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Kunst und Kultur finden im Kulturbetrieb statt. In diesem institutionellen Rahmen sind Künstler, Interpreten und Kulturmanager tätig, um Kunst zu produzieren und an ein Publikum zu vermitteln. Dabei spielen spartenspezifische Traditionen und künstlerische Ziele ebenso eine Rolle wie politische, ökonomische und rechtliche Bedingungen, die von außen an den Kulturbetrieb herangetragen werden. In einem oft nur schwer durchschaubaren Geflecht von Zielen, Interessen und Bedingungen fallen im Kulturbetrieb Entscheidungen zur Kunst - und dies nicht selten ohne Rücksicht auf den künstlerischen…mehr

Produktbeschreibung
Kunst und Kultur finden im Kulturbetrieb statt. In diesem institutionellen Rahmen sind Künstler, Interpreten und Kulturmanager tätig, um Kunst zu produzieren und an ein Publikum zu vermitteln. Dabei spielen spartenspezifische Traditionen und künstlerische Ziele ebenso eine Rolle wie politische, ökonomische und rechtliche Bedingungen, die von außen an den Kulturbetrieb herangetragen werden. In einem oft nur schwer durchschaubaren Geflecht von Zielen, Interessen und Bedingungen fallen im Kulturbetrieb Entscheidungen zur Kunst - und dies nicht selten ohne Rücksicht auf den künstlerischen Gehalt.Das Buch verfolgt das Ziel, diese Zusammenhänge sowohl spartenübergreifend als auch spartenspezifisch zu verdeutlichen. Neben der Frage, warum bestimmte Traditionen den Kulturbetrieb bis heute prägen, ist von besonderem Interesse, durch welche Veränderung der Rahmenbedingungen andere Ziele verfolgt und erreicht werden können. Daraus ergeben sich interessante Perspektiven für die Zukunftsfähigkeit der Künste im Kulturbetrieb.
Autorenporträt
Heinrichs, WernerWerner Heinrichs (Dr. phil.) ist Professor für Kulturmanagement und Kulturwissenschaft an der PH Ludwigsburg (1990-2001); seit 2002 ist er Rektor der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.09.2007

Der exzellente Mensch mit seinem Köfferchen
Das Kulturmanagement wird allgegenwärtig, akademisch und bringt nun seine eigene Fachliteratur hervor
Als aus Kinderläden soziokulturelle Zentren wurden und das Wort Festival noch nicht flächendeckend buchstabiert wurde, gab es kein Kulturmanagement in Deutschland, weder als Begriff noch als Fach an Hochschulen. Man darf daraus folgern, dass Kultur auch ohne Kulturmanagement existiert und dass die Grundlage dessen, was das Wort „Kulturstaat” Deutschland bedeutet, ein paar Jahrhunderte mehr auf dem Buckel hat. Dass die Kultur hierbei immer schon – neben der eigentlichen ästhetischen Produktion – vor der Notwendigkeit stand, sich nach innen und außen hinreichend effektiv zu organisieren, um für Texte, Bilder, Töne, Bauwerke, Filme Akzeptanz, Leidenschaft und Freude zu erzeugen und Bildung daraus abzuleiten, war und ist eine begleitende Selbstverständlichkeit in der Kulturgeschichte.
Seit Mitte der achtziger Jahre gibt es das Wort Kulturmanagement, entlehnt aus „arts management”. Lothar Späths politische Entdeckung der Verbindung von Wirtschaft und Kultur oder neue Maßstäbe im kulturellen Leben wie zum Beispiel das Schleswig-Holstein Musikfestival begleiteten die Forderung nach professionellem Management für und in der Kultur. Die Kunstkonzeption Baden-Württemberg 1990 (deren Erfinder Hannes Rettich zusammen mit Werner Heinrichs einen der ersten Kulturmanagement-Studiengänge, nämlich den in Ludwigsburg, begründete) setzte, dies voraussetzend, optimistisch auf einen wachsenden „kulturellen Informations- und Beteiligungswillen der Bevölkerung” und forcierte die Forderung nach kompetenten Vermittlern.
Hermann Rauhe, Gründer des ersten Studienganges Kulturmanagement in Deutschland (durchgesetzt als „old boys network”), hatte dann auch gleich eine passende Definition: Kulturmanagement ist die Kunst, Kultur zu ermöglichen. Da es die Kultur schon gab, bevor das Kulturmanagement auf die Welt kam, kann man nur vermuten, was Rauhe meinte – richtig ist, dass Kulturmanagement für die Kultur managt und so, nach Gerard Mortier, im besten Falle Kombinationen erzeugt, aus denen sich Spannungen und Spannendes ergeben.
