Längst schon wurde »in der Schule das Ende der Erzählung des Romans gefordert (¿), danach kam das Ende des Erzählers und wenig später sprach man vom Tod des Autors.« Und auch die Autofiktion ist nur eine Mode (so der Erzähler in Francesco Micielis Schwazzenbach). Die Dresdner Poetikvorlesungen Micielis führen in eine Erzählwelt, die sich von schlichtem Realismus verabschiedet hat, um unserer Wirklichkeit näher zu kommen, eine Erzählwelt, in der die Fremde, das Andere, die Nichtidentität akzeptiert und verteidigt werden müssen, um Freiheit zu gewinnen. Immer wieder neu verwirklichen die Werke Micielis diese Freiheit. Freiheit lässt dem Schreibenden die Wahl: »Ich habe vier Muttersprachen, drei lasse ich aus.« In seinen Poetikvorlesungen erkundet er die Voraussetzungen eines Lebens und Schreibens, das »mehrheimisch« ist. Francesco Micieli, in Santa So a d¿Epiro in Kalabrien geboren, gehört der seit Jahrhunderten dort ansässigen Minderheit der Arbëresh an. wandern seine Eltern als Arbeitsmigranten in die Schweiz aus. Francesco Micieli wächst in Lützelflüh im Emmental auf, studiert in Bern und Florenz, ist Schauspieler, dann auch freier Schriftsteller. Er schreibt erzählende Prosa, Essays, Libretti, er lehrt an der Hochschule für Gestaltung in Bern und an der Hochschule der Künste in dieser Stadt. Er übernimmt Ehrenämter, erhält Preise, aber vor allem gehört Francesco Micieli zu jenen, deren Schreiben in der Schweiz immer wieder zeigt, dass aus ¿Fremdheit¿ große deutschsprachige Literatur entsteht.
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