"Kann eine friedliche Rechtsgemeinschaft ohne ein Monopol legitimer Zwangsmittel entstehen?" Diese Fragestellung nach Otto Brunner verbindet die mittelalterliche Rechtsgeschichte mit der neuzeitlichen Staatslehre und aktuellen Grundfragen internationaler Politik. Die Macht der Herrscher und der Gerichtsbarkeit war schwach im hohen und späten Mittelalter. Gewalttätige Eigenmacht und Selbsthilfe prägten den Alltag der Menschen. In dieser Lage sollten die Landfrieden mit den Mitteln von Recht und Macht Frieden zum "gemeinen Nutzen" für alle redlichen Einwohner und Reisenden schaffen. In vielen Regionen des Heiligen Römischen Reiches gingen der Aufbau des Landfriedens und die Monopolisierung von Herrschaft Hand in Hand. Dagegen übernahmen im Elsass nach dem Untergang der Staufer bis zum Ende des 14. Jahrhunderts Einungen gleichberechtigter kirchlicher, territorialadeliger und bürgerschaftlicher Herr-schaftsträger unter Mitwirkung des Königtums die Sorge für den Landfrieden. Sie ahndeten Gewalt und Unrecht und stärkten alternative Formen der Konfliktlösung. Das vorliegende Buch analysiert die Entwicklung, Ausgestaltung und Wirkung dieser Einungen. Es ergänzt die bis heute lückenhafte Geschichtsforschung des Elsass um eine detailreiche Darstellung der Akteure, Konflikte, Krisen und Bündnisse in dieser früheren Kernlandschaft des Heiligen Römischen Reiches.