobte ein Schneesturm über die Zwillingsstädte und kaum jemand traute sich hinaus. Am 15. Januar tauchte um kurz nach 17 Uhr ein seltsames Paar im Polizeirevier auf. Mein Kind ist weg sagte der Mann ohne eine Begrüßung. Siegmund Schaft, der Leiter der Mordkommission, bekam die Vermisstenanzeige des 7-jährigen Sven gleich telefonisch und fuhr sofort durch die verschneiten Straßen nach Neustadt.
Sven Behrendt war um 15:30 Uhr beim Treff mit seiner Schwester verabredet, um sich einen Film anzuschauen. Er war nicht da und wurde nicht mehr gesehen.
Die Suche verlief in den unterirdischen Kollektoren (sämtliche Rohre und Kabel der städt. Energieversorgung verlaufen dort). Auch wurde das Umfeld und die Familie Behrendt durchleuchtet und die Bevölkerung um Hinweise gebeten. Alles vergebens.
Am 28. Januar machte der Streckenläufer Udo seine Runde und fand in der Nähe des Kilometerstein 107 einen Koffer. Als er ihn öffnete fand er alte Zeitschriften und die nackte zusammengekrümmte Leiche von Sven.
Die Ermittlungen stockten, das Ergebnis des Schriftgutachters ergab, daß die Rätselzeitschriften von einer Frau Mitte fünfzig ausgefüllt wurden. Das Täterprofil der Psychologen ergab eindeutig, daß es sich um einen Mann handelt, der deutlich jünger als 50 war. Die Schriftproben der Einwohner brachten erst am 17. November neue Ergebnisse...
Am 16. Juni 1982 begann der Prozeß.
Das Buch ist wahnsinnig interessant zu lesen. Man bekommt einen guten Einblick in die Szene und die einzelnen Charaktere. Es ist spannend, die Arbeit der Polizei zu verfolgen und auch das Regime der damaligen DDR wird relativ dargestellt. Man bekommt einen kleinen Einblick in das Leben der Arbeiter, die Familiensituation des Täters wird gut dargestellt und die schwierige Arbeit der Polizei wird ausführlich beschrieben, ohne dabei langweilig zu erscheinen. Die Gerichtsverhandlung wird gut dargestellt und man bekommt einen Einblick in das Prozeßrecht der damaligen DDR. Man erfährt, welche Probleme es zwischen Staatsanwalt, Gericht, Partei und Verteidiger gab. Und was die Parteiführung mit Menschen macht, die nicht 100%-ig ihrer Meinung ist. Am 19. November 1991 (nach der Wende) wurde der Fall noch einmal aufgerollt und nach westlichem Recht verhandelt.