Geschäft auf Gegenseitigkeit
In welchem Maße sich das Kulturmanagement mittlerweile institutionell durchgesetzt hat, lässt sich an einigen Büchern erkennen, die jüngst erschienen sind. Sie alle sind im Umkreis des Ludwigsburger Instituts für Kulturmanagement entstanden. War Armin Kleins „Kulturpolitik” von 2005 noch ein Werk, das sich tatsächlich an Politiker wendet, an Leute also, die über Budgets zu entscheiden haben – ihnen setzt er auf sehr effiziente Weise die wichtigsten Kategorien der Kulturpolitik auseinander –, so ist in Werner Heinrichs „Der Kulturbetrieb” zu beobachten, wie sich innerhalb der Wissenschaft der Gegenstand eines Faches konstituiert: eben die Kultur als öffentlich-rechtliche Institution, in weitgehender Absehung von ihren jeweiligen Inhalten, aber gesehen in ihrer ganzen politischen und ökonomischen Verflechtung. Wie ein kulturelles Angebot und eine entsprechende Infrastruktur beschaffen zu sein hätten, welche im Rahmen einer wesentlich mit Steuermitteln geförderten Kultur Nachfrage und Nutzung erfahren sollen, ist dabei eines unter den Parametern einer immer weiter ausgreifenden Erlebnisgesellschaft, des verschwindenden Bildungsbürgertums und struktureller Haushaltsdefizite sehr vitale Frage – mit Kulturmanagement allein kommt man ihr nicht bei, ohne kann man sie nicht beantworten.
Da ist es durchaus bedeutsam, dass es die Kulturpolitik in Deutschland bisher kaum wissenschaftlich verankert ist. Die Kulturverwaltungen der Bundesländer und der größeren Kommunen haben jedoch im zunehmenden Wettbewerb mit anderen Politikfeldern ein steigendes Interesse an Daten zur Kulturforschung, an Kulturstatistik und Kulturfinanzstatistik. Denn immerhin geht es um kollektive Identität, kulturelles Erbe, um das Selbstverständnis als Kulturnation – und damit auch um einen Markt, auf dem kulturelle Güter und Dienstleistungen mit Hilfe von effizientem Management ausgetauscht würden.Von vornherein ist dabei allerdings klar, dass dieser Markt nie aus eigener Kraft existieren könnte, es sei denn, sehr viele Bürger wären sich darüber einig, dass sie in einer Kulturnation leben und überleben wollen.
Handwerkliche Disziplin
Damit das funktioniert und das Kulturmanagement auch eine Kultur bekommt, die sie fördern und verwalten kann, bedarf es anderer Disziplinen, mit denen es sich zusammentun muss – vorrangig Geistes- und/oder Kunstwissenschaften, Kultursoziologie und Kulturanthropologie. Auch Volkswirtschaft und die Betriebswirtschaft gehören ins Köfferchen. Dass damit auch neue Probleme entstehen, liegt auf der Hand – sie bilden sich ab in einer inzwischen ausufernden Zahl von Studienangeboten, als deren gemeinsamer Nenner allenfalls der ebenso ausufernde Gebrauch einer Berufsbezeichnung Kulturmanager auszumachen wäre. Woraus nicht abzuleiten ist, dass es Kulturmanagement als seriöse, handwerkliche Disziplin nicht gäbe.
Allerdings klingt der jüngste Vorschlag, eine eigene wissenschaftliche Disziplin mit angeschlossener Methodologie aus dem Handwerk Kulturmanagement zu machen, schon sehr nach Bedeutungshuberei. Sehr willkommen ist daher, dass Armin Klein jetzt mit „Der exzellente Kulturbetrieb” ein Werk vorgelegt, dass auf nüchterne Weise die wichtigsten Momente eines effizienten Kulturmanagements zusammenträgt und schildert – und dabei weder einen Hehl daraus macht, dass die Anschaffungsetats der Museen sinken noch dass Sponsoring ein Geschäft auf Gegenseitigkeit ist. Geschrieben ist dieses Buch aus der Einsicht heraus, dass die Bedeutung des Kulturmanagements in den kommenden Jahren zwar steigen, der Einfluss der Politik, einschließlich der ökonomischen Förderung, aber eher sinken wird. Die Folge wird sein, dass weiträumiges staatliches Mäzenatentum zunehmend ersetzt werden wird durch eine, wie er es nennt, „aktivierende” Kulturförderung – was wiederum höhere Anforderungen an das Kulturmanagement stellen wird. STEPHAN OPITZ
ARMIN KLEIN: Kulturpolitik. Eine Einführung. Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2005. 224 Seiten, 24,90 Euro.
WERNER HEINRICHS: Der Kulturbetrieb. Bildende Kunst, Literatur, Musik, Theater, Film. Transcript Verlag, Bielefeld 2006. 294 Seiten, 26, 80 Euro.
ARMIN KLEIN: Der exzellente Kulturbetrieb. Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007. 336 Seiten, 24,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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"[Es] gelingt [...] dem Autor, den 'Betrieb', also das Feld, auf dem Kunst und Kultur stattfindet, in seiner Entwicklung und Struktur [...] in gut lesbarer Form plastisch zu machen." Jörg Hausmann, Kulturpolitische Mitteilungen, 1 (2007)