Am Beginn und am Ende des Romans steht Jack Ferris auf einer Brücke und wartet auf seine Geliebte Catherine. Beim ersten Mal wartet er vergeblich, und diese Enttäuschung verändert sein Leben dramatisch. Er erlebt zunächst den furchtbaren Abstieg in die Verzweiflung. Er, der als Fischer und Schriftsteller ein zurückgezogenes Leben auf der rauhen Halbinsel Mullet geführt hatte, verliert den Boden unter den Füßen und muss versuchen, in einer anderen Welt zu leben, einer Welt ohne Catherine, Die Liebe zwischen den beiden war bis in die intimsten Momente hinein von der Politik und der Religion bestimmt. Protestanten und Katholiken stellten sich gleichermaßen gegen die Verbinung, die schließlich unter dem Druck der Ausgrenzung und der Angst zerbrechen musste. Dermot Healy erschafft in eindringlicheb, suggestiven Bildern die Atmosphäre eines Landes, das an seinen inneren Konflikten leidet.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Wieder ein großer irischer Erzähler, der eine Geschichte zu Nordirland und Irland geschrieben und sie mit "allgegenwärtiger Doppelbödigkeit" und großer "topografischer Genauigkeit" gemeistert hat, schreibt H. G. Pflaum begeister in seiner ausführlichen Besprechung. Zunächst kritisiert der Rezensent allerdings den deutschen Titel: das englische Original heisst "The Goat?s Song" und meint den antiken Bocksgesang, - ein deutlicher Hinweise auf die große Tragödie, die hier verhandelt ist. Obwohl es im Wesentlichen um die unglückliche protestantisch-katholische Liebesgeschichte zwischen Jack und Catherine, Bühnenautor und Schauspielerin, geht, ist "Kern und Höhepunkt" des Romans, so Pflaum, ein "großes Todeskapitel". In ihm ist Rückzug und Tod des nordirischen Presbyterianers Jonathan Adams, Vater von Catherine, verhandelt, dessen grösster Schock seine eigene Gewalt gegen demonstrierende Katholiken 1968 in Derry gewesen ist, und der sich im Alter aufs Gälisch-Lernen inmitten einer katholischen Umgebung konzentriert hat. Hier durchmisst der Autor, schreibt Pflaum "eine archaische irische Seelenlandschaft", die sich von konfessionellen Glaubensvorstellungen entfernt hat und die "Mythologie" Irlands als Ruhepunkt findet. Er sei "der größte", hat sein Kollege Roddy Doyle über Healey gesagt, zitiert Pflaum, und ist selbst wohl nicht abgeneigt, ihm nach dieser "hoch empfindlichen" Darstellung des irischen "Erbes in den Köpfen und in den Emotionen" zuzustimmen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Der Lachsfischer, die Geschichte zweier grausamer Trennungen, ist ein ungewöhnliches und kraftvolles Buch, eines der Besten, das je über die irische Trennung geschrieben wurde. Geistig stimuliert, emotional erschöpft und voller Staunen über die Bilder der Natur, endlosen Trinkens und zerstörter Hoffnung, war ich am Ende im wahrsten Sinne des Wortes erschüttert." (E. Annie Proulx